Obergericht Aargau

«Autokönig» Santoro: «Hatte 6 Herzstillstände und war im Koma»

· Online seit 13.03.2024, 19:02 Uhr
Es handelt sich um einen der grössten Fälle von Wirtschaftskriminalität im Kanton Aargau: Der Konkurs der SAR Premium Cars von Riccardo Santoro. Bis heute fehlt ein rechtskräftiges Urteil. Am Mittwoch musste «Autokönig» Santoro auf Geheiss des Bundesgericht am Aargauer Obergericht antraben.
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Seit dem letzten Prozess verschlechterte sich der Gesundheitszustand von Riccardo Santoro stark, vor dem Aargauer Obergericht am Mittwoch war der ehemalige «Autokönig» nur noch ein Schatten seiner selbst. Gegenüber Tele M1 sagte Santoro, dass er eine bewegte Zeit hinter sich habe: «Ich bin froh, dass ich überhaupt lebe. Ich hatte sechs Herzstillstände und war lange im Koma.»

Sechs Jahre Gefängnis

Im Jahr 2019 verurteilte das Bezirksgericht Lenzburg Riccardo Santoro zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren. Sein Leasingunternehmen SAR Premium Cars in Dintikon im Bezirk Lenzburg gab Luxusautos zu günstigen Konditionen an namhafte Kunden. Dabei soll ein anderes Unternehmen, das die Luxusautos finanziert hatte, um über zwölf Millionen Franken betrogen worden sein.

Quelle: telem1

Obergericht muss Fall neu beurteilen

Nach einem Justizmarathon bis vor Bundesgericht musste das Aargauer Obergericht den Fall am Mittwoch neu beurteilen. Die Anklage blieb dieselbe. «Die Staatsanwaltschaft hat sieben Jahre beantragt und vor allem auch einen Schuldspruch wegen Betrugs», so Staatsanwalt Reto Steiger.

Kurz nach dem letzten Prozess im Jahr 2021 fingen bei Riccardo Santoro Herzprobleme an. Seither verbrachte er die meiste Zeit im Spital. Die Betrugsvorwürfe bestreitet der «Autokönig» auch heute noch: «Ich bin der einzige Schuldige, von den anderen sieht und hört man nichts. Aber irgendwann ist die Luft draussen, ich erwarte nichts mehr.»

Während des Prozesses am Aargauer Obergericht am Mittwoch ging es dann in erster Linie auch um seinen Gesundheitszustand. Dieser soll laut Staatsanwalt Steiger aber keinen Einfluss auf das Urteil haben: «Gerade dieses Verfahren kann lange dauern. Und da kann das Leben sich so entwickeln, dass der Gesundheitszustand schlechter wird. Aber das heiss nicht, dass man nicht bestraft werden soll.»

Verteidigung will milderes Urteil

Der Strafverteidiger von Santoro, Thomas Bosshard, sieht das anders. Er verlangte vor Obergericht ein milderes Urteil, sein Klient habe das Finanzdebakel niemals alleine verursacht. «Dieser Zynismus der Staatsanwaltschaft, welche jetzt seine schwer in Mitleidenschaft gezogene Gesundheit auch noch infrage stellt, passt zu dem, wie man mit ihm im Rahmen der Strafuntersuchung umgegangen ist.»

Bis spätestens Ende des Monats März will das Obergericht das Urteil bekannt geben. Ob Riccardo Santoro, der mittlerweile mit einem Spenderherz lebt, überhaupt ins Gefängnis kann, bleibt aber fraglich.

(ova)

veröffentlicht: 13. März 2024 19:02
aktualisiert: 13. März 2024 19:02
Quelle: ArgoviaToday/Tele M1

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