Tinder-Fails gibts nicht nur in Netflix-Dokus: Wir packen aus!
Eigentlich wollte man auf der Dating-App Tinder nur mal eben schnell die grosse Liebe finden, doch dann kam Simon dazwischen. Der vermeintliche Diamanten-Prinz aus Israel versprach vielen Frauen das Paradies auf Erden. Auf seinem Profil zeigte er sich in Gucci und Prada gekleidet, in seinen Lambos und Ferraris sitzend, als Sohn eines Milliardärs. Seine Tausenden von Insta-Followers schienen zu bestätigen, dass es sich bei ihm nicht um einen Fake-Account handelte. Also ein Rundum-Gesamtpaket, dieser Simon, bei dem der einen oder anderen Frau schon mal der Finger nach rechts abrutschte.
Ein Märchen... das in einem Alptraum endete
So erging es auch der aus Norwegen stammenden Cecilie, welche eine der Haupterzählerinnen der Netflix-Doku «Der Tinder-Schwindler» ist. Nachdem es zu einem Match zwischen den beiden kommt, beginnt ihr Märchen. Für ein Date treffen sie sich in einem Fünf-Sterne-Hotel in London. Das Date verläuft so gut, dass Simon und Cecilie noch am selben Abend nach Bulgarien fliegen. Natürlich mit Simons Privatjet, mit dabei wie immer sein Bodyguard.
Zwischen den beiden entsteht eine Liebesbeziehung und nach wenigen Monaten beschliessen sie, eine gemeinsame Wohnung in London zu suchen. Monatsmiete: 15'000 Dollar. Eines Tages kommt die erschreckende Nachricht, dass sein Bodyguard zusammengeschlagen worden ist. Cecilie sagt er, dass er nun von mehreren Leuten gejagt wird und deshalb untertauchen muss. Wegen der Sicherheitsvorkehrungen könne er seine Kreditkarten nicht mehr benutzen und bittet Cecilie, ihm ihre Kreditkarte für eine Weile zu borgen. Ausserdem gibt sie ihm Bargeld in der Höhe von 25'000 Dollar.
Doch bei diesem Betrag bleibt es nicht. Da Simon mit Kunden aus verschiedenen Ländern zusammenarbeitet, muss er diese oft besuchen und zu teuren Essen einladen. Innerhalb von drei Tagen verprasst er 20'000 Dollar. Alle zwei Tage bittet er Cecilie deshalb um mehr Geld, welches er später zurückzahlen will. Die Norwegerin nimmt neun verschiedene Kredite im Gesamtwert von 250'000 Dollar auf. Als Cecilie deshalb in finanzielle Nöte gerät, verlangt sie von ihrem Freund, dass er ihr einen Check ausstellt. Was Simon zwar macht. Doch als sie ihn bei der Bank einlösen will, die Meldung: Der Check ist nicht gedeckt. Das Kartenhaus von Simon fällt zusammen und das Märchen von Cecilie endet im Albtraum.
Bei der Masche handelte es sich um ein Schneeballsystem
Aus der Verzweiflung heraus hat sich Cecilie an die norwegischen Medien gewendet. Nachdem die Zeitung ihren Artikel unter dem Namen «The Tinder Swindler» publizierte, ging dieser um die ganze Welt. Mehrere junge Frauen meldeten sich, dass Simon bei ihnen dieselbe Masche abgezogen hatte. Auch fanden die Journalisten heraus, dass alle Geschichten von Simon erlogen waren. Beim Diamanten-Prinzen handelte es sich um einen Hochstapler. Sein richtiger Name lautet Shimon Hayut und seine kriminelle Karriere begann bereits als Betrüger-Teenager. In Israel hatte er Checks gefälscht, bis er aufgeflogen war und seine Heimat Israel verliess. Mittlerweile wird er in mindestens sieben weiteren Ländern wegen Betrugs gesucht.
In Israel wurde Simon a.k.a. Shimon wegen Checkfälschung zu 15 Monaten Gefängnis verurteilt. Nach fünf Monaten wurde er aufgrund der Corona-Pandemie aber wieder entlassen. Für den Millionenbetrug an den Frauen wurde er bis heute nicht belangt. Mittlerweile lebt Shimon wieder in Israel, hat eine neue Freundin und ist vollkommen schuldenfrei. Seine Opfer bezahlen immer noch ihre Schulden ab. Es wird geschätzt, dass der Mann etwa 10 Millionen Dollar erschwindelte. Das weist Shimon auf Anfrage von Netflix jedoch zurück.
«Das ist ja mal ein schlimmes Tinder-Date»
Die Netflix-Doku ist der klare Beweis dafür, dass man sich lieber zwei, drei oder am besten sogar viermal überlegen sollte, ob man sich Tinder aufs Smartphone laden sollte. Zwar enden nicht immer alle Tinder-Dates gleich in einem Betrug, viele sind jedoch echt creepy. Ihr glaubt es nicht? Hier zwei wahre Horror-Tinder-Dates aus dem Umfeld der Autorin:
Zu spät!
«Ich habe eine längere Zeit mit einem Typen auf Tinder geschrieben. Eines Tages hat er mich dann auch gefragt, ob wir uns in ‹real life› auf ein Date treffen wollen. Da mir der junge Mann noch sympathisch erschien, willigte ich ein. Ich meine: Wer wird schon nicht gerne auf ein gutes altes Nachtessen eingeladen? Ich habe mich also schick gemacht, mich seelisch auf Smalltalk vorbereitet und anschliessend auf den Weg begeben. An dem von uns vereinbarten Tag und der vereinbarten Uhrzeit stand ich also am Treffpunkt: Züri HB bei der grossen Uhr. Dass ich den jungen Mann nicht auf Anhieb erkenne, war mir natürlich klar, da ich ihn nur von Bildern kannte. Also beschloss ich, ihm per Whatsapp mitzuteilen, dass ich auf ihn warte. Nachdem ich jedoch nach 15 Minuten immer noch keine Antwort von ihm bekommen hatte, rief ich ihn an. Das Telefon nahm er natürlich nicht ab. Erst 30 Minuten später bekam ich einen Rückruf: «Ich bin eingeschlafen und habe den Zug verpasst», so seine Antwort. Lust, ihn zu treffen, hatte ich danach nicht wirklich. Doch da mein Stolz zu gross war, beharrte ich weiterhin darauf, dass er zum Date antanzte. Das war nach insgesamt vier Stunden Verspätung (!) auch der Fall. Das Essen ging natürlich auf seine Kappe. Den Kontakt zu ihm brach ich nach diesem Tag ganz ab. Doch das gratis Essen – ich suchte mir natürlich teures Sushi aus – war die längste Wartezeit ever wert.»
Mutter-Komplexe
«Ich treffe mich eigentlich selten zu Tinder-Dates. Als ich es dann doch einmal gewagt habe, endete der Abend in einer kompletten Enttäuschung. Ich hatte zur seelischen Unterstützung eine Freundin dabei, die dann auch bei der Begrüssung anwesend war. Bei ihr stellte sich mein Date mit einem anderen Namen vor, als mir bekannt war. Ich hatte ja nicht nur auf Tinder mit ihm geschrieben, sondern auch via Whatsapp. Offensichtlich war ich ihm aber nicht vertrauenswürdig genug, dass er mir erklären konnte, dass er auf Tinder einen Fake-Namen benutzt. Nachdem das geklärt war, zogen wir uns zu zweit in eine Beiz zurück. Dort musste ich mir dann anhören, welche Mutter-Komplexe mein Date seit seiner Kindheit hat. Als er mich fragte, welches Sternzeichen ich habe und sagte, dass ihm das sehr wichtig sei, war bei mir eigentlich schon alles gelaufen. Aus Höflichkeit wollte ich aber nicht vor ihm am Tisch mein Handy zücken und meine Freundin um Hilfe bitten, also zog ich mich aufs WC zurück und brachte sie auf den aktuellen Stand. Kurz darauf verliessen wir dann die Beiz. Das war mein (vorläufig) letztes Tinder-Date.»
Hast auch du eine Horror-Tinder-Story? Wurdest du sogar schon betrogen? Dann schreib uns!