Telefonbetrug

«Ich bin fast Opfer eines Schockanrufes geworden» – so skrupellos ist die neue Masche

03.07.2023, 19:52 Uhr
· Online seit 03.07.2023, 17:16 Uhr
Telefonbetrügende haben es nicht nur aufs Geld abgesehen. Seit Neustem klauen sie auch den elektronischen Stimmabdruck, um dann damit Schockanrufe bei Angehörigen zu machen. Ein Aargauer wäre um ein Haar auf die perfide Masche reingefallen.

Quelle: Tele M1 / ArgoviaToday / Severin Mayer

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«Ich habe einen Unfall gebaut, ich habe eine Frau zu Tode gefahren, du musst mir helfen», hörte der Aargauer Jörg Meier, als er einen vermeintlichen Anruf seiner Frau entgegennahm. Doch das Ganze war Humbug. Beim Anruf handelte es sich nämlich um einen betrügerischen Schockanruf. «Ktipp» warnt vor der neusten Telefonbetrugsmasche. Mithilfe von künstlicher Intelligenz klonen Kriminelle die Stimme von Personen und erfinden dazu eine Unfallgeschichte, um hohe Geldbeträge von Angehörigen zu fordern. Fast hätte dieser skrupellose Trick auch bei Jörg Meier funktioniert – aber eben nur fast.

So lief der Trickanruf ab

Kurz vor Feierabend erhielt Meier von einer unbekannten Nummer einen Anruf. Am Hörer ertönte sogleich die Stimme seiner Frau Regula, die von einem tödlichen Unfall berichtete, welchen sie verursacht haben soll. «Sie wiederholte den Satz und dann kam eine Dame ans Telefon, die sich auf Hochdeutsch als Kantonspolizei Aargau vorgestellt hat», berichtet Meier gegenüber Tele M1.

Quelle: Tele M1

Die vermeintliche Polizistin teilte dem Aargauer mit, dass sich seine Frau vom Unfallort entfernt und somit ein Verbrechen begangen habe. Es sei eine Kaution von 50'000 Franken notwendig, damit Jörg Meiers Frau nicht in Haft müsse, hiess es weiter. «Ich bin aus allen Wolken gefallen. Dann habe ich gesagt, dass ich keine 50'000 Franken in bar habe, dass ich auf die Bank müsse und es auch dort schwierig wäre. In der Zwischenzeit hatte sie mich an eine Staatsanwältin weitergeleitet, welche auch hochdeutsch sprach», erklärt Meier.

Glück im Unglück

Jörg Meier ging gleich nach Oberentfelden zur Bank, um das Geld zu holen. Das erhielt er in der Filiale aber nicht – zum Glück. Denn als Meier zu Hause ankam, sah er das Auto seiner Frau. «Dann hat es mir den Boden unter den Füssen weggezogen. Ich habe mich geschämt, dass ich als ehemaliger Bankier reinfalle.» Meier rief danach bei der Polizei an. Die erklärten ihm, dass er zwar eine Anzeige gegen ‹Unbekannt› einreichen könne, aber das recht wenig bringen würde. «Ausserdem sagten sie, ich soll mir keine Gedanken machen, denn es könne jedem passieren.»

Wie ist der Trick überhaupt möglich?

Um an den nötigen elektronischen Stimmabdruck von einer Person zu kommen, rufen die Kriminellen eine Person an und zeichnen das Gespräch auf. Das war wohl auch der Fall bei Familie Meier. «Meine Frau sagte mir im Nachhinein, dass sie in der Woche zuvor relativ viele Telefonate bekommen hatte, in denen sie irgendetwas auf Hochdeutsch verkaufen wollten», sagt Jörg Meier. Im Internet kursieren unzählige Programme, die es innerhalb Minuten ermöglichen, aus der vorhandenen Stimme einen künstlich erzeugten Satz zu erstellen.

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(sur)

veröffentlicht: 3. Juli 2023 17:16
aktualisiert: 3. Juli 2023 19:52
Quelle: ArgoviaToday

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