Pornografie

600 Franken Strafe für ein Dickpic – so wehrst du dich gegen Penisbilder

· Online seit 12.09.2022, 07:14 Uhr
Ein Aargauer hat im Frühling ein Bild seines Geschlechtsteils, ein sogenanntes Dickpic, ungefragt an eine Frau verschickt. Nun wurde er verurteilt. Dass Frauen ungefragt pornografische Bilder von Männern erhalten, ist kein Einzelfall. Gefallen lassen muss man sich das nicht.
Anzeige

Plötzlich und ungefragt ein Bild eines (fremden) Mannes mit dessen Penis erhalten? Für viele Frauen kein Einzelfall. So auch für eine 47-Jährige, welche im Frühling 2022 plötzlich ein sogenanntes Dickpic via Whatsapp von einem 25-jährigen Mann aus dem Aargau erhalten hatte. Wie einem Strafbefehl der Aargauer Staatsanwaltschaft zu entnehmen ist, forderte die Frau den Aargauer nie dazu auf, ihr ein solches Bild zu schicken. Damit machte sich der junge Mann strafbar, weil er «vorsätzlich pornografische Bildaufnahmen jemandem unaufgefordert angeboten hatte», heisst es im Strafbefehl. Er musste eine Busse in der Höhe von 200 Franken sowie die Gebühr von 400 Franken bezahlen.

Phänomen Dickpic – Frauen müssen sich das nicht gefallen lassen

Der Verein Netzcourage bietet in der Schweiz Hilfe für Opfer von digitaler Gewalt. Laut der Geschäftsführerin Jolanda Spiess-Hegglin zeigen Statistiken, dass jede zweite Frau in der Schweiz mit dem Phänomen Dickpic in Berührung kommt. «Viele Frauen wissen nicht, dass sie sich dagegen wehren können. Denn wer ungefragt ein Penisbild verschickt, macht sich strafbar», erklärt Spiess-Hegglin. Deshalb hat der Verein im letzten Jahr die Internetplattform «Netzpigcock» lanciert. Dort können Betroffene anonym und innerhalb von 60 Sekunden einen Strafantrag erstellen, wenn sie ungefragt ein Penisbild erhalten.

Um die Anonymität der Plattform zu gewährleisten, erfasst Netzcourage die Anzahl erstellter Strafanträge nicht mehr und nimmt «erhebliche laufende Kosten» in Kauf, um die Plattform vor Cyberangriffen zu schützen. Denn laut Jolanda Spiess-Hegglin ist genau die Anonymität ein wichtiger Faktor, dass sich Opfer mittlerweile gegen Penisbilder wehren: «Für viele Frauen ist es unangenehm, mit einem Penisbild auf einen Polizeiposten zu gehen. Dank ‹Netzpigcock› können sie einen Strafantrag schnell und anonym erstellen.» Um den Nutzen der Plattform zu eruieren, erfasste Netzcourage aber einmalig die Daten 30 Tage nach der Lancierung. Es wurden 1178 Strafanträge erstellt, davon fielen 70 auf den Aargau. Ob die erstellten Strafanträge aber auch an die zuständige Strafverfolgungsbehörde verschickt wurden, kann der Verein nicht sagen. Wer beim Erstellen des Strafantrags aber seine Mailadresse hinterlegt, erhält eine Briefmarke, um den Antrag gratis an die zuständige Strafverfolgungsbehörde zu schicken.

Dadurch erhofft sich der Verein, dass möglichst viele Opfer von Penisbildern den Strafantrag auch definitiv abschicken.

Fälle von Penisbildern im Aargau rückläufig

Laut der Aargauer Staatsanwaltschaft sind Fälle von ungewollt erhaltenen Penisbildern mittlerweile rückläufig. Ob das mit der Prävention zu tun hat oder die Gesellschaft solche Dickpics mittlerweile einfach akzeptiert, ist laut Mediensprecher Adrian Schuler nicht klar. «Die Thematik wurde öffentlich so stark behandelt, dass dies offensichtlich etwas bewirkt hat. Trotzdem tauchen im Aargau aber auch heute noch vereinzelt Fälle auf.» Für Schuler ist aber klar, dass Frauen heute keine Scham mehr haben, den ungewollten Erhalt von Penisbildern zur Anzeige zu bringen. «Viele Frauen finden das ungefragte Verschicken von solchen Bildern lächerlich und haben keine Mühe, dagegen vorzugehen. Diese Handlungsweise können wir nur unterstützen.»

veröffentlicht: 12. September 2022 07:14
aktualisiert: 12. September 2022 07:14
Quelle: ArgoviaToday

Anzeige
Anzeige
argoviatoday@chmedia.ch