Rüeblisaft und Fencheltee

Detox-Hype: Darum braucht der Körper keine zusätzliche Entgiftungs-Kur

14.03.2023, 10:02 Uhr
· Online seit 06.03.2023, 06:42 Uhr
Mit dem Ziel, den Körper zu reinigen und zu entgiften, nehmen Menschen für einige Tage nur flüssige Nahrungsmittel zu sich. Diese Kur heisst «Detoxing». Studien, ob dieses Wundermittel wirkt, gibt es laut einer Expertin jedoch nicht.
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Viele Menschen wollen ihren Körper Anfang des Jahres entgiften und setzen deshalb auf eine sogenannte «Detoxing-Kur». Die soll nicht nur helfen, den Stoffwechsel anzukurbeln, sondern auch um das ein oder andere überflüssige Pfund zu verlieren. Im Internet kursieren mittlerweile jede Menge Anleitungen für die Kur – ganze Saft-Sets kann man online bestellen. Doch Katrin Haas, Ernährungsberatung des KSA Spital Zofingen, verrät: «Es liegen keine aussagekräftigen Studien vor, welche die Effektivität von Detox-Diäten untersuchen.»

Was versteht man unter Detoxing?

Das Ziel des «Detoxing» liegt in der Reinigung und Entgiftung des Körpers. Damit werden dem Körper unerwünschte Stoffe wie Chemikalien und Schadstoffe entzogen. «Anhänger der ‹Detox-Diäten› sind der Meinung, dass unser Körper Gifte und Schadstoffe aufnimmt, die er nicht mehr vollständig ausscheiden kann», so Haas. Diese Stoffe lagern sich als sogenannte «Schlacken» in den Organen und im Bindegewebe ab.

Eine wissenschaftliche Studie, welche Schlacken bestätigt, gibt es nicht. Wie die Ernährungsberaterin sagt, ist eine Detox-Diät nicht nötig, denn unser Körper schafft es eigenständig, die unerwünschten Stoffe von alleine umzuwandeln und ihn somit erfolgreich zu entgiften. «Vor allem Leber, Galle und Niere übernehmen diese Aufgabe.» Aber auch über die Haut und die Atmung werden Stoffwechselprodukte und Gifte ausgeschieden. «Eine zusätzliche Entgiftung über eine spezielle Ernährung ist daher aus medizinischer Sicht nicht notwendig», erklärt die Expertin.

Vorsicht vor Essstörung!

Wie die «Detoxing» genau funktioniert, erfährst du entweder aus dem Internet oder zuhauf auf Social Media. «In den Medien sind vielfältige Varianten von ‹Detoxing› zu finden», so Haas. Oft werden sie mit einer breiten Palette an gesundheitsfördernden Wirkungen beworben. «Unter anderem sollen sie nach deren Aussage die körperlichen Auswirkungen der Stressbelastung senken sowie das Immunsystem stärken», heisst es weiter. Diese sollen jedoch mit Vorsicht konsumiert werden, denn auch hier gilt, dass die Wirkungen aktuell nicht wissenschaftlich nachgewiesen werden können.

Über einen längeren Zeitraum nehmen die Personen neben Wasser und Kräutertee lediglich Frucht- und Gemüsesäfte zu sich. «Bei der Zufuhr von Gemüse und Früchte gilt es allerdings zu berücksichtigen, dass diese in ihrer flüssigen Form deutlich weniger sättigen und kann der Nährstoffbedarf nicht abgedeckt werden.» Deshalb muss laut der Expertin darauf geachtet werden, dass eine Detox-Kur ohne Begleitung von Fachkräften nicht erfolgt. Wird diese nämlich längerfristig umgesetzt, kann sie zu einem Nährstoffmangel führen. Vor allem die Zufuhr von Proteinen und Fette leiden unter der Diät. «Auch gilt es zu bedenken, dass ein sehr strenges Essverhalten mit extrem niedriger Protein- und Energiezufuhr die Gefahr von Essstörungen erhöhen kann», warnt Haas.

Der recht kurze Zeitraum des «Detoxing» führt lediglich zu einer Abnahme von Wasser und nicht von Körperfett. «Wird die Detox-Ernährung längerfristig umgesetzt, wird aufgrund der unzureichenden Nährstoffabdeckung ein Verlust an Muskelmasse begünstigt», erklärt Haas. So wie bei allen restriktiven Diäten kann die Detox-Kur somit den Jo-Jo-Effekt begünstigen. Die Expertin rät deshalb, dass man sich lieber gesund und ausgewogen ernährt, als auf eine «Detox-Diät» zu setzen.

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veröffentlicht: 6. März 2023 06:42
aktualisiert: 14. März 2023 10:02
Quelle: ArgoviaToday

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