Aargau/Solothurn

Schwörstadt: Tödliche Schüsse auf Schwäne an Weihnachten bleiben ungesühnt

Schwörstadt

Tödliche Schüsse auf Schwäne an Weihnachten bleiben ungesühnt

15.03.2023, 20:45 Uhr
· Online seit 15.03.2023, 13:34 Uhr
Um den den Jahreswechsel erlegte ein Jäger mehrere Schwäne bei Schwörstadt, um diese anschliessend in seinem Restaurant auf die Speisekarte zu setzen. Nun stellt die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen ihn ein – Tierschützer fordern jedoch eine Wiederaufnahme.
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Das Drama um die geschossenen Schwäne am Rhein in Schwörstadt an der Aargauer Grenze zieht weitere Kreise. Über Weihnachten, Neujahr und am Dreikönigstag wurden am Rhein von einem Jäger mehrere Schwäne geschossen. Auf der einen Seite stehen Tierschützer, die über den Tod der Schwäne und mehreren Jungschwänen entsetzt sind. Auf der anderen Seite steht der Jäger, der sich zu den Abschüssen bekannte und die geschossenen Tiere auf dem Landgasthof servierte. Die Polizei hatte damals die Ermittlungen wegen des Verdachts auf Wilderei aufgenommen.

Nun wird es für den Jäger keine Strafe geben – zu diesem Fazit ist die zuständige Staatsanwaltschaft Freiburg gekommen, wie die «Badische Zeitung» berichtet. Nach Ansicht der Behörde hat der von der Tierschützern angezeigte Jäger keine Verstösse gegen das Gesetz begangen. Weder vom Vorwurf der Wilderei noch wegen Verstössen gegen das Jagdgesetz und Tierschutzgesetz lässt die Staatsanwaltschaft etwas übrig. Die Tierschützer sind von dieser Einschätzung sowohl überrascht als auch entsetzt. Darüber hinaus kritisieren sie die Ermittlungsarbeit der Polizei.

Am Ende waren mindestens 16 Schwäne tot

Mittlerweile sind beinahe drei Monate vergangen. An Heiligabend 2022 hatten Spaziergänger Jäger bemerkt, die am Flussufer Schwäne geschossen haben. Der alarmierte Tierschutzverein Rheinfelden um die Vorsitzende Hannelore Nuss konnten daraufhin feststellen, dass die Schwanenfamilie um zwei Tiere geschrumpft war. Über den Jahreswechsel und am Dreikönigstag wurden weitere Jagdzüge am Rheinufer dokumentiert.

Am Ende waren mindestens 16 Schwäne tot und landeten zumeist in der Küche des Landgasthofs «Kranz» im Schwarzwald. Dessen Wirt zeigte sich auch für die Abschüsse verantwortlich und bot die Schwäne als «Flugwildbrust» an – in gepökelter und geräucherter Variante.

Tierschutzverein zeigte Jäger wegen Gesetzverstössen und Wilderei an

Obwohl das Jagdrecht den Abschuss von Schwänen ausserhalb der Schonzeit erlaubt, war die Aufregung gross bei den Tierschützern. Bereits nach den ersten Abschüssen erstatteten sie Anzeige wegen Verstössen gegen das Jagdgesetz. Der zuständige Pächter hatte dem Jäger entweder unrechtmässig oder leichtfertig eine Bescheinigung ausgestellt, mit der er als Gast in dem Revier jagen durfte, so die Annahme der Tierschützer. Allerdings hätte der Pächter den Gast auf seinem Beutezug begleiten müssen, was allerdings nicht geschah. Später wurde die Anzeige um den Vorwurf der Wilderei erweitert.

Im Schreiben der Staatsanwaltschaft Freiburg werden diese Vorwürfe nun als nichtig zurückgewiesen. «Es hat sich herausgestellt, dass der Beschuldigte unschuldig ist», schreibt die Staatsanwaltschaft an Hannelore Nuss in einem Brief, welcher der «Badischen Zeitung» vorliegt. Die Vorwürfe, der Beschuldige habe insgesamt acht Höckerschwäne ohne vernünftigen Grund in Schwörstadt geschossen, sei hinfällig. «Die Ermittlungen konnten dieses Tatverdacht ausräumen.» Weiterhin gebe es keine Anhaltspunkte für Verstösse gegen das Jagdrecht. Das Verfahren sei wegen erwiesener Unschuld eingestellt worden, heisst es weiter.

Tierschützer kritisieren Ermittlungen

Die Tierschützerin will das allerdings so nicht gelten lassen. Nuss kritisiert die Ermittlungsarbeit der Polizei: «Ein Gespräch mit dem zuständigen Ermittler hat ausser der Abgabe der ersten Anzeige nie stattgefunden», so die Vorsitzende zur Zeitung. Ausserdem hätte sie auch nie das Protokoll der Anzeigenaufnahme gesehen. So seien bei der Ausstellung der Jagderlaubnis weitere Pächter rechtswidrig übergangen worden. Dies hätten die Ermittlungen nicht berücksichtigt. Darüber hinaus sei ein Hund «ins Wasser gehetzt worden», der einen der Schwäne noch lebend ans Land gezerrt haben soll, wo der Vogel – immer noch lebend  – in einer Tonne versenkt wurde, schildert Nuss. Daher fordern die Tierschützer die Wiederaufnahme der Ermittlungen. Polizeisprecher Thomas Batzel verweist – konfrontiert mit den Vorwürfen – jedoch darauf, dass aus der Begründung der Staatsanwaltschaft nicht hervorgehe, dass die Ermittlungen lückenhaft seien.

(red.)

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veröffentlicht: 15. März 2023 13:34
aktualisiert: 15. März 2023 20:45
Quelle: ArgoviaToday

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