Menziken

Ausgehisst in Burg – Gemeinde streicht Jahrzehnte alte Tradition

· Online seit 20.03.2024, 16:47 Uhr
Eine Ära geht in der ehemaligen Gemeinde Burg zu Ende. Geburten wurden bisher zelebriert und mit dem Hissen einer Flagge geehrt. Bei Mädchen die Aargauer, bei Buben die Schweizer Fahne. Doch der Brauch wird nun aus «Praktikabilitätsgründen» verabschiedet. Im Dorf ist man betrübt.
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Ein Brauch in der ehemaligen 1000-Seelen-Gemeinde Burg besagte, dass bei jeder Geburt die Fahne beim Schulhaus gehisst wird. Eine Schweizer Flagge für einen Buben, die Aargauer Fahne für ein Mädchen. Die Tradition soll jetzt zu einem Ende kommen.

Bürgerinnen und Bürger erinnern sich an die Tradition

Wie die Gemeinde Menziken in einer Mitteilung schreibt, wird die Tradition aus «Praktikabilitätsgründen» eingestellt – der behördliche Aufwand sei schlicht zu gross. Die Verabschiedung des Brauches führt vor allem bei den Ur-Bürgerinnen und Bürgern der ehemaligen Gemeinde Burg zu grosser Enttäuschung. So auch bei Heidi Hermann, seit über 50 Jahren führt sie das Restaurant Huttli im Dorf. «Ich kann mich gut daran erinnern, als unsere Kinder zur Welt kamen. Man freute sich sehr darüber, als die Fahne für das eigene Kind gehisst wurde», sagt sie zu Radio Argovia.

Enttäuscht ist auch Silvia Sommerhalder. Zusammen mit ihrem Mann führt sie den Dorfladen Treffpunkt sowie die örtliche Drogerie. «Früher hat man bei uns im Dorfladen sogar noch den Vornamen des geborenen Kindes verkündet. Unsere jüngste Tochter war die letzte, die das betraf.» Die Geburten wurden damals laut Sommerhalder sogar noch um einiges stärker zelebriert.

«Flaggenhissen wäre Schnee von gestern»

Seit der Fusion der Gemeinden Burg und Menziken im vergangenen Jahr ist die Anzahl Einwohnerinnen und Einwohner rasant und stark angestiegen. Bei jeder Geburt eine Fahne zu hissen, wurde dadurch fast unmöglich. Laut Gemeindeammann Erich Bruderer ist das nicht der einzige Grund, welcher der Tradition im Weg steht. «Die Geburtenabteilung war damals noch im Spital Menziken. Dadurch gingen alle Meldungen der Geburten sofort beim Zivilstandesamt ein.» Mittlerweile ist diese jedoch geschlossen. Wer aus der Gemeinde ein Kind bekommt, muss nach Aarau oder Sursee. «Bis wir von der Geburt erfahren, vergehen Tage oder sogar Wochen. Bis wir die Fahne hissen würden, wäre die Bekanntgabe bereits Schnee von gestern», sagt Bruderer.

Die Kulturkommission der Gemeinde Menziken hat für nächste Woche eine Sitzung zum Thema angesetzt. Sie will herausfinden, ob man statt dem Hissen der Flaggen etwas anderes machen kann, um eine Geburt im Dorf zu zelebrieren. So könnte wenigstens ein Teil der Tradition beibehalten werden.

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veröffentlicht: 20. März 2024 16:47
aktualisiert: 20. März 2024 16:47
Quelle: ArgoviaToday

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