Frankreich

Volk bestimmt über Rechte von Influencern – auch eine Idee für die Schweiz?

16.01.2023, 11:06 Uhr
· Online seit 15.01.2023, 10:58 Uhr
Werbung für riskante Schönheits-OPs und verlockende Gewinnspiele. Wer auf Social Media unterwegs ist, kommt nicht drum herum. Frankreich will das mit neuen Regeln nun ändern und gemeinsam mit der Bevölkerung einen Verhaltenskodex für Influencer ausarbeiten. Wie finden das Agenturen und Influencer in der Schweiz?
Yasmin Stamm
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Empfehlungen für ein schönes Wellnesshotel, ein neues Sportoutfit oder einen langanhaltenden Lippenstift. Mit ihren Tipps inspirieren und beeinflussen sie uns tagtäglich: Influencer. Dabei sind längst nicht alle Tipps und Produktempfehlungen unproblematisch.

«Sie tragen eine grosse Verantwortung, deshalb braucht es gewisse Regeln», sagt der französische Politiker Bruno Le Maire in einem Video, welches am Sonntag auf seinen Social Media Kanälen hochgeladen wurde. Er will einen Verhaltenskodex für Influencer einführen.

Wenn ungeschriebene Regeln nicht reichen 

Den Kodex ausarbeiten will der französische Wirtschafts- und Finanzminister zusammen mit der gesamten Bevölkerung. Noch bis Ende Januar kann das Volk sich auf einer Website zu verschiedenen Massnahmen äussern und somit die Grundrisse des Kodex mitgestalten.

Dieser soll verschiedene Themen zu den Rechten und Pflichten der Influencer beinhalten, welche unter anderem den Konsumenten, aber auch den Influencer vor Betrug und Abzocke schützen soll.

Durch den Kodex sollen Dinge, wie beispielsweise irreführende Verlosungen, bei welchen der Preis nicht dem Versprochenen entspricht, oder Werbung für gefährliche Schönheits-OPs sowie falsch oder schlecht gekennzeichnete Produktplatzierungen verhindert werden.

«Der Grossteil der Influencer haltet sich an ungeschriebene Regeln. Jedoch gibt es immer wieder Betrüger oder solche, welche diese Regeln manchmal vergessen», sagt Le Maire. Für genau diese sei der Kodex bestimmt.

Verhaltenskodex auch in der Schweiz

Solche nationalen Regelungen sind keine Neuheit. Zum Beispiel in Deutschland, England, Spanien und Australien gibt es schon länger nationale Verhaltenskodexe für Influencer. Auch der Schweizer Verband «Conscious Influence Hub» hat vor einiger Zeit in Zusammenarbeit mit Influencern und Influencer-Agenturen einen Code of Conduct, also einen Verhaltenskodex, ausgearbeitet. Unterschrieben haben diesen die drei grössten Influencer-Agenturen in der Schweiz.

«Ein spannender Ansatz»

«Bei unserem Code of Conduct geht es grundsätzlich darum, dass Influencer und Influencerinnen ihre Vorbildfunktion wahrnehmen und richtig mit ihrer Reichweite und Verantwortung umgehen. Es geht nicht darum, Gesetz oder Bestrafung einzuführen», sagt Anja Lapcevic, Mitgründerin des Conscious Influence Hub sowie Co-CEO und Chief Influence Officer bei Kingfluencers.

Sie fände Guidelines für Influencer eigentlich richtig und wichtig. «Es ist aber nötig, dass diese Regeln nicht einfach von irgendwelchen Regierungsdepartements und Politikern zusammengestellt werden, sondern es in Zusammenarbeit mit Influencerinnen geschieht.» So können praxisnahe und verbindlichere Guidelines auf Augenhöhe ausgearbeitet werden, sodass alle dahinter stehen können.

Dass die Gesellschaft in diesen Prozess mit einbezogen wird, fände sie prinzipiell begrüssenswert, so könne den Bedürfnissen aller Gesellschaftsschichten Rechnung getragen werden.

Was viele nicht wissen: Gewisse Dinge sind von Gesetzes wegen sowieso schon geregelt. Wie das richtige Anschreiben von Werbung zum Beispiel, denn das fällt unter das Bundesgesetz gegen unlauteren Wettbewerb. Somit bräuchte es für Influencer nicht ein komplett neues Gesetz, sondern eben einfach gewisse Verhaltensregelungen.

Gesunder Menschenverstand

Auch Ex-Bachelorette Eli Simic würde einige Regelungen für Influencer grundsätzlich nicht schlecht finden. Die St.Gallerin ist selbst langjährige Instagram-Influencerin. Sie postet fast täglich Bilder und Videos aus ihrem Leben.

Wenn sie nun plötzlich in dieser Freiheit eingeschränkt werden würde, dann würde sie das frustrieren. «Deshalb kommt es sehr darauf an, welche Regelungen in diesem Kodex aufgeschrieben sind», sagt Eli. Jedoch finde sie, dass sie eigentlich alles richtig mache.

«Influencen beruht auf gesundem Menschenverstand», so die 34-Jährige. Man dürfe nicht unterschätzen, welche Reichweite und damit auch Verantwortung man hat. «Viele Influencer sind sich ihrer Reichweite nicht bewusst. Diese machen dann wahrscheinlich auch häufiger unüberlegte Fehler.» Für diese würde es laut Eli natürlich Sinn machen, wenn sie einige Regeln hätten, an welchen sie sich orientieren können.

Was Eli aber weniger sinnvoll findet, sei das Zusammenstellen der Regeln durch die breite Bevölkerung. «So hat man doch sehr viele Stimmen, welche vom Influencen keine Ahnung haben.» Natürlich würden so alle Bedürfnisse abgedeckt werden, doch der Beruf des Influencers sei noch immer nicht vollständig in der Gesellschaft akzeptiert.

«Dass Leute, welche keine Ahnung von meinem Beruf haben und mich sowieso nicht mögen, darüber abstimmen können, welche Rechte und Pflichten ich habe, erscheint mir nicht logisch», sagt Eli. Der gesunde Menschenverstand solle halt auch von den Konsumenten und Konsumentinnen kommen.

Brauchen Influencer strengere Regeln? Schreib deine Meinung in die Kommentare.

veröffentlicht: 15. Januar 2023 10:58
aktualisiert: 16. Januar 2023 11:06
Quelle: FM1Today

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