Aargau/Solothurn

Luchsbevölkerung wächst im Aargau wieder – und damit auch ein Problem

Bis zu 39 Wildtiere gesichtet

Luchsbevölkerung wächst im Aargau wieder – und damit auch ein Problem

· Online seit 23.12.2022, 20:16 Uhr
In den heimischen aargauischen Wäldern fühlen sich immer mehr Luchse wie zu Hause. Das zeigt eine Auswertung von der Stiftung Kora. Doch neben der guten Entwicklung gibt es auch ein grosses Problem.
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In den Wäldern vom Kanton Aargau, Basel-Landschaft und Solothurn leben zwischen 22 und 39 Luchse. Das ergab eine Auswertung von Kora, der Stiftung Raubtierökologie und Wildtiermanagement. «Wir haben festgestellt, dass die Population im Aargau zugenommen hat. Die Region rund um Aarau ist die nordöstliche Verbreitungsgrenze der Luchs-Population im Jura», sagt Ursula Sterrer von der Stiftung Kora. An 105 Standorten wurden derweil Fotofallen montiert, die während zweier Perioden von 60 Nächten im Winter 2021/22 im Einsatz waren.

Entwicklung ist zufriedenstellend

Immer mehr Luchse passieren den Autobahntunnel bei Schinznach und drängen so in das nördliche Gebiet vor. Das bestätigen auch die Fotofallen, die in den verschiedenen Standorten aufgestellt wurden. Dabei wurden in der Region Nordwestschweiz während 114 Ereignissen 21 selbstständige Luchse an 56 Standorten fotografiert. Darüber hinaus wurden fünf Jungtiere aus mindestens vier Würfen nachgewiesen. Mit dieser Entwicklung zeigt sich die Stiftung Kora zufrieden.

Umso mehr Luchse in der Schweiz heimisch werden, desto mehr Probleme kommen auf. Doch die Luchse sind weniger schlimm als andere heimische Raubtiere. «Der Luchs ist sicher weniger problematisch als ein Wolf. Es gibt aber hin und wieder gerissene Nutztiere, vor allem Schafe. Normalerweise aber ist der Luchs spezialisiert auf seine Beutetiere wie Rehe und Gämsen», sagt Sterrer.

Gemäss der Stiftung leben zwei bis drei selbstständige Luchse pro 100 Quadratkilometer im geeigneten Habitat. Diese Dichte ist höher als im Jahr 2015/16 – allerdings war auch das Gebiet der aktuellen Untersuchung grösser.

Inzucht ein grosses Thema

Die hochbeinigen Katzen mit grauem bis rötlichem Fell werden in freier Wildbahn bis zu 20 Jahre alt. Sie dürfen nicht gejagt werden. Die grössten Gefahren für die Luchse in der Schweiz bilden gemäss der Stiftung Kora illegale Tötungen, Kollisionen mit Fahrzeugen und die Fragmentierung des Lebensraums. Hinzu komme die schleichende Gefahr der genetischen Verarmung. «Der Luchs wurde wie andere Wildtiere ausgerottet. Vor mehr als 50 Jahren wurden die ersten Luchse ausgesiedelt», meint Sterrer. Eine Weiterverbreitung sei gar nicht möglich, weil die Schweizer Population immer von anderen abgeschnitten war. In der jetzigen Grösse, genetischen Konstellation und Situation sei das langfristige Überleben der Schweizer Luchspopulation nicht gesichert, hält Kora fest.

veröffentlicht: 23. Dezember 2022 20:16
aktualisiert: 23. Dezember 2022 20:16
Quelle: ArgoviaToday

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