Frühere Studien haben nachgewiesen, dass nur drei Kontakte mit dem Spike-Protein - egal ob durch Impfung oder Genesung - hinreichend gegen die Omikron-Variante schützen. Die neue Studie zeigt nun, dass ein vierter Kontakt zwar die Anzahl Antikörper erhöht, deshalb aber kaum zusätzlich vor Omikron schützt. Sinnvoll wäre demnach eine vierte Impfung erst, wenn die Wirkung der dritten nachgelassen hat. Sie würde dann den optimal erreichbaren Zustand wieder herstellen.
«Die dritte Dosis ist sehr, sehr wichtig», sagt Gili Regev-Yochay, Ärztin und Forscherin für Infektionskrankheiten am Sheba Medical Center in Ramat Gan, welche die Studie mitverfasst hat. Aber «Menschen, die jung und gesund sind und keine Risikofaktoren haben, werden wahrscheinlich nicht viel von einer vierten Dosis profitieren», wenn sie mit Omikron konfrontiert werden, sagt sie.
Die Studie, die am 15. Februar ohne Peer-Review auf dem Preprint-Server medRxiv veröffentlicht wurde, deutet darauf hin, dass die derzeitigen mRNA-Impfstoffe nach der dritten Dosis an eine «Obergrenze der Immunität» stossen. Das sagt Miles Davenport, ein Computer-Immunologe an der University of New South Wales in Sydney, Australien.
«Man kann Immunität nicht unbegrenzt steigern»
Ab Ende 2021 nahmen Regev-Yochay und ihre Kollegen 274 Mitarbeiter des Gesundheitswesens in eine klinische Studie auf, bei der sie die vierte Dosis eines mRNA-Impfstoffs mindestens vier Monate nach der dritten Dosis erhielten. Einige erhielten den Pfizer-Impfstoff, andere den von Moderna.
Unabhängig von der Impfstoffmarke erhöhte die vierte Dosis bei den Teilnehmern den Gehalt an «neutralisierenden» Antikörpern, die eine virale Infektion von Zellen blockieren können. Die Werte nach der vierten Dosis übertrafen jedoch nicht die Werte, die kurz nach der dritten Dosis beobachtet wurden. Das deutet darauf hin, dass die Impfstoffe eine Obergrenze erreicht hatten. «Man kann die Antikörperreaktionen nicht ewig steigern», sagt Davenport.