Damit wollen die beiden nordischen Länder die Sicherheit für sich selber, aber auch für den Ostsee-Raum und Skandinavien an sich erhöhen. Die Sicherheitssorgen kamen im Zuge von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine auf. Bis anhin verfolgten beide Staaten eine Politik der militärischen Bündnisfreiheit.
Allerdings teilt sich Finnland eine 1340 Kilometer lange Grenze mit Russland, was in der Vergangenheit wiederholt zu militärischen Konflikten geführt hatte. Daher blieb Finnland auch nach dem Zweiten Weltkrieg neutral, um die Beziehungen zur ehemaligen Sowjetunion und zu Russland nicht zu belasten.
Für die Nato hingegen wäre der Beitritt beider Länder sehr vorteilhaft. Mit ihnen rückt nämlich der Westen weit in den Osten hin – direkt an Russland heran, was Putin unbedingt verhindern wollte. Der schwedischen Insel Gotland kommt in der Ostsee eine strategisch wichtige Bedeutung zu, wie CH Media-Zeitungen berichten. Von dort aus könnte dann die Nato operieren und Schweden mehr Unterstützung zusichern. Strategischen Analysen zu Folge könnte Russland nach einer Eroberung Gotlands mit Raketen die ganze Region in Schach halten, heisst es weiter.
Enormer Zuwachs der militärischen Schlagkraft
Mit den Neuzugängen wäre die Ostsee nahezu von Nato-Ländern umgeben. Dies bringe strategisch eine dominante Position und verbessere die Lage der baltischen Staaten enorm. In Zukunft können die Ländern also bei einer Krise besser erreicht werden. Laut Militärexperten reduziere sich somit das Risiko eines russischen Angriffs zusätzlich. Ausserdem würde auch die nordische Militärzusammenarbeit enger werden, sagt der schwedische Verteidigungsminister Peter Hultqvist.
Auch die militärische Schlagkraft vergrössert sich dadurch enorm. Schweden ist langsam wieder dran, sich militärisch aufzurüsten. Finnland hingegen hat seit der Krim-Annexion seine bereits beachtliche Armee weiter ausgebaut. Helsinki verfügt – dank einer Wehrpflicht – über eine stattliche Reserve von 280'000 trainierten Soldaten. Im Kriegsfall könne die sogar auf eine Million ausgeweitet werden.
Eintritt zu «nordischen» Bedingungen
Schweden und Finnland sind westliche Staaten, EU-Mitglieder und dabei, wenn über internationale Sicherheitspolitik gesprochen wird. Darüber hinaus kooperieren sie seit längerem mit der Nato – auch wenn sie bisher immer auf ihre Neutralität gepocht haben. Jedoch hat Russlands Invasion in die Ukraine alles nochmals durchgewirbelt. Damit setzen die nordischen Länder ein beachtliches Signal.
Jedoch wollen beide Staaten die skandinavische Variante einer Mitgliedschaft, wie auch Norwegen und Dänemark. Das bedeutet, keine Stationierung von Atomwaffen oder permanenten Anto-Basen auf schwedischem oder finnischem Boden. Das könne auch im Dialog mit Russland helfen, das trotz Mitgliedschaft die Nato ihr schweres Waffenarsenal nicht näher an die russische Grenze rückt. Vor allem Finnland hat jahrzehntelange Erfahrung im diplomatischen Umgang mit der russischen Führung und könnte somit auch auf dieser Ebene ein wichtiger Zugewinn für die Nato sein.
Mögliche Hindernisse auf dem Weg in die Nato
Die Türkei hat zuletzt mehrfach deutlich geäussert, dass es dem Beitritt der nordischen Länder nur gegen Zugeständnisse zustimmen wird. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan unterstrich am Donnerstag seine Zurückhaltung und Einstellung damit, dass sowohl Schweden als auch Finnland angeblich die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK und die Kurdenmiliz YPG in Syrien unterstütze. Zudem sei in der Türkei schon bald Wahlkampf und Erdogan wisse ganz genau, dass in der Kurdenfrage die Mehrheit der Türken hinter ihm stehen würde, erläutert der Korrespondent Sebastian Ramspeck bei «SRF».
Experten vermuten hinter dem türkischen Vorgehen auch noch ein weiteres Motiv. Dabei könnten auch Waffengeschäfte eine Rolle spielen. Ankara will in den USA Kampfjets kaufen - in Washington war ein möglicher Deal zuletzt aber politisch umstritten. Angesichts der möglichen Nato-Beitritte von Finnland und Schweden hat Russlands Präsident Wladimir Putin vor einer weiteren Verschlechterung der internationalen Beziehungen gedroht. Aktuell führe die USA mit der Türkei Gespräche, um die Aufnahme beider Länder zu erleichtern. Im Idealfall könnten Schweden und Finnland noch in diesem Jahr der Nato beitreten.
(sib)