Offiziell begründet wurde der Abzug damit, dass durch die Umgruppierung die Einheiten im angrenzenden Gebiet Donezk verstärkt werden sollen. Viele Militärexperten gehen jedoch davon aus, dass die Russen mehr als ein halbes Jahr nach Kriegsbeginn angesichts des massiven ukrainischen Vorstosses im Charkiwer Gebiet so stark unter Druck geraten sind, dass sie sich zur Flucht entschieden haben.
Kupjansk wichtig für Versorgung russischer Truppen
Früher am Samstag hatte die ukrainische Seite etwa über die Rückeroberung von Kupjansk berichtet. Die Kleinstadt ist wegen ihres direkten Bahnanschlusses an Russland als Verkehrsknotenpunkt wichtig für die Versorgung des gesamten russischen Truppenverbands um das südwestlich gelegene Isjum. Durch den Vorstoss der Ukrainer hätte dort nun mehr als 10 000 russischen Soldaten die Einkesselung gedroht.
Später berichtete der Militärgouverneur des ebenfalls ostukrainischen Gebiets Luhansk, Serhij Hajdaj, die eigenen Truppen seien auch dort auf dem Vormarsch und bereits an den Stadtrand von Lyssytschansk vorgestossen. Lyssytschansk war im Juli als letzte grössere Stadt des Gebietes Luhansk von der russischen Armee erobert worden. Vor dem Ende Februar von Russland begonnenen Einmarsch in die Ukraine hatte die Industriestadt knapp 100 000 Einwohner.
Dutzende Dörfer und Städte befreit
Auch mit Hilfe westlicher Waffen hat die ukrainische Armee im August mit einer gross angelegten Gegenoffensive begonnen. Im Charkiwer Gebiet wurden dadurch zuletzt Dutzende Dörfer und mehrere Städte von den russischen Besatzern befreit.