Zuerst einmal zu den Fakten: Am Sonntag, dem 3. März 2024, sollte Wiliberg für die laufende Amtsperiode 2022/2025 eigentlich ein Ergänzungsmitglied für den Gemeinderat wählen. Doch keiner wollte kandidieren. Trotzdem erhielten zahlreiche Einwohnerinnen und Einwohner Stimmen, wie das Wahlprotokoll zeigt.
Nur halt eben keiner genug, um das absolute Mehr von 25 Stimmen zu erreichen. Heisst: Der fünfte Sitz im Wiliberger Gemeinderat, der nach dem Rücktritt von Manfred Müller seit Anfang des Jahres vakant ist, bleibt weiterhin leer. Für den Wiliberger Gemeindeamman Patric Jakob keine grosse Überraschung: «Wir haben gehofft, dass sich eine Tendenz zeigt, dass jemand stimmentechnisch raussticht. Aber dass jemand direkt gewählt wird, daran habe ich persönlich nicht geglaubt.»
Die Auswahl ist begrenzt
Doch wieso hat keiner kandidiert? Jakob erklärt gegenüber ArgoviaToday: «Wir haben keine Ortsparteien und auch keinen Verein, der die Interessen vertritt und schaut, dass es Kandidaturen gibt, die im Sinn von Wiliberg im Gemeinderat sind. Das heisst, der Gemeinderat geht im Prinzip selber auf die Suche nach seinen Mitgliedern.»
Wiliberg ist flächenmässig die zweitkleinste und bezüglich der Einwohnerzahl die kleinste Gemeinde im Aargau. Natürlich gebe es am Stammtisch immer mal wieder Gespräche über mögliche Kandidatinnen und Kandidaten, sagt Jakob. Aber: «In Wiliberg gibt es 136 Stimmberechtigte – also auch 136 mögliche Kandidatinnen und Kandidaten. Sehr viele Personen waren aber schon im Gemeinderat oder üben eine andere Funktion im Dorf aus, beispielsweise in der Steuer- oder Finanzkommission. Dadurch sind bereits viele Personen mit Aufgaben absorbiert. Das heisst, dass der Pool, aus dem wir schöpfen können, leider gar nicht so gross ist.»
Anders als viele andere Gemeinden hat Wiliberg dieses Jahr eine detaillierte Liste der eingegangenen Stimmen publiziert. Dies sei eigentlich nicht der gängige Prozess, wurde aber von den Einwohnerinnen und Einwohner nach den letzten Wahlen im Oktober so gewünscht, erklärt Jakob.
Der Mann mit den meisten Stimmen
Für die beste Wahl hielt die Bevölkerung Adrian Räss. Der Netzfachmann aus Wiliberg erhielt zwölf Stimmen. Gegenüber ArgoviaToday zeigt sich Räss überrascht über den Willen des Volkes: «Es war für mich schon überraschend. Obwohl Wiliberg eine kleine Gemeinde ist, gibt es in meinen Augen viele Leute, die für dieses Amt in Frage kommen.»
Ob er im zweiten Wahlgang als offizieller Kandidat antreten wird, kann er noch nicht sagen. «Aber es werden sicherlich in nächster Zeit diverse Gespräche stattfinden», so Räss. Könnte er der neue Gemeinderat von Wiliberg werden? Räss wiegelt ab. «Die Vorstellung ist für mich sehr schwierig. Aber ich sehe auch den dringenden Handlungsbedarf der Gemeinde.»
Nicht beschlussfähig
Diesen sieht auch Gemeindeammann Patric Jakob. Der Gemeinderat besteht zurzeit nur aus vier Mitgliedern – das sei aus mehreren Gründen problematisch. «Laut Gemeindegesetz des Kantons Aargau braucht ein Gemeinderat einen Ammann, einen Vizeammann und drei Mitglieder», erklärt Jakob.
Aber nicht nur wegen dem Gesetz hätte Wiliberg gerne einen fünften Gemeinderat. «Wir haben die Ressorts des Gemeinderates, der zurückgetreten ist, auf die übrigbleibenden vier Mitgliedern verteilt. Das gibt für alle mehr Arbeit und damit steigt auch die Belastung.» Mit einem Mitglied mehr wäre die Arbeit wieder besser verteilt und auch der Gemeinderat besser gestützt, so Jakob. Ausserdem sei der Gemeinderat an Sitzungen nur mit mindestens drei Mitgliedern vor Ort beschlussfähig. Mit insgesamt nur vier Mitgliedern – so wie jetzt – seien Sitzungen schnell einmal obsolet. Sobald mehr als eine Person krank oder in den Ferien sei, könne keine Entscheidung mehr getroffen werden, erklärt der Gemeindeammann.
Ob der Wiliberger Gemeinderat künftig wieder zu fünft agieren kann, wird sich nach dem zweiten Wahlgang am 9. Juni 2024 zeigen.
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