«Menschliche Überreste»

Täter gesteht Mord an britischem Journalisten im Amazonas

· Online seit 16.06.2022, 09:45 Uhr
Nach tagelangen Suchen im Amazonasgebiet Brasiliens scheint jetzt endlich Klarheit zu herrschen: Der vermisste britische Journalist und sein Begleiter wurden vermutlich getötet. Ein Verdächtiger soll die Tat nun gestanden haben.

Quelle: CH Media Video Unit / Katja Jeggli

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Ein Verbrechen mitten im abgelegenen Amazonasgebiet Brasiliens? Vieles deutet mittlerweile darauf hin, dass der vermisste britische Journalist Dom Philipps und der ebenfalls verschollene Indigenen-Experte Bruno Pereira dort getötet wurden. In einem Gebiet, das als besonders gefährlich gilt. Zwei Verdächtige wurden bislang festgenommen, einer von ihnen gestand nun, er sei an einem Mord an den beiden beteiligt gewesen, wie die Bundespolizei in Manaus am Mittwochabend mitteilte.

Opfer wurden vermutlich erschossen

Er habe die Polizei zu «menschlichen Überresten» geführt, hiess es. Diese sollten untersucht werden. Die beiden Vermissten sollen einem Ermittler zufolge erschossen worden sein. «Auch wenn wir noch die endgültigen Bestätigungen abwarten, beendet dieser tragische Ausgang unsere Ängste und Qualen, nicht zu wissen, wo Dom und Bruno sind», schrieb Alessandra Sampaio, die Frau von Dom Philipps, in einer Mitteilung. «Jetzt können wir sie nach Hause bringen und mit Liebe verabschieden.» Zudem beginne die Suche nach Gerechtigkeit.

Die Indigenen-Vereinigung des Javari-Tals beklagte den «unschätzbaren Verlust» von «zwei Partnern». Es waren vor allem die Indigenen der Region gewesen, die die Suche nach den Vermissten von Anfang an vorangetrieben hatten. Der Fundort liegt laut Polizei gut drei Kilometer von dort entfernt, wo persönliche Gegenstände von Dom Phillips und Bruno Pereira gefunden wurden.

Motiv unklar

Das Motiv für das mutmassliche Verbrechen blieb zunächst noch unklar. Regionale Medien spekulierten, Phillips und Pereira könnten Opfer eines Hinterhalts im Auftrag von Drogenhändlern geworden sein. Ein weiterer Ermittlungsstrang nimmt den Zusammenhang mit illegalem Fischfang und der Jagd in den Blick.

Phillips und Pereira waren nach Angaben einer regionalen Ureinwohner-Organisation nicht wie geplant am 5. Juni mit dem Boot in der Stadt Atalaia do Norte angekommen. Zuvor hatte Pereira bei der Polizei gemeldet, mehrmals bedroht worden zu sein. Er hatte illegale Machenschaften im Vale do Javari für die Behörden aufgezeichnet.

Besonders gefährliches Gebiet

Gut eine Woche nach dem Verschwinden der Männer waren laut Medien persönliche Gegenstände von ihnen gefunden worden. Am Mittwoch war ein zweiter Verdächtiger festgenommen worden. Er ist Fischer und Bruder des bis dahin einzigen festgenommenen Verdächtigen.

Das Javari-Tal ist mit einer Fläche etwas grösser als Österreich eines der grössten indigenen Gebiete Brasiliens. Viele Indigene leben dort isoliert. Das Grenzgebiet zu Peru und Kolumbien ist durch illegale Goldsuche, Abholzung, Jagd und illegalen Fischfang sowie Drogenschmuggel zudem besonders konfliktreich.

«Grenzt an Barbarei»

«All dies hat mit der systematischen Schwächung der Indigenen- und Umweltbehörden sowie der Bundespolizei durch die Regierung gigantische Ausmasse angenommen», hiess es in einem Bericht des brasilianischen Fernsehens zu der Frage, weshalb das Javari-Tal zu einem der gefährlichsten Gegenden des Amazonasgebiets geworden sei.

«Brasilien befindet sich in einer Situation, die an Barbarei grenzt, und dieses Szenario kann nicht weiter fortschreiten», hiess es in einem Tweet von Greenpeace Brasilien.

Das Land ist der Nichtregierungsorganisation Global Witness zufolge im Jahr 2020 das viertgefährlichste Land für Umweltschützer gewesen, 20 Naturschützer und Umweltaktivisten wurden getötet. Unter den Opfern waren in den vergangenen Jahren die US-Umweltaktivistin Dorothy Stang und der als «Hüter des Waldes» bekannte Aktivist Paulo Paulino Guajajara.

veröffentlicht: 16. Juni 2022 09:45
aktualisiert: 16. Juni 2022 09:45
Quelle: Today-Zentralredaktion

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