Konzert-Scam

Betrüger zocken Facebook-User mit gefälschten Tickets ab

15.08.2022, 06:23 Uhr
· Online seit 12.08.2022, 17:21 Uhr
Verzweifelt suchte ein ZüriToday-Leser nach Tickets für ein Konzert im Zürcher X-Tra. Und wurde mit einer ausgeklügelten Masche Opfer von Internet-Betrügern. Fazit: Geld weg und keine Tickets in Sicht.
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Am 4. Oktober spielt die deutsche Newcomer-Band «Provinz» im Zürcher X-Tra. Eine Veranstaltung, zu der ein ZüriToday-Leser unbedingt gehen wollte. Die Band ist in der Schweiz noch nicht allzu bekannt, dachte er, der Kauf der Tickets könne noch zwei, drei Tage warten. Als er jedoch wenig später wieder auf der Seite war, kam die bittere Nachricht: Alles ausverkauft. Also versuchte er anderweitig an Tickets zu kommen, wie er gegenüber ZüriToday erzählt.

Auf der Facebook-Veranstaltungsseite des Konzerts bot ein gewisser G. M. M. gleich drei Tickets an. «Ich habe mir sein Profil angeschaut und sah eigentlich nichts Auffälliges. Also habe ich ihn auf Messenger angeschrieben». Prompt erhielt er eine Antwort, gleich drei Tickets hätte der Besitzer noch übrig. «Ich habe geschrieben, dass ich alle drei für den vereinbarten Preis von 120 Franken kaufen würde. Und erkundigte mich, wie wir den Verkauf regeln wollen».

«Es klang alles vertrauenswürdig»

Von sich aus habe der Verkäufer dann angeboten, er könne aus Sicherheitsgründen gerne ein Ausweisfoto schicken. «Ausserdem sagte er, ich könnte ihm zuerst die eine Hälfte überweisen. Er würde mir dann die Tickets per Email zukommen lassen. Und dann erst müsste ich den Rest zahlen. Es klang tatsächlich sehr vertrauenswürdig.» Bei einer in der Schweiz relativ unbekannten Band vermutete der Leser schlichtweg keinen Betrug, erklärt er.

Wenige Minuten danach landeten tatsächlich zwei Bilder im Messenger-Postfach. Darauf zu sehen: Ein junger Mann, blonde Haare, Ohrringe und schwarze Lederjacke. Ein freundliches Lächeln. Auf dem Foto hält er seinen Ausweis in die Kamera. Auf dem zweiten Bild dann der Ausweis in Nahaufnahme. «Der Name stimmte mit dem Facebook-Profil überein, das Bild auf dem Ausweis mit den anderen Bildern auf dem Facebook-Konto. Ich habe sogar auf den Ausweis gezoomt und versucht zu erkennen, ob er mit Photoshop bearbeiten worden war. Alles sah in Ordnung aus», erzählt der ZüriToday-Leser.

Ein erster Verdacht

Also überwies er den ersten Teil über Paypal an die angegebene Email-Adresse. «Und hier wurde ich zum ersten Mal stutzig», schildert der Leser. Das Geld floss nämlich direkt an einen gewissen J. M. Ein Name, der gar nicht nach der Person klang, mit welcher der Leser bisher geschrieben hatte.

Das Unheil nahm seinen Lauf. «Kurz darauf schrieb mir der Mann, dass er noch kein Geld erhalten habe und dass Paypal ihm ein Problem meldete». Sogar eine – wie sich herausstellte gefälschte – Paypal-Sicherheitsmeldung erhielt der Leser. «Er schrieb mir, dass ich mich kurz gedulden müsse. Das Geld werde vermutlich wieder an mich zurücküberwiesen.»

Zu diesem Zeitpunkt hatte der Leser schon fast jegliche Hoffnung verloren, dass er tatsächlich an seine Tickets kommen würde. «Ich war mir ziemlich sicher, dass das ein Betrug ist. Das habe ich dem Typen auch geschrieben. Mit ein wenig Galgenhumor habe ich ihm zu seinem gelungenen Streich gratuliert», schildert er.

Betrüger verschickte die Tickets

Dann aber eine unerwartete Wendung: «Er schrieb mir, dass er mir die Tickets soeben per Email geschickt hatte. Sofort öffnete ich mein Postfach und tatsächlich war da eine PDF-Datei.» Die Freude war jedoch nur von kurzer Dauer: Die Datei bestand aus einem schlecht gefakten Ticket mit einem QR-Code, der sich auch nicht öffnen liess.

«Da war dann endgültig Schluss. Ich habe dem Betrüger noch eine weniger freundliche Nachricht geschickt und versucht, die Sache zu vergessen», erzählt der Leser abschliessend. Ob er dennoch irgendwie an Tickets für sein heissbegehrtes Konzert kommen wird, bezweifelt er. «Ich wollte unbedingt mit meiner Freundin aufs Konzert. Sie liebt die Band. Auf Facebook haben zwar viele weitere Personen geschrieben, dass sie noch Tickets haben. Mittlerweile traue ich dem Braten aber nicht mehr.»

veröffentlicht: 12. August 2022 17:21
aktualisiert: 15. August 2022 06:23
Quelle: ZüriToday

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