Kundenrückgang

Begünstigt die Umfahrung in Mellingen das Lädelisterben?

· Online seit 19.07.2023, 12:35 Uhr
Seit Ende Oktober 2022 ist die knapp zwei Kilometer lange Umfahrung in Mellingen in Betrieb. Seitdem gelten für den Verkehr durch die historische Altstadt Sperrzeiten. Gewerbetreibende haben schon vor Monaten ihre Bedenken geäussert, dass die Kundschaft damit wegbleiben könnte.
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Die Umfahrung Mellingen ist seit dem 31. Oktober letzten Jahres endlich in Betrieb. Für den Verkehr durch die historische Altstadt gelten seit diesem Datum bestimmte Sperrzeiten. Zu den Hauptverkehrszeiten am Morgen (6 bis 8 Uhr), am Mittag (11 bis 13 Uhr) und am Abend (16.30 bis 18.30 Uhr) ist die ­Altstadt für den motorisierten Verkehr demnach gesperrt.

Schon im Oktober befürchteten die Ladeninhaber in der Altstadt Mellingen ein vermindertes Kundenaufkommen. Die Gemeinde hielt damals jedoch fest, dass Zubringer, Mitarbeitende, Kundinnen und Kunden auch in den Sperrzeiten zugelassen seien. Dennoch hat die Umfahrung Auswirkungen auf die Kundenfrequenz in der Altstadt, wie ein Bericht des «Reussboten» zeigt. Denn die Kundinnen und Kunden brauchten ihre Zeit, um die Neuerungen zu verinnerlichen.

Erste Geschäfte schliessen

Jedoch hadern die Ladeninhaber mit der aktuellen Lösung, wie es heisst. «Die Umfahrung von Mellingen ist eine gute Sache, keine Diskussion. Aber seit sie offen ist, klagen meine Pächter, dass der Umsatz massiv eingebrochen ist. Auch von anderen Gewerblern habe ich ähnliche Aussagen erhalten», hat sich Bernhard Leutenegger, Besitzer des Restaurants Weisses Kreuz, gegenüber dem «Reussboten» geäussert.

Die Schliessung der Reusstal Papeterie unterstützt die Aussage Leuteneggers. Neben anderen Gründen sei auch die Kundenfrequenz für die Schliessung verantwortlich, so Inhaberin Claudia Frei. Diese sei seit der Inbetriebnahme der Umfahrung rückläufig. Dazu sei Mellingen gewachsen, die Bedürfnisse hätten sich stets verändert. Auch Einkaufsgewohnheiten hätten sich modernen Möglichkeiten angepasst. Die Papeterie habe sich sehr darum bemüht, die Reusstal-Papeterie GmbH am Leben zu erhalten. Leider hätten diese aber nicht ausgereicht. «Wir bedauern dies ausserordentlich», heisst es in der Medienmitteilung. Nach fast 30 Jahren ist ihnen nun der «Schnauf ausgegangen».

Totalsperrung ist keine Option

Auch andere Ladenbesitzerinnen und -besitzer spüren eine Veränderung: «Wir können die Frequenz noch nicht richtig einschätzen. Wir haben einen Kundenrückgang am frühen Morgen, allerdings kommen nun auch vermehrt Familien zu uns», erklärt Claudia Haus, Inhaberin der Drogerie Haus, auf Anfrage der Zeitung.

Eine Totalsperrung der Altstadt kommt für Haus nicht infrage. Ihrer Meinung nach würde das ein Lädelisterben nur vorantreiben. Auch Jacqueline Stehli von Jacky’s Shop an der Lenzburgerstrasse sieht das so. Ihr Laden steht unmittelbar vor der Altstadt und seit der Umfahrung «bleibt die Laufkundschaft aus». Früher hätten viele noch rasch angehalten, die durchs Städtchen gefahren sind. «Ganz spontan haben sie bei mir eingekauft. Das hat stark abgenommen», sagt sie und fügt an: «Ich bin sehr froh, dass ich meinen Laden nicht im Städtchen habe.»

(sib)

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veröffentlicht: 19. Juli 2023 12:35
aktualisiert: 19. Juli 2023 12:35
Quelle: ArgoviaToday

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