Eigentlich könnte man meinen, über politisch unkorrekte Songtexte würde sich heutzutage niemand mehr aufregen. In Zeiten von gewaltverherrlichenden Raptexten, xenophobem Rock oder frauenfeindlichem Pop ist die geneigten Musikkonsumentin es gewohnt, Liedtexte nicht zu sehr zu hinterfragen.
«Layla» sorgt für Aufregung
Doch weit gefehlt: In Deutschland gehen die Wogen gerade hoch – alles wegen des Hits «Layla» von DJ Robin und Schürze. Eingeschoben: Der Song der beiden Herren zwischen Mitte Zwanzig und Anfang 30 hat wenig gemein mit dem legendären Song von Eric Clapton und anderen alias Derek and the Dominos.
Wo der Rocksong von 1970 Motive der Liebesgeschichte Leila und Madschnun des persischen Dichters Nezāmi aufnimmt, ist der Schlagersong einiges trivialer: Er besingt eine Bordellchefin gleichen Namens.
Und der Song hat Erfolg: Denn «Layla» schaffte es als erster Ballermann-Hit überhaupt auf Platz eins der offiziellen deutschen Charts.
Deutsche Städte wollen den Gassenhauer nicht spielen lassen
Doch nun wird er im Zuge der anstehenden Kirmes-Saison in Deutschland zum Politikum. Städte wie Würzburg verbieten den Song. Stadtsprecher Christian Weiss sagte der «Bild»-Zeitung: «Wir haben uns letztes Jahr dazu entschlossen, dass wir bei städtischen Veranstaltungen kein Liedgut spielen lassen, das rassistische, extreme oder sexistische Inhalte hat.»
In dem Lied werde der arabische Vorname Layla als «Puffmama» besungen, die «schärfer, jünger, geiler» sei. Somit sei der Text diskriminierend.
Auch in Düsseldorf will man den Hit nicht auf dem Festplatz hören. Grund: Der Text entspreche in keiner Weise den dortigen Gepflogenheiten.
Justizminister: «Man muss Schlagertexte nicht mögen»
Denn der Songtext, den die Feierwütigen so gern grölen, lautet: «Ich hab ’nen Puff und meine Puff-Mama heisst Layla. Sie ist schöner, jünger, geiler (...) Die schöne Layla, die geile Layla. Das Luder Layla, unsre Layla (...)»
Dass ein Lied aber verboten wird, stösst Politikerinnen und Politikern sauer auf. Der deutsche Bundesjustizminister Marco Buschmann schreibt auf Twitter: «Man muss Schlagertexte nicht mögen. Man kann sie sogar doof oder geschmacklos finden. Sie aber behördlich zu verbieten, finde ich, ist eins zu viel.»
Man muss Schlagertexte nicht mögen. Man kann sie sogar doof oder geschmacklos finden. Sie aber behördlich zu verbieten, finde ich, ist eins zuviel. #layla
— Marco Buschmann (@MarcoBuschmann) July 12, 2022
DJ Robin verteidigt seinen Song in der «Bild»: «Früher haben die Leute ‹Skandal im Sperrbezirk› gesungen oder ‹Wir fahren in den Puff nach Barcelona›. Es kann jeder seine Meinung haben, aber in jedem Deutsch-Rap-Lied sind die Texte schlimmer. Da regt sich kein Mensch auf.»
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