In der Kongresskammer stimmten am Dienstag Demokraten und mehrere Republikaner für das 2700 Seiten umfassende Gesetzespaket, mit dem Strassen, Brücken sowie andere Verkehrs- und Energienetze in den USA modernisiert werden sollen.
Vorgesehen sind über die kommenden Jahre verteilt rund 550 Milliarden Dollar an neuen Investitionen in die Infrastruktur. Insgesamt - also einschliesslich bereits vorher veranschlagter Mittel - hat das Paket einen Umfang von rund einer Billion Dollar. Nach dem Senat muss noch das Repräsentantenhaus zustimmen. Der Zeitplan dafür ist unklar.
Präsident Joe Biden hatte bereits im Frühjahr erste Pläne vorgestellt, mit denen er in den kommenden acht Jahren Ausgaben von rund 2 Billionen Dollar für die Erneuerung der Infrastruktur erreichen wollte. Diese stiessen bei Republikanern jedoch auf erheblichen Widerstand.
Zähe Verhandlungen
In zähen Verhandlungen mit Kongressmitgliedern wurde Bidens Liste nach und nach zusammengestutzt. Es handelt sich laut dem Präsidialamt dennoch um die grössten Infrastruktur-Investitionen seit Jahrzehnten.
Demnach sollen rund 110 Milliarden Dollar in den Ausbau oder die Erneuerung von Strassen und Brücken fliessen, knapp 40 Milliarden in den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und weitere 66 Milliarden Dollar in das Schienennetz. Zudem sind Mittel zum Ausbau der Ladestationen für elektrische Autos und für die Förderung elektrischer Busse vorgesehen.
Für Häfen und Flughäfen sind zusammen 42 Milliarden Dollar eingeplant. Auch der Ausbau von schnellen Internetverbindungen, die Modernisierung von Stromnetzen und die Verbesserung der Wasserversorgung, darunter der Austausch aller Bleirohre, sollen mit dem Paket finanziert werden.
«Historisches Projekt»
Biden hatte von Anfang an argumentiert, mit den Investitionen würden Millionen Jobs geschaffen. Er sprach von einem historischen Projekt. Die Modernisierung der Infrastruktur sei dringend geboten. Eine Mehrheit im Senat kam aber erst zustande, als sich mit dem abgespeckten Paket genügend Republikaner überzeugen liessen.
Bidens Demokraten haben in beiden Kongresskammern nur knappe Mehrheiten. Im Senat ist ihre Mehrheit hauchdünn. Dort müssen bei gewöhnlichen Gesetzesvorhaben aber 60 der 100 Senatoren einem Ende der Debatte zustimmen, damit es überhaupt zur Abstimmung kommt. Das heisst, dass im Senat die Demokraten regelmässig auf Stimmen der Republikaner angewiesen sind, um Vorhaben durchzusetzen.
Ausbau von Hilfen für Familien geplant
Vor Beginn der Sommerpause will der demokratische Mehrheitsführer Chuck Schumer noch einen Haushaltsentwurf mit einem Volumen von rund 3,5 Billionen Dollar durch den Senat bringen. Der Entwurf würde eine massive Ausweitung der Sozialleistungen vorsehen, darunter Hilfen für Familien und mehr Bildungsangebote.
Die Demokraten könnten den Haushalt über ein Sonderverfahren auch weitgehend ohne Zustimmung der Republikaner durchboxen - allerdings dürften sie dann keinen einzigen Abweichler in ihren eigenen Reihen haben. Die Republikaner lehnen weitgehendere Sozialausgaben rigoros ab.
Im Repräsentantenhaus will ein Teil der Demokraten das Infrastrukturpaket nur zusammen mit dem von ihnen angestrebten Haushaltsentwurf beschliessen. Die demokratische Vorsitzende der Parlamentskammer, Nancy Pelosi, hat angekündigt, beides solle im Doppelpack beschlossen werden. Das Repräsentantenhaus hat sich bereits in die parlamentarische Sommerpause verabschiedet.