Familie kämpft mit starken Impfnebenwirkungen und holt sich Hilfe in den USA
«Wir sind nämlich lange nicht die einzigen, welche starke Nebenwirkungen nach der Impfung hatten», sagt Mutter Natalie*. Sie würden sich in Onlineforen mit anderen austauschen. «Es tut gut zu wissen, dass nicht nur wir auf taube Ohren stossen. Gleichzeitig macht es uns auch wütend, dass man Leute wie uns nicht ernst zu nehmen scheint», sagt sie weiter.
Die Familie, bestehend aus Vater, Mutter und Tochter, haben sich vergangenen Oktober aus Überzeugung impfen lassen. Sie wollten ihren Teil im Kampf gegen die Corona-Pandemie beisteuern. Mit Folgen. Die Mutter hatte kurz nach der Impfung konstantes Kopfweh und litt unter Energielosigkeit, Gleichgewichtsstörungen und Taubheitsgefühle in Gliedern. Bei der Tochter (26 Jahre) waren die Nebenwirkungen noch extremer: Ohnmachtsanfälle, starker Schwindel und Sehstörungen.
Die Familie wandte sich an den Hausarzt. Dieser reagierte jedoch hilflos und sagte, es könnte eine psychische Reaktion auf die Impfung sein. Natalie sagt im Gespräch: «Das ist Bullshit. Vor der Impfung war ich gesund, hatte nichts und jetzt habe ich mit etlichen Beschwerden zu kämpfen. Und das ist für mich ein enormes Problem, dass Personen wie mir nicht geholfen werden kann oder will.»
Es folgten Telefonate, Emails und Arztbesuche beim Impfzentrum, beim Kantonsspital, der Auskunftstelle Corona, dem BAG, bei Swissmedic, beim Universitätsspital und beim Impfhersteller selbst (Dokumente liegen der Redaktion vor). «Uns wurde ständig gesagt, dass man uns nicht helfen kann und wir uns bei anderen Stellen melden müssen. Wir wurden ständig hin und her geschoben. Geholfen hat uns aber schlussendlich niemand so wirklich», so Natalie wütend.
Klare Antworten fehlen, Diskussionen sind aber da
Was sollen also Leute wie Natalie tun? Das Amt für Gesundheit des Kantons Zug nimmt gegenüber PilatusToday und Tele 1 dazu wie folgt Stellung: «In den letzten zwölf Monaten wurden im Kanton Zug über 230'000 Impfungen verabreicht. Praktisch alle Personen verspürten keine oder nur leichte Nebenwirkungen, welche im Normalfall nach spätestens drei Tagen abklingen. Wenn eine Person nach einer Impfung stärkere oder länger andauernde Symptome verspürt, sollte sie sich an Ihren Hausarzt wenden. Zudem ist gegebenenfalls eine Meldung an Swissmedic ins Auge zu fassen.»
Das Amt für Gesundheit sei ausserdem nicht therapeutisch tätig und könne daher keine medizinischen Empfehlungen abgeben. Der Kanton Zug sei jedoch mit dem BAG laufend in Kontakt. Dabei würde auch die Frage diskutiert werden, wie man Leuten wie Natalie und ihrer Tochter helfen kann. Auf Nachfrage bei der Familie bestätigt diese hingegen, dass nach der initialen Kontaktaufnahme keine Rückmeldung durch das Amt für Gesundheit erfolgte.
Infusion in den USA soll helfen
Von konsultierten Ärzten hat die Familie oft gehört, dass das nötige Fachwissen für Covid-Impfnebenwirkungen fehle und man ihnen daher keine Behandlungsvorschläge machen könne. «Wenn die Ärzte nicht wissen, was zu tun ist, sagen sie, es sei psychologisch bedingt. Das scheint die Richtung zu sein, die sie einschlagen, anstatt zu verstehen, dass das, was wir durchmachen, real ist», gibt Natalie zu bedenken.
Da Natalie Amerikanerin ist, tauscht sie sich oft in amerikanischen Foren aus. Da las sie dann von verschiedenen Behandlungsmethoden, die bei vielen schon geholfen hätten, welche ebenfalls mit Nebenwirkungen der Impfung zu kämpfen hatten.
Letzte Woche flog sie dann nun mit ihrem Mann in die USA, um sich einer Behandlung zu unterziehen. «Denn in der Schweiz wollte diese Behandlungen kein Arzt, den wir aufgesucht haben, machen. Sie seien zu experimentell.» Aber sie will ihr normales Leben wieder zurück, darum hätte sie das Risiko auf sich genommen.
Die Behandlung – eine spezifische Post-Covid-Infusion zur Bekämpfung der Energielosigkeit – konnte dort erfolgen und es hat sich gelohnt. Schon nach dem ersten «Post Viral Drip» verspürte Natalie eine augenblickliche Verbesserung. Das Energielevel habe sich erhöht und sogar das Schwindelgefühl sei weniger geworden. Weitere mögliche Behandlungsmethoden für die weiteren, neurologischen Symptome konnten zudem in Erfahrung gebracht werden. Mit diesem positiven Ergebnis ist das Ehepaar nun zurück in der Schweiz und sie werden nun diese Erfahrungen mit den lokalen Ärzten teilen.
«Die Schweiz muss etwas für Leute wie uns tun»
Natalie will nun ihrer Tochter diese Behandlung auch vorschlagen, denn dieser ginge es noch schlechter als ihr. Sie sei 26, ging arbeiten, spielte mehrere Tage die Woche Fussball. «Wenn man sie jetzt beobachtet, wie sie einfach auf dem Sofa sitzt und nichts von dem mehr tun kann und dir dann noch ein Arzt sagt, dass das nur im Kopf ist, dann werde ich echt wütend», so die Mutter mit Tränen in den Augen. «Es ist sehr emotional für mich, meine Tochter so zu sehen.»
Sie will für sich, ihre Tochter, aber auch andere Menschen mit demselben Schicksal kämpfen. «Je mehr Leute sich an die Öffentlichkeit wenden, desto mehr werden wir hoffentlich von Ärzten ernst genommen. Wir machen das, um gehört zu werden. Und um andern damit vielleicht Mut zu machen, sich auch zu melden», so Natalie. Es fehle eine Anlaufstelle, an die man sich im Falle von Impfnebenwirkungen und bei der Behandlung von Impfschäden wenden kann. Die Familie wünscht sich, dass diesbezüglich in der Schweiz sehr bald etwas passiert.
*Name von der Redaktion geändert