Quelle: Reuters / CH Media Video Unit / David Walder
Die Polizei habe eine Person gesehen, die «augenscheinlich eine Schusswaffe trug», schreibt die Polizei München auf Twitter. Es habe sich um eine ältere Langwaffe gehandelt. Die Einsatzkräfte setzten deshalb ihre Dienstwaffen ein, die verdächtige Person wurde getroffen und tödlich verletzt. Denn nur wenig später gab Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bekannt, dass der Mann gestorben sei. Zur Identität des Bewaffneten können derzeit noch keine Angaben gemacht werden. Auch über ein mögliches Motiv machte Herrmann keine Angaben.
Wie «Bild» schreibt, soll der Verdächtige mit der Waffe vor dem NS-Dokuzentrum vorgefahren sein und dort auf Standposten der Polizei vor dem Gebäude geschossen haben. Daraufhin sollen die Beamten das Feuer erwidert haben.
Grosses Polizeiaufgebot in der Innenstadt
Die Polizei rückte mit zahlreichen Kräften und einem Hubschrauber in dem Bereich rund um das Generalkonsulat und das NS-Dokumentationszentrum aus. Zeugen hatten von mehreren Schüssen in dem Areal berichtet. Die Polizei rief die Bevölkerung dazu auf, den Bereich zu meiden. Strassensperren wurden errichtet, wo mit Maschinenpistolen bewaffnete Beamte stehen.
Das sind die ersten gesicherten Erkenntnisse im Zusammenhang mit dem laufenden Einsatz:
— Polizei München (@PolizeiMuenchen) September 5, 2024
- Im Bereich Karolinenplatz kam es zu Schussabgaben durch polizeiliche Einsatzkräfte auf eine verdächtige Person, die Person wurde hierbei getroffen.
-Der Einsatzraum ist großräumig abgesperrt
Am Mittag gab die Polizei dann Entwarnung. Es bestehe keine Gefahr mehr für die Bevölkerung, der Einsatz laufe aber trotzdem weiter. «Insbesondere die Arbeit der Spurensicherung steht aktuell im Fokus. An der sogenannten Zeugensammelstelle sprechen Kollegen mit potenziellen Zeugen», heisst es auf Twitter.
Vorfall am Jahrestag des Olympia-Attentats
Der Vorfall fällt genau auf den Jahrestag des Olympia-Attentats 1972 in München. Am 5. September 1972 erschossen palästinensische Terroristen im Olympischen Dorf zwei Männer und nahmen neun Geiseln. Rund 18 Stunden später endete ein Befreiungsversuch mit dem Tod der neun israelischen Geiseln, eines Polizisten und von fünf der Attentäter. Die Terroristen wollten mehr als 200 Gefangene in Israel und die RAF-Terroristen Andreas Baader und Ulrike Meinhof freipressen.
Auch das israelische Aussenministerium nahm zum Vorfall am Jahrestag Stellung. Es teilte mit, dass keine Konsularmitarbeiter verletzt worden seien. Im Konsulat habe es eine Gedenkfeier zum Olympia-Attentat in München 1972 gegeben, deshalb hatte es den Angaben zufolge nicht geöffnet.
Wie die deutsche Wochenzeitung «Jüdische Allgemeine» berichtet, seien Jüdische Einrichtungen in München zunächst in einen Lockdown. Dieser sei aber kurze später wieder aufgehoben worden. Der Zeitung zufolge soll eine für heute geplante Radfahrt von München nach Fürstenfeldbruck zum Gedenken an das Olympia-Attentat wie geplant stattfinden. Eine vom israelischen Generalkonsulat geplante Gedenkveranstaltung sei aber abgesagt worden.
Augenzeugen berichten von mehreren Schüssen
Ronen Steinke ist Journalist bei der «Süddeutschen Zeitung». Auf Twitter veröffentlichte er ein Video, wo zahlreiche Schüsse zu hören sind.
Schüsse vor dem israelischen Generalkonsulat in München. Das NS-Dokuzentrum ist direkt nebenan. pic.twitter.com/k1r819o9Rj
— Ronen Steinke (@RonenSteinke) September 5, 2024
Benedikt Franke ist stellvertretender Vorsitzender und CEO der Münchner Sicherheitskonferenz. Gegenüber der «Bild» sagt er, dass sich ihre Büros direkt neben dem NS-Dokumentationszentrums befinden. Diese wurden zwischenzeitlich von der Polizei abgeriegelt. Die Mitarbeiter hätten sich im Lockdown befunden.
«Schwerwiegender Vorfall»
Deutschlands Innenministerin Nancy Faeser schätzt die Schüsse in München als gravierenden Vorgang ein. «Es ist ein schwerwiegender Vorfall», sagte die Sozialdemokratin in Berlin. Sie wolle aber nicht spekulieren, es gelte abzuwarten. Sie äusserte sich während einer Pressekonferenz zu einem anderen Thema. «Ich bedanke mich ganz herzlich bei der Münchner Polizei, die da einen guten Einsatz aus meiner Sicht machen», sagte Faeser. «Der Schutz jüdischer und israelischer Einrichtungen, das wissen Sie, hat oberste Priorität.»
Täter ist Österreicher
Bei dem von der Polizei getöteten Schützen von München handelt es sich um einen 18 Jahre alten Mann aus Österreich, der auch dort seinen Wohnsitz hatte. Das gab die Polizei auf einer Pressekonferenz bekannt.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) schloss einen Anschlagsplan auf das in der Nähe des Tatorts befindliche israelische Generalkonsulat nicht aus. Zur genauen Motivlage machten die Behörden jedoch noch keine konkreten Angaben. Das österreichische Innenministerium kündigte für den Nachmittag ein Statement an.
Es müsse davon ausgegangen werden, dass es möglicherweise einen solchen Anschlagsplan gegeben habe, sagte Herrmann. Die Hintergründe müssten jedoch noch aufgeklärt werden.
Polizisten hatten gegen 9.00 Uhr in dem Areal in der Nähe des Konsulats und des NS-Dokumentationszentrums den mit einer sogenannten Repetierwaffe älteren Baujahres bewaffneten Mann entdeckt. Er schoss laut Herrmann gezielt auf die Polizisten, die das Feuer erwiderten. Dabei sei der Mann getroffen worden und noch am Einsatzort gestorben.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) schloss auch einen Zusammenhang mit dem Gedenktag zum Olympia-Attentat von 1972 vorerst nicht aus. «Ein Zusammenhang ist möglicherweise gegeben. Es muss noch geklärt werden», sagte der CSU-Politiker bei der Pressekonferenz in der Nähe des Tatorts. «München hat heute kurz den Atem angehalten.»
Nach derzeitigen Erkenntnissen gehe man bei dem Angriff des mit einem Gewehr bewaffneten 18-jährigen Österreichers von einem «Bezug zum Generalkonsulat des Staates Israel» aus, teilten Polizei und Generalstaatsanwaltschaft München mit.
Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU) sagte, die Ermittlungen würden von der Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus (ZET) bei der Generalstaatsanwaltschaft München geführt.
Schütze im Vorjahr wegen IS-Verdachts angezeigt
Der von der Polizei getötete Schütze von München war laut einem Medienbericht voriges Jahr wegen mutmasslicher Nähe zur Terrororganisation Islamischer Staat in Österreich angezeigt worden.
Wie die österreichische Presseagentur APA berichtet, waren auf dem Mobiltelefon des jungen Österreichers mit bosnischen Wurzeln Daten und ein Computerspiel sichergestellt worden, die eine Nähe zu islamistisch-terroristischem Gedankengut bezeugten.
Er wurde laut APA danach bei der Staatsanwaltschaft Salzburg angezeigt. Das Verfahren wegen Mitgliedschaft bei der radikalislamischen Terror-Miliz Islamischer Staat (IS) sei aber eingestellt worden, hiess es.
Die Salzburger Polizei, die Staatsanwaltschaft Salzburg und das Innenministerium in Wien bestätigten der Deutschen Presse-Agentur diese Angaben zunächst nicht.
Auf dem Telefon soll der junge Mann nach APA-Informationen IS-Propagandamaterial gespeichert haben. Auf die Handyinhalte waren die Behörden demnach aufmerksam geworden, nachdem der Jugendliche an seiner Schule gewalttätig gegen Mitschüler vorgegangen war.
Polizisten hatten gegen 9.00 Uhr in dem Areal in der Nähe des israelischen Generalkonsulats und des NS-Dokumentationszentrums den Mann mit einer sogenannten Repetierwaffe entdeckt.
Er schoss laut Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) gezielt auf die Polizisten, die das Feuer erwiderten. Dabei sei er getroffen worden und noch am Einsatzort gestorben.
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