Russland

Selenskyj hofft auf weitere Evakuierung – die Nacht im Überblick

02.05.2022, 14:43 Uhr
· Online seit 02.05.2022, 11:10 Uhr
Während Selenskyj die Kriegsstrategie Russlands als sinnlos bezeichnete und auf weitere Evakuierungen hofft, will sich Bundeskanzler Olaf Scholz am Montagabend im ZDF zum russischen Angriff auf die Ukraine äussern. Der Überblick zum Ukraine-Krieg.

Quelle: CH Media Video Unit / Melissa Schumacher

Anzeige

«Ich hoffe, dass am Montag alle notwendigen Bedingungen erfüllt sind, um weiterhin Menschen aus Mariupol zu evakuieren», sagte Selenskyj am Sonntagabend in seiner täglichen Videobotschaft. «Wir werden weiterhin alles tun, um unsere Leute aus Azovstal und aus Mariupol insgesamt zu evakuieren», sagte er.

Tausende Menschen eingeschlossen

Ein Bus-Konvoi hatte am Wochenende rund 100 Zivilisten aus dem von russischen Soldaten belagerten Stahlwerk Azovstal gebracht. Beteiligt waren auch die Vereinten Nationen und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK). Nach ukrainischen Angaben sollen allein in den Bunkeranlagen des Stahlwerks noch etwa 1000 Zivilisten eingeschlossen sein. Russland spricht von etwa 2500 Menschen, darunter Militärs und ausländische Söldner.

Russlands Kriegsstrategie gibt Rätsel auf

Selenskyj sieht infolge der seit zwei Monaten laufenden Invasion der russischen Armee in seinem Land auf beiden Seiten nur Verlierer. «Wie sie ihre Ziele auswählen, beweist einmal mehr, dass der Krieg gegen die Ukraine ein Vernichtungskrieg für die russische Armee ist», sagte Selenskyj am Sonntagabend. Neben den Angriffen auf zivile Objekte und Wohngebiete würden inzwischen Getreidelager und landwirtschaftliche Betriebe vernichtet.

«Was könnte Russlands strategischer Erfolg in diesem Krieg sein? Ehrlich gesagt, weiss ich es nicht», sagte Selenskyj. Das zerstörte Leben der Menschen und verbranntes oder gestohlenes Eigentum brächten Russland nichts. «Es wird nur die Toxizität des russischen Staates und die Zahl derer in der Welt erhöhen, die daran arbeiten, Russland zu isolieren.»

Russischer Spion entlarvt

Die ukrainischen Sicherheitsbehörden hoben zudem nach eigener Darstellung einen Ring russischer Agenten aus. Einer der Spione habe sogar im ukrainischen Generalstab gearbeitet, sagte Selenskyjs Berater Olexij Arestowytsch in der Nacht zum Montag nach Angaben der Agentur Ukrinform. Über die genaue Zahl der Mitglieder des Spionage-Rings machte er keine Angaben.

Explosionen erschüttern russische Stadt 

Die südrussische Stadt Belgorod unweit der Grenze zur Ukraine wurde in der Nacht zum Montag von zwei schweren Explosionen erschüttert. Bislang gebe es keine Berichte über Schäden oder Opfer, sagte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow laut der russischen Staatsagentur Tass.

Nato und EU haben Vorherrschaft akzeptiert

Die Nato und die EU haben sich nach Worten des russischen Aussenministers Sergej Lawrow offenbar damit abgefunden, dass die USA das Sagen auf internationaler Bühne haben. Das sagte Lawrow am Sonntagabend in einem Interview der italienischen TV-Gesellschaft Mediaset, das auch von Tass verbreitet wurde.

In dem Interview unterstellte Lawrow sowohl den USA als auch Kanada, für die Ausbildung «neonazistischer Unterabteilungen» verantwortlich zu sein, die ihren Weg in die Reihen der ukrainischen Armee gefunden hätten. Dieser Nazi-Vergleich sorgte in Jerusalem für grosse Empörung. Israels Aussenminister Jair Lapid sprach am Montag von einer «unverzeihlichen, skandalösen Äusserung, einem schrecklichen historischen Fehler». «Wir erwarten eine Entschuldigung.» Lapid empfahl Lawror den Blick in ein Geschichtsbuch.

Ohne Waffen wäre Leid der Ukrainer grösser

Aussenministerin Annalena Baerbock verteidigte die Entscheidung der Bundesregierung zur Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine. «Wir tragen auch Verantwortung für Nicht-Handeln», sagte die Grünen-Politikerin am Sonntagabend in der ARD-Sendung «Anne Will». «Wenn wir jetzt die Entscheidung getroffen hätten, wir würden keine weiteren Waffen, keine schweren Waffen liefern, dann würden wir weitere Orte in der Ukraine in die Hände des russischen Präsidenten geben. (...) Wenn wir nichts tun würden, dann wäre das Leid der Ukrainerinnen und Ukrainer noch viel, viel schlimmer.»

Olaf Scholz bezieht Stellung

Bundeskanzler Olaf Scholz wird sich zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine äussern. Der SPD-Politiker ist am Montagabend um 19.20 Uhr zu Gast in der ZDF-Sendung «Was nun, ....?». In Brüssel beraten die Energieminister der EU-Staaten am Montag bei einem Sondertreffen über den Umgang mit Russlands Stopp von Gaslieferungen nach Polen und Bulgarien. Bei den Gesprächen soll es insbesondere um die Frage der Versorgungssicherheit gehen.

(sda/roa)

veröffentlicht: 2. Mai 2022 11:10
aktualisiert: 2. Mai 2022 14:43
Quelle: sda

Anzeige
Anzeige
argoviatoday@chmedia.ch