Pharmazeutika

Aargauer Apotheker: «400 Kilo Medikamente landen im Abfall»

· Online seit 23.03.2022, 19:19 Uhr
Herr und Frau Schweizer haben so einiges an Gesundmachern zu Hause herumliegen. Diese sollen aber ein bis zweimal im Jahr genauer unter die Lupe genommen werden, um zu schauen, ob sie überhaupt noch haltbar sind. Doch falls nicht: Wohin gehören die Medikamente genau?
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Pillen, Tropfen und Salben. Jeder hat bei sich zu Hause eine Kiste, in der sich seit Jahren Medikamente befinden. Beim Blick auf das Ablaufdatum merkt man schnell, dass manche der Medikamente seit Längerem abgelaufen sind. Lukas Korner, Präsident des Aargauer Apothekerverbands, erklärt, weshalb man lieber auf das abgelaufene Medikament verzichtet und warum es nicht in den Kehricht gehört.

Medikamente in die Apotheke zurückbringen

In der Schweiz gehören Medikamente zu den Sonderabfällen. Abgelaufene oder sogar unbenutzte Medikamente müssen deshalb per Gesetz an die Ausgabe- oder Verkaufsstelle zurückgegeben werden. Im Kanton Aargau wird die Finanzierung vom Kanton übernommen, die Entsorgung ist somit in den entsprechenden Einrichtungen gratis. Oft handelt es sich bei diesen Einrichtungen um Apotheken. Wie Korner gegenüber ArgoviaToday erzählt, wird das auch fleissig genutzt: «Wir bekommen pro Jahr alleine in der Apotheke Grenchen etwa 200 bis 400 Kilogramm Medikamente zurückgebracht. Manche davon sind sogar noch ungeöffnet.»

Sammeln sollte man die Medikamente am besten noch in der Originalverpackung. «So können wir die Medikamente am leichtesten erkennen und aussortieren.» In den Apotheken werden aber nicht nur Medikamente entsorgt, wie Korner verrät: «Von toten Tieren zu Spiegeln und persönlichen Dokumenten, wir haben schon alles gesehen.»

So bitte nicht entsorgen

Viele wissen nicht, dass man Medikamente im Sondermüll entsorgen muss und werfen sie in den Kehricht, ins Lavabo oder spülen sie gar die Toilette runter. Laut dem Bundesamt für Umwelt werden in Schweizer Haushalten rund die Hälfte der Medikamente so entsorgt. Laut Korner kann das schlimme Konsequenzen mit sich bringen: «Wenn man die Medikamente die Toilette hinunterspült, kann es sein, dass sie im Grundwasser landen und wir sie so über das Trinkwasser zu uns nehmen. Weiter leidet auch die Natur darunter.»

Auch sollte man die alten Medikamente nicht im Kehricht entsorgen. Zwar wird der Müll bei hohen Temperaturen verbrannt, laut Korner kann auf dem Weg zur Verbrennungsanlage aber so einiges passieren: «Möglich ist, dass die Medikamente aus dem Abfallsack fallen und somit die Umwelt beschädigen.» Das Bundesamt für Umwelt weist zudem darauf hin, dass Kinder mit Abfall spielen können oder die Medikamentenreste auf sonstige Weise von einem Finder missbraucht werden könnten.

Leute horten ganzes Arsenal an Medikamenten zu Hause

Falls die Medikamente noch nicht lange abgelaufen sind, sollte man in einer Apotheke nachfragen, ob man sie noch verzehren kann. «Es gibt Medikamente, die sind fast unzerstörbar. Andere sind aber bereits ab dem Ablaufdatum nicht mehr verwendbar», so Korner. Davon betroffen sind vor allem flüssige Präparate wie Tinkturen, Salben und Sirupe, welche seit Langem geöffnet sind, da sie die Bakterienbildung fordern.

Für Korner sind die von den Leuten zurückgebrachten Mengen erschreckend. «Medikamente werden über Jahre hinweg gehortet und somit entstehen teils ganze Vorräte zu Hause.» Das ist jedoch unnötig, wie Korner erwähnt: «Wir haben in der Schweiz an jeder Ecke eine Apotheke. Zudem gibt es Notfallapotheken, welche immer geöffnet haben.»

(mbr)

veröffentlicht: 23. März 2022 19:19
aktualisiert: 23. März 2022 19:19
Quelle: ArgoviaToday

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