Tabakkonsum

Snus im Hype: Konsum seit Legalisierung doppelt so hoch

19.01.2023, 08:23 Uhr
· Online seit 18.01.2023, 17:56 Uhr
Ursprünglich aus Schweden, seit 1822 im Umlauf und heute in der EU verboten: Die Rede ist vom kleinen, weissen Beutelchen gefüllt mit Tabak, der unter der Oberlippe des Konsumenten für einen kurzweiligen Nikotinschub sorgt – der Snus. Der Mundtabak ist in der Schweiz beliebt wie nie zuvor, aber bei Weitem nicht unbedenklich.
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Montag, 14 Uhr, die dritte Vorlesung und links und rechts von mir schieben sich meine Studiumsfreunde geübt den bereits x-ten Snus in Folge zwischen Oberlippe und Zahnfleisch. Es pushe, entspanne gleichzeitig aber auch. Ziemlich ambivalent, dieser Snus. Im Zug snusen die zwei Unbekannten, die mir gegenübersitzen - ob es Kinder oder Jugendliche sind, darüber lässt sich streiten. Ich gehe durch Gassen, wo mehr weisse Beutelchen als Zigarettenstummel auf dem Asphalt liegen und frage mich: Was macht diesen Mundtabak so beliebt und was macht er mit uns und unserer Gesundheit?

Beutelchen im Boom

Meine Alltagswahrnehmung ist natürlich nicht repräsentativ. Und wenn ich nach Statistiken suche, fällt auf, dass zum Snus-Konsum in der Schweiz generell nur wenig bekannt ist. Was aber feststeht: Seit das Bundesgericht das Verkaufsverbot 2019 aufgehoben hat, stieg der Konsum markant an. Allein im Jahr 2021 stieg die Anzahl der verkauften Dosen um 37 Prozent an, mittlerweile machen Nikotinbeutel 40 Prozent des gesamten Umsatzes von oralem Nikotin aus. Dies rechnet die Plattform Snusmarkt.ch in ihrem jährlich erscheinenden Snusbericht vor.

Lokale Tabakhändler bestätigen Trend 

«Der Verkauf von diesen so genannten Mundtabak-Produkten ist in unseren Schweizer Retailformaten k kiosk, avec und Press & Books über die letzten Jahre kontinuierlich gestiegen», bestätigt Valora Schweiz AG auf Anfrage von PilatusToday die steigende Nachfrage.

Und auch lokale Tabakhändler berichten von einem Snusboom. Der Brand «Smokee der Dampfwaren GmbH» mit vier Standorten in Luzern, Aarau, Baden und Olten spricht von einer Verdoppelung seit der Legalisierung, kleine lokale Händler sprechen gar von einer Verzehnfachung. Zudem heisst es, die Ansprüche der vor allem jugendlichen Kundschaft steige, sie würden immer noch stärkere, noch bessere Snus wollen.

Snus könnte 210'000 Leben «retten»

«Devör hani ufghört rauche...» - meinte neulich eine Bekannte bei einem gemeinsamen Glas Wein. Sie ist kein Einzelfall: Eine neue Studie des schwedischen Forschungsunternehmens Lakeville zeigt, dass Snus und Nikotinbeutel tatsächlich im starken Masse zur Rauchentwöhnung beiträgt. Und dieser Wechsel auf «gesündere» Nikotinalternativen wiederum rette Leben. In Zahlen: Würden in der EU mehr Menschen snusen statt rauchen, könnten bis zu 210'000 Todesfälle verhindert werden, so die Studie. Aktuell ist der Konsum von Snus in der EU allerdings verboten.

Nichtsdestotrotz: Laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) erhöht der Konsum von Snus das Risiko von Speiseröhrenkrebs sowie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zudem deuten mehrere Studien auf einen Zusammenhang zwischen Snus und Diabetes hin.

Achtung, Suchtgefahr...

Felix Wahrenberger von Akzent Luzern - Prävention und Suchttherapie weist zudem auf das hohe Suchtpotential von Snus hin: «Nikotin macht einfach sehr schnell abhängig. Weiter ist es einfach erhältlich und viele denken, dass Snus nicht gefährlich sei.»

Der Suchtexperte weiss zwar zu schätzen, dass die Tabakindustrie vermehrt auf Alternativprodukte wie E-Zigaretten oder Snus setzt.

Nichtsdestotrotz: «Man versucht ein Produkt, dass körperliche Probleme verursachen kann und abhängig macht als ‹sportlich›, ‹trendig› und ‹ungefährlich› zu verkaufen und zwar so, dass auch Kinder und Jugendliche es konsumieren möchten.»

Was ist schon gesund?

Zurück zu meiner Bekannten, die ihre Zigaretten durch weisse, aromatisierte Nikotinbeutel ausgetauscht hat und die ich im Verlaufe des Abends mit der zugespitzten Aussage konfrontiere, ob denn Snus nicht einfach das besser Verderben der Tabakindustrie sei. Sie blickt auf mein Glas Rotwein und meint: «Ist denn nicht alles, was Genuss ist, bizli Verderben?»

Auch die Nachfrage nach E-Zigaretten steigt seit wenigen Jahren stetig 

Quelle: Video vom 16. Januar 2023 / Archiv Tele 1

veröffentlicht: 18. Januar 2023 17:56
aktualisiert: 19. Januar 2023 08:23
Quelle: PilatusToday

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