Grubenunglück

«Der Lehm erschwerte die Suche» – Leiterin der Suchhunde über Einsatz in Feusisberg

14.05.2022, 07:14 Uhr
· Online seit 14.05.2022, 06:55 Uhr
Die Hundeteams von REDOG kommen dort zum Einsatz, wo Menschen verschüttet oder vermisst werden – in der Schweiz, aber auch im Ausland. Seit über 50 Jahren leisten die Freiwilligen einen wichtigen Beitrag bei Such- und Rettungsaktionen. So auch beim tragischen Grubenunglück in Feusisberg.
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Drei bis fünf Jahre dauert es, bis ein Hundeteam einsatzfähig ist. Mindestens einmal wöchentlich wird trainiert. Und auch nach Abschluss der Ausbildung wird stets weiter geübt. All das tun die Hundeteams, um für den Ernstfall bereit zu sein. So standen etwa beim Grubenunglück in Feusisberg am Donnerstag vier Suchhundeteams unter der Leitung von Catherine Perren im Einsatz.

Bereits auf dem Weg von St.Gallen in den Kanton Schwyz stand Catherine Perren mit der dortigen Kantonspolizei und ihren Hundeführerinnen in Kontakt. In Feusisberg angekommen, gab es ein Briefing mit dem Verantwortlichen vor Ort. Dabei wurde unter anderem geklärt, «was ist passiert, wer ist vor Ort, wer wird vermisst und was wurde schon gefunden», erzählt Perren.

Im Fall des Grubeneinsturzes wurden zwei der Verschütteten bereits gefunden – eine Person sollte noch irgendwo unter den Trümmern liegen. «Wir konnten nicht gleich mit der Suche beginnen, da die Unfallstelle noch nicht gesichert war. Würde ein Suchhund etwas anzeigen, könnten wir also niemanden zur Rettung schicken», erklärt Perren, «deshalb wollten wir kein Risiko eingehen.»

Als die Unfallstelle gesichert war, konnten die Hundeteams von REDOG zur Arbeit schreiten. Doch die Suche nach dem letzten Vermissten gestaltete sich schwierig. «Das Geröll war zwar dicht und die Hunde konnten gut darauf laufen, doch der Lehm machte das ganze extrem kompakt und erschwerte die Suche.»

Obschon die Suchhunde an einigen Stellen verstärkt schnüffelten, gab es laut Catherine Perren keine klaren Anzeichen. Kurz vor Mitternacht dann die ernüchternde Gewissheit: Auch die dritte Person wurde leblos unter den Trümmern der Baugrube gefunden.

«Wenn wir mit den Hunden auf die Suche gehen, haben wir immer die Hoffnung, Lebende zu finden. Das ist auch das Ziel.» Doch Perren weiss auch: «Die Toten gehören dazu, das sind wir uns bewusst. In der Ausbildung werden wir gut darauf vorbereitet.»

Man befasse sich aber nicht nur präventiv mit der Möglichkeit, wie in Feusisberg niemanden mehr lebend bergen zu können. «Im Nachhinein finden Debriefings statt – wenn nötig mit psychologischer Hilfe», so die Hundeführerin. «Bevor wir am Donnerstag abfuhren, sind wir alle nochmals zusammengestanden und haben über das Erlebte geredet. Auch habe ich meine Kolleginnen und Kollegen gebeten, mir zu schreiben, wenn sie zu Hause angekommen sind.»

Den tierischen Gefährten bleibt dieser Teil grösstenteils erspart. «Sie merken die Anspannung der Hundeführer. Diese ist aber auch schon an den Tests vorhanden, welche sie absolvieren müssen. Dort sind die Hundeführerinnen und Hundeführer auch aufgeregt und die Hunde werden in diesem Rahmen ausgebildet», erklärt Perren, die selbst noch zwei- bis dreimal pro Woche trainiert.

Um trotz des massiven Zeitaufwandes und der physischen sowie psychologischen Anforderungen den Freiwilligendienst bei REDOG zu absolvieren, braucht es laut Perren vor allem eines: «Viel Freude an der Arbeit mit dem Hund und im Team.»

Video vom Donnerstag zum Unglück in Feusisberg:

veröffentlicht: 14. Mai 2022 06:55
aktualisiert: 14. Mai 2022 07:14
Quelle: PilatusToday

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