Bluttat in Prag

Polizei sucht nach Motiv – Täter soll Baby ermordet haben

22.12.2023, 09:13 Uhr
· Online seit 22.12.2023, 06:48 Uhr
Nach der Schusswaffenattacke an der Prager Karls-Universität mit 14 Toten und vielen Verletzten sucht die Polizei nach einem Motiv für die Tat. Der Täter soll ein Vater und dessen Baby getötet haben.

Quelle: Reuters / CH Media Video Unit / Jeannine Merki/Archiv-Video vom 22.12.2023

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Der junge Mann hatte am Donnerstagnachmittag im Hauptgebäude der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität das Feuer eröffnet. Nach den jüngsten Angaben wurden 25 Menschen im Kugelhagel verletzt, davon zehn schwer bis lebensgefährlich. Sie wurden in verschiedene Krankenhäuser der tschechischen Hauptstadt gebracht. Vor der Bluttat soll der Schütze bereits seinen Vater in dessen Haus in der Gemeinde Hostoun westlich von Prag ermordet haben.

Über ein mögliches Motiv herrscht bisher Unklarheit. Eine Hypothese der Ermittler lautet nach Aussage des Polizeipräsidenten Martin Vondrasek, dass der 24-Jährige auch für einen Doppelmord vor einer Woche verantwortlich gewesen sein könnte. Ein Vater und dessen Tochter im frühen Säuglingsalter waren scheinbar grundlos in einem Waldstück am Prager Stadtrand erschossen worden. Der Fall hatte in Tschechien für Entsetzen gesorgt.

Der Mann hatte Anfang Dezember einen offenbar zunächst geschlossenen Telegram-Kanal eröffnet: «Dies wird mein Tagebuch sein, wie ich eine Schulschiesserei begehen werde», schrieb der Student laut der «Bild» darin auf Russisch. 

Offenbar hatte der Täter sich von einer 14-Jährigen inspirieren lassen, die am 9. Dezember dieses Jahres an einem russischen Gymnasium zwei Schüler erschoss.

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Es gebe keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund, betonte Regierungschef Petr Fiala nun. Das liberalkonservative Kabinett kam am späten Donnerstagabend in Prag zu einer Krisensitzung zusammen, an der auch Präsident Petr Pavel teilnahm. Für den 23. Dezember wurde im ganzen Land eine eintägige Staatstrauer ausgerufen. Pavel warnte davor, die Tragödie für voreilige Kritik an der Polizei oder zur Verbreitung von Falschinformationen zu missbrauchen. Er hatte einen Besuch in Frankreich abgebrochen, um zurück nach Prag zu eilen.

Mitgefühl aus aller Welt

Zahlreiche Staats- und Regierungschefs sowie weitere Spitzenpolitiker aus dem In- und Ausland sprachen ihre Anteilnahme aus. «Mit Entsetzen habe ich die Nachricht von den Schüssen an der Karls-Universität mitten in der Prager Innenstadt gehört», teilte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit. Seine Gedanken seien bei den Opfern und deren Angehörigen. Seine Genesungswünsche gingen an alle Verletzten.

Auch UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich laut seinem Sprecher «schockiert und traurig» über den Vorfall an der Karls-Universität. Er sprach den Angehörigen der Todesopfer in der Nacht zum Freitag seine tiefe Anteilnahme aus und wünschte den Verletzten eine baldige und vollständige Genesung.

Spenden für die Angehörigen der Opfer

Als Reaktion auf die Schusswaffenattacke an der Prager Karls-Universität hat die Hochschule eine Spendenaktion für die Verletzten und die Angehörigen der Toten eingerichtet. Bis zum Freitagmorgen beteiligten sich bereits mehr als 2700 Menschen daran, wie auf der Internetseite des Stiftungsfonds der Uni zu sehen war. Die gespendete Summe belief sich bis dahin auf knapp 2,7 Millionen Kronen, umgerechnet mehr als 100 000 Euro.

(sda)

veröffentlicht: 22. Dezember 2023 06:48
aktualisiert: 22. Dezember 2023 09:13
Quelle: ZüriToday

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