Durch die Corona-Pandemie kamen nach neuen Angaben der WHO weltweit mindestens 20 Millionen Menschen ums Leben. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus nannte die neue Opferzahl, die fast drei Mal so hoch ist wie die bisherigen offiziellen Angaben, am Freitag in Genf.
Die WHO hebt die höchste Alarmstufe, die bei einer Bedrohung verhängt werden kann, wieder auf. «Die Pandemie folgt seit einem Jahr einem nachlassenden Trend», sagte Tedros und verwies auf die gestiegene Immunität durch Impfungen und Infektionen. Konkrete Auswirkungen hat die Entscheidung nicht, weil jedes Land für sich bestimmt, welche Schutzmassnahmen es verhängt.
Virus nicht besiegt
Das Virus Sars-CoV-2 ist damit nicht besiegt, wie Tedros betonte. Es zirkuliert weiter in der Welt, ist gefährlich und kann jederzeit noch gefährliche Varianten entwickeln. Dennoch folgte die WHO der Empfehlung eines unabhängigen Expertenausschusses, weil sie überzeugt ist, dass die Welt gute Werkzeuge hat, um die Menschen vor dem Virus zu schützen.
Dazu gehören neben den Impfstoffen und Medikamenten auch Schutzmassnahmen wie das Tragen von Masken oder das Abstand halten in vollen und schlecht belüfteten Innenräumen.
Allein das solidarische Uno-Impfprogramm Covax hat einer Analyse zufolge bis Ende 2022 in Ländern mit niedrigen Einkommen 2,7 Millionen Menschenleben durch Corona-Impfungen gerettet.
Nach WHO-Statistiken erleben deutlich weniger Menschen einen schweren Verlauf der Krankheit Covid-19 als zu Beginn der Pandemie, als es noch keine Impfstoffe und Medikamente gab. Dennoch wurden der WHO allein vom 3. bis 30. April dieses Jahres nahezu 2,8 Millionen neue Infektionen und über 17'000 Todesfälle gemeldet. Da aber in vielen Ländern kaum noch getestet wird, gilt dies nicht als akkurates Bild der Lage.
Quelle: CH Media Video Unit / Ramona De Cesaris
WHO gibt nur Empfehlungen ab
Wenn die WHO einen Gesundheitsnotstand ausruft, will sie Regierungen und die Öffentlichkeit aufrütteln, damit sie eine Bedrohung ernst nehmen und sich vorbereiten. Welche konkreten Empfehlungen oder Einschränkungen verhängt werden, entscheidet jede Regierung für sich. Die WHO gibt lediglich Empfehlungen ab.
Die WHO appelliert nach wie vor an die Regierungen, nicht zur Tagesordnung überzugehen. Seit Monaten bittet sie, dass mehr Corona-Tests durchgeführt und Viren genetisch untersucht werden. Nur so sei eine Übersicht über die Verbreitung möglicher neuer Varianten möglich.
Die WHO hat seit 2005 sieben Mal einen Gesundheitsnotstand ausgerufen - offiziell eine «gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite» (PHEIC - Public Health Emergency of International Concern).
Der Corona-Notstand war der zweitlängste. Der längste gilt für Polio und besteht seit 2014. Seit Juli 2022 gilt auch eine Notlage wegen Affenpocken. Notlagen wurden auch wegen des Influenza-A-Virus H1N1 (2009-2010), wegen Ebola in Westafrika (2014-2016), Zika (2016) und Ebola in der Demokratischen Republik Kongo (2019-2020) ausgerufen.
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(sda/osc)