Aargau/Solothurn

Deshalb zog Pascal (33) mit seinen beiden Söhnen von Villmergen nach Schweden

«Adieu Heimat»

«Aufgeben kam nie infrage»: Pascal (33) sagt Adieu zu seiner Heimat im Aargau

10.01.2024, 09:48 Uhr
· Online seit 10.01.2024, 09:30 Uhr
Zu viert ist die Familie Bär aus Villmergen nach Schweden ausgewandert. Mittlerweile haben sich die Eltern getrennt. Während die Mutter zurück in die Schweiz gezogen ist, lebt Vater Pascal zusammen mit seinen zwei Söhnen weiterhin auf der Tandsjö-Farm.

Quelle: 3+ / ArgoviaToday / Severin Mayer

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Im Januar 2021 beschlossen der 33-jährige Pascal Bär und seine Frau Anja zusammen mit den beiden Söhnen Yannick (8) und Finn (6) nach Schweden auszuwandern. Die Voraussetzungen waren perfekt: Das Konto war voll und die Existenz gesichert. Dass jedoch nicht immer alles wie am Schnürchen läuft, merkte die Familie rasch. «Aufgeben kam für uns nie infrage», wie Pascal Bär im Interview mit ArgoviaToday erzählt.

Familie stand vor grossen Herausforderungen

«Die Idee, nach Schweden zu ziehen, kam von Anja. Ausschlaggebend für sie war damals das Schulsystem für die Kinder», so Bär. Kaum hatte das Paar den Entschluss gefasst, in den Norden zu ziehen, ging es auch gleich Schlag auf Schlag. «Es nützt nicht viel, wenn man seine Träume nicht realisiert», so Bär. Die Familie verkaufte ihr Haus, fand in Schweden einen Hof und bereits vier Monate später sassen sie im Flugzeug nach Tandsjöborg – rund 400 Kilometer nördlich von Stockholm. Ihr Plan war es, sich auf ihrer Tandsjö-Farm selbst versorgen zu können. «Anja und ich wollten zudem kleine Projekte umsetzen, wie beispielsweise unsere eigenen Lebensmittel produzieren.»

Pascal und seine Söhne fühlten sich sofort wie zu Hause. «Die Kinder haben rasch die Sprache gelernt und sich in der Schule wohlgefühlt. Ich fand im Dorf schnell Anschluss. Mein bester Freund ist ein 70-Jähriger aus dem Dorf, der kein Wort Englisch spricht. Also war ich darauf angewiesen, die Sprache zu lernen», sagt Bär.

Anders erging es Anja. «Sie hat sich zu Hause um alles gekümmert. Dadurch fand sie leider nicht so rasch den Anschluss wie wir.» Zwischen dem Paar begann es zu kriseln: «Wenn man auswandert, ist jede Beziehung auf dem Prüfstand. Sie fühlte sich hier einfach nicht mehr wohl.» Die Mutter kehrte nach der Trennung zusammen mit beiden Söhnen in die Schweiz zurück.

«Wir mussten unglaublich erfinderisch werden»

Schnell haben Yannick und Finn gemerkt, dass sie nicht in den Aargau gehören – sie wollten zurück nach Schweden. «Für Anja war das nicht einfach. Wir versuchen stets Kontakt zu halten. Das ist aber nicht immer leicht. Schliesslich kann sie nicht rasch ins Auto setzen und schnell nach Schweden fahren», sagt Bär. Dennoch hat sie den Wunsch ihrer Kinder akzeptiert.

Für Pascal wurde es nach der Trennung knifflig. «Wir haben unsere Güter fair aufgeteilt.» Dazu gehörte auch die halbe Farm in Schweden, die er Anja ausbezahlen musste. Aufgrund der finanziellen Lage konnte es sich Pascal daher nicht leisten, in die Stadt zu ziehen. «Wir mussten unglaublich erfinderisch werden, sodass wir unser Leben auf dem Lande weiterhin finanzieren konnten», sagt Bär. «Ich habe daher beschlossen, dass ich auf der Tandsjö-Farm einen Camping-Platz eröffnen will. Da ich gelernter Forstwart bin, habe ich wieder angefangen zu holzen. Dazu haben wir Brot gebacken und Beeren gepflückt.» Den Mut hat die Familie nie verloren: «Für uns war es keine Option mehr, in die Schweiz zurückzukehren», begründet Bär seinen Entscheid.

veröffentlicht: 10. Januar 2024 09:30
aktualisiert: 10. Januar 2024 09:48
Quelle: ArgoviaToday

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