«Ein Arbeitszeugnis muss wahr und wohlwollend sein, das kann manchmal widersprüchlich für Arbeitgebende sein», sagt Daniele Bardaro, HR-Experte und Gründer der HR-Beratungsfirma Nexaira mit Sitz in Dübendorf. Deswegen tauchen in Arbeitszeugnissen immer wieder bestimmte Codes auf, die durch positives Formulieren schlechte oder mangelnde Fähigkeiten verstecken sollen.
Drei häufige Varianten
Die Methoden sind divers, dabei tauchen drei Varianten häufig auf. So zum Beispiel die Andeutungstechnik, welche mit mehrdeutigen Formulierungen negative Eindrücke erzeugt. «Der Satz, er achtete darauf, Arbeitsaufwand und Ergebnis aufeinander abzustimmen, lässt offen, ob er es auch wirklich geschafft hat», erklärt Bardaro zu dieser Methode. Eine weitere gängige Variante sei das bewusste Weglassen von wesentlichen Beurteilungen. Wenn beispielsweise keine Angaben zum Verhalten gemacht werde, könne dies auf Probleme mit Vorgesetzten oder Mitarbeitenden hindeuten. «Eine weitere, eher ältere Variante ist die versteckte Notenskala. Sie ist heute zwar seltener zu sehen, kommt aber immer wieder vor», so der Experte.
Das sollte in keinem Zeugnis fehlen
«Eine saubere Aufgabenbeschreibung, Leistungsbeurteilung, aufgabenbezogene Verhaltensbeurteilung und ganz wichtig – eine gute Schlussformulierung», antwortet Bardaro auf die Frage, was unabdingbar in einem Zeugnis sei. Es sollte also nicht nur ein Augenmerk auf mögliche Codes gelegt werden, sondern auch auf den Aufbau und ob das formelle wie beispielsweise die Personalien und das Anstellungs- und Austrittsdatum stimmt. Generell sei es wichtig, dass ein Arbeitszeugnis persönlich und aufgabengezielt geschrieben sei.
Nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen
Bardaro warnt aber davor, überall und in allem einen Code zu sehen. «Gerade kleinere Unternehmen erstellen oftmals unbeabsichtigt missverständliche Zeugnisse.» Ausserdem sei es üblich, dass Arbeitszeugnisse häufig auch mit einem automatischen Generator erstellt werden. «Dadurch ist den (ehemaligen) Vorgesetzten manchmal gar nicht bewusst, dass gewisse Formulierungen unvorteilhaft sind oder gar etwas fehlt», heisst es weiter.
Probleme ansprechen
Grundsätzlich rät der Experte, wenn das Verhältnis gut ist, zuerst mit den Arbeitgebenden zu sprechen. Falls das nicht funktioniere oder das Verhältnis generell schwierig sei, solle direkt mit den Personalverantwortlichen kommuniziert werden. Je nach Fall sei es auch sinnvoll, ein Experte oder eine Expertin zur Hilfe zu nehmen, vor allem wenn rechtliche Schritte notwendig werden, sagt Bardaro.
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