Quelle: CH Media Video Unit / Katja Jeggli
Was ist passiert?
Am Mittwochmorgen raste ein Auto kurz vor 10.30 Uhr am Kurfürstendamm in Berlin in eine Menschenmenge. Der Mann fuhr seinen Renault-Kleinwagen an der Strassenecke Ku'damm und Rankestrasse auf den Bürgersteig des Ku'damms in die Menschengruppe. Dann fuhr er auf die Kreuzung und knapp 200 Meter weiter auf der Tauentzienstrasse Richtung Osten.
Kurz vor der Ecke Marburger Strasse lenkte er den Wagen erneut von der Strasse auf den Bürgersteig, touchierte ein anderes Auto, überquerte die Marburger Strasse und landete im Schaufenster einer Douglas-Filiale. Nahe der Kreuzung lag nach dem Vorfall eine abgedeckte Leiche. Eine Sprecherin der Parfümerie-Kette Douglas bestätigte den Unfall. Es habe im Geschäft keine Verletzten gegeben.
Wo spielte sich das Ganze ab?
Der Kurfürstendamm ist eine beliebte Einkaufsmeile im Westen Berlins. Der Unfallort befindet sich unweit der Gedächtniskirche am Breitscheidplatz in Berlin-Charlottenburg. Dort war im Dezember 2016 ein islamistischer Attentäter in einen Weihnachtsmarkt gefahren. Damals starben zwölf Menschen, mehr als 70 wurden verletzt. Ob es sich bei dem Drama am Mittwochmorgen um eine vorsätzliche Tat oder einen Unfall handelte, ist noch ungeklärt.
Was ist mit dem Fahrer?
Bei dem Fahrer handelt es sich um einen 29-jährigen in Berlin lebenden Deutsch-Armenier. Er sei zunächst von Passanten festgehalten worden und wurde vorläufig festgenommen, sagte Polizeisprecher Thilo Cablitz am Vormittag vor Ort.
Wie viele Menschen wurden verletzt?
Bei den Opferzahlen gab es teils noch widersprüchliche Angaben. Die Polizei sprach von insgesamt mehr als einem Dutzend Verletzten und einer toten Person. «Wir wissen, dass wir eine Tote und zehn Schwerverletzte haben», sagte Franziska Giffey, Bürgermeisterin von Berlin und sicherte den Betroffenen Unterstützung zu. Sie wollte sich am Nachmittag auch ein Bild von der Lage vor Ort machen.
Am Mittwochvormittag war die Polizei nach eigenen Angaben mit circa 130 Kräften im Einsatz, mit einem Helikopter verschafften sich die Beamten einen Überblick aus der Luft. Das Areal war grossflächig abgesperrt. Es waren mehrere Krankenwagen und Polizeiautos vor Ort. Die Polizei rief die Menschen dazu auf, keine Bilder vom tödlichen Vorfall an der Einkaufsstrasse im Internet zu posten. Auch warnten die Einsatzkräfte vor Spekulationen zur Ursache des Vorfalls.
Was ist noch unklar?
Wie Polizeisprecher Thilo Cablitz am Mittag vor Ort sagte, sei noch unklar gewesen, ob es sich um eine Vorsatztat oder einen Unfall handelte. Auch ein medizinischer Notfall habe man in Betracht gezogen. Er versicherte aber gegenüber den anwesenden Journalistinnen und Journalisten: «Wir werden das Mosaik zusammensetzen!»
War es Vorsatz?
Gemäss «Bild»-Informationen wurde im Auto am Mittwochnachmittag ein Bekennerschreiben gefunden. Die Zeitung zitiert einen der Ermittler: «Auf keinen Fall ein Unfall – ein Amokläufer, ein eiskalter Killer.» Die «Morgenpost» schreibt im Gegensatz zur «Bild», im Auto des Unglücksfahrers sei «Papier» gefunden worden, nicht aber ein Bekennerschreiben.
Am Mittwochnachmittag wurde das in unmittelbarer Nähe befindliche Europa-Center «aus Sicherheitsgründen» geräumt. Wie die «Morgenpost» berichtet, begründete Polizeisprecher Thilo Cablitz die Räumung mit der bevorstehenden Bergung des Unglücksfahrzeuges aus der Schaufensterscheibe der Douglas-Filiale. «Wir ermitteln im Spektrum von Verkehrsunfall bis hin zu einer vorsätzlichen Tat. Wir müssen daher alle Sicherheitsmassnahmen ergreifen», sagte Cablitz. Gemäss den Einsatzkräften gibt es derzeit keine konkrete Bedrohungslage.
(sda/roa)