Quelle: Tele M1 / Selina Urech / CH Media Video Unit / Ramona De Cesaris
Es sind Eindrücke und Bilder, die schwer auf einem lasten und die man wahrscheinlich so schnell nicht wieder vergisst. Am Dienstagmorgen wurde ein Team der Alpine Air Ambulance (AAA) nach Bremgarten zu einem Einsatz gerufen. Diese ist auf Patiententransporte sowohl in der Luft als auch auf dem Boden spezialisiert. Zudem ist sie auch international im Einsatz. Am Dienstag waren die Rettungskräfte allerdings nur wenige Minuten im Helikopter, der sie vom Birrfeld nach Bremgarten brachte. Dabei war auch Tele-M1-Reporter Joel Dätwyler, der die Crew für eine Reportage zwei Tage begleiten und sie bei der Arbeit filmen durfte. «Am Morgen kam der Alarm rein: ‹Schussverletzung in Bremgarten›, mehr Infos hatten wir zu Beginn noch nicht», erklärt er.
«Alles ging sehr schnell»
Ein Arzt und ein Rettungssanitäter sassen im Helikopter, genauso wie der Pilot. Als sie vom Birrfeld in die Luft stiegen, wurde der Arzt informiert. «Dann hiess es plötzlich, es war ein Schuss in den Kopf.» Knapp fünf Minuten später ist die vierköpfige Crew in Bremgarten gelandet. «Wir haben gleich gewusst, dass wir auf Armeegelände sind. Überall waren Rekruten und Armeeautos. Die Regionalpolizei war ebenfalls schon vor Ort», so Dätwyler weiter.
Sie seien dann in Richtung Soldaten gelaufen und am Rand beim Schützenhaus sassen die Kameraden. «In deren Gesichter hast du schon gesehen, dass es ihnen nicht gut geht.» Schon bevor sie beim Patienten ankamen, war ihnen klar, das muss ein schlimmerer Unfall sein. Der Rekrut lag auf dem Boden. Ein Kamerad und zwei Rettungssanitäter hätten sich um ihn gekümmert, dann habe der Arzt übernommen und die Erstversorgung gemacht. «Es ging alles sehr schnell», so der TV-Reporter. Nach etwa 20 Minuten verliessen sie das Armeeareal und flogen mit dem Helikopter ins Uni-Spital nach Zürich. Dort ist der Rekrut dann verstorben, wie das Militär am Dienstag mitteilte.
Für die Crew war das ein ausserordentlicher Einsatz. «Es war sehr eindrücklich, wie das Team arbeitet.» Alles habe trotz der Umstände reibungslos funktioniert. «Sie sind eine sehr eingespielte Crew und arbeiten Hand in Hand zusammen. Auch bei so einem speziellen Einsatz.» Anschliessend gab es ein Debriefing mit allen Beteiligten. «Man spricht auch über die Bilder, die man gesehen hat.» Denn auch die Crew beschäftigt das Schicksal ihrer Patientinnen und Patienten.
Trauer um verstorbenen Bruder
Der Schiessunfall geschah am Dienstag auf dem Waffenplatz Bremgarten im Rahmen einer Übung der Nachschub-Rekrutenschule 45. «Aus bisher ungeklärten Gründen löste sich ein Schuss aus einem Sturmgewehr, welches sich in einem Militärfahrzeug befand, und traf einen Armeeangehörigen am Kopf», erklärte Roman Dobler, Untersuchungsrichter der Untersuchungsregion 2, gegenüber Tele M1. Die Trauer ist nach dem Unglück gross.
Quelle: CH Media Video Unit
Der Bruder des toten Soldaten hat in der Nacht auf Mittwoch einen Nachruf auf der Social-Media-Plattform Tiktok veröffentlicht. Dazu hat er «Ruhe in Frieden, Soldat» geschrieben. Die Anteilnahme ist gross. «Mein herzliches Beileid. Es tut mir so leid für diesen jungen, anständigen Mann», schreibt eine Userin. «Mein Beileid der Familie. Unsere Gedanken sind bei ihnen!», schreibt ein junger Mann. Auch die Truppe ist nach dem Vorfall geschockt, wie Silvano Barilli, Kommandant vom Lehrverband Logistik, gegenüber Tele M1 berichtet. Er war nach dem tödlichen Unfall bei den Truppen. «Es geht ihnen schlecht. Es herrscht grosse Bestürzung und grosse Trauer. Jeder ist mit seinem Schmerz beschäftigt.»
Quelle: Tele M1 / CH Media Video Unit / Linus Bauer
Doch herrscht bei dem Bruder neben der Trauer auch Unverständnis – über die Armee, aber auch über die Vorgesetzten. So teilt er in der Beschreibung des Posts mit: «Gestorben, weil manche nicht genügend Konzentration und Disziplin hatten.» Wie es zu dem Unfall kam, ist aktuell unklar. Ob sich der Schuss aus der eigenen Waffe oder der eines Kameraden gelöst hatte, gilt es nun aufzuklären.