Seit mehr als zehn Jahren herrscht in Syrien Bürgerkrieg. Russland und der Iran haben sich zu einer Art Schutzmacht des Regimes entwickelt. Die Türkei verfolgt ebenfalls Interesse in dem Nachbarland. Jetzt hingegen sorgen die unterschiedlichen Ziele der drei Länder erneut für Twist.
Die Türkei hat nämlich vor möglichen Angriffen auf kurdische Kämpfer in Syrien den Ton gegenüber Iran und Russland verschärft. Denn Ankara werde «niemals um Erlaubnis bitten für unsere Militäreinsätze gegen den Terrorismus», so der türkische Aussenminister Mevlüt Çavuşoglu am Donnerstag.
Alle drei Länder verfolgen unterschiedliche Absichten
Bei einem Gipfeltreffen in Teheran hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Dienstag seine Drohung erneut bekräftigt, eine neue Militäraktion gegen kurdische Gruppen im Norden Syriens starten zu wollen. Er rief Iran und Russland auf, die Türkei zu unterstützen.
Teheran und Moskau lehnen allerdings einen türkischen Militäreinsatz im Norden Syriens ab – beide Länder unterhalten Stützpunkte in der Region. Die drei Länder verfolgen in Syrien stark unterschiedliche Interessen. Während Russland und Iran den syrischen Machthaber Baschar al-Assad unterstützen, steht die Türkei auf der Seite der Rebellengruppierungen.
Angriff im Kurdengebiet sorgt für Spannungen mit dem Irak
Der Irak will nach Artilleriebeschuss im Norden des Landes mit mehreren Toten den türkischen Botschafter einbestellen. Dies teilte das Büro des Premierministers am Mittwoch nach einer Notsitzung mit. Der Irak verurteilte den Angriff in der kurdischen Region aufs Schärfste. Gleichzeitig wolle man den Geschäftsträger aus Ankara für Beratungen zurückberufen.
Am Mittwoch wurden in einer Touristenregion im Nordirak acht Menschen durch Artilleriebeschuss getötet und 26 weitere verletzt. Die Behörden in der Region Dohuk machten das Nachbarland Türkei für den Beschuss verantwortlich. Ankara wies den Vorwurf zurück. Den kurdischen Angaben zufolge traf der Beschuss eine grosse Gruppe irakischer Touristen, die sich zum Zeitpunkt in der Region aufhielten. Gleichzeitig sollen aber auch Mitglieder der kurdischen Arbeiterpartei PKK in dem beliebten Ausflugsort gewesen sein.
Türkischer Aussenminister weist Anschuldigungen zurück
Ankara geht in der Region regelmässig mit Militäroffensiven gegen die auch in den USA und Europa als Terrororganisation geltende PKK vor. Nun hat sich der türkische Aussenminister dazu geäussert und alle Vorwürfe von sich gewiesen. «Wir weisen die Anschuldigungen zurück, die gegen die Türkei erhoben wurden», sagte er in einem Interview mit dem türkischen Staatssender TRT.
Die Türkei glaube, dass der Angriff darauf abziele, türkische Militäroperationen in der Region zu verhindern. Er warnte Bagdad davor, in eine Falle zu tappen und sich von falschen Informationen leiten zu lassen.
(sda/sib)