Aargau/Solothurn

Die Zahl der Asbest-Toten steigt – das steckt dahinter

Gesundheit

Die Zahl der Asbest-Toten steigt: «Viele unterschätzen die Gefahr»

27.05.2024, 09:12 Uhr
· Online seit 25.05.2024, 10:59 Uhr
Die Zahl der asbestbedingten Todesfälle in der Schweiz steigen. Doch woran liegt das? Viele wissen nämlich nicht, dass sie davon betroffen sein könnten. Dazu teilt uns ein Aargauer Unternehmern mit, wie oft sie zur Asbestentfernung in der Region anrücken müssen.
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1990 wurde Asbest in der Schweiz offiziell verboten. Seither darf kein Asbest mehr verwendet werden. Wie Zahlen der Sammelstelle für die Statistik der Unfallversicherung (SSUV) allerdings zeigen, sind die Todesfälle in Zusammenhang mit Asbest in den letzten Jahren angestiegen. Die Sammelstelle für die Statistik der Unfallversicherung wird von der Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (Suva) geführt. Jährlich verzeichnet diese über 150 Todesfälle, im Jahr 2021 wurde mit 170 Todesfällen sogar ein neuer Höchststand erreicht.

Besorgniserregend ist vor allem die Entwicklung der letzten zehn Jahre. Gemäss SSUV ist fast jeder zweite Asbest-Todesfall im Ausbaugewerbe zu verzeichnen. In den Berufszweigen Holzverarbeitung, bei Abbruchfirmen sowie auch im Maler- und Gipsergewerbe sind die Prozentwerte in den letzten Jahren am stärksten angestiegen.

Warum steigen die Zahlen?

«Asbest hat eine lange Latenzzeit, das heisst, zwischen der Exposition und dem Ausbruch einer Krankheit können mehrere Jahrzehnte vergehen», erklärt Adrian Vonlanthen, Mediensprecher der Suva, auf Anfrage von ArgoviaToday. Da die Zahlen immer noch nicht rückläufig sind, geht die Suva davon aus, dass auch nach dem Asbest-Verbot noch Personen mit Asbestfasern in Kontakt kommen — zum Beispiel bei Sanierungen. Deshalb ist Asbest für die Unfallversicherung ein wichtiges Thema bei der Prävention und den Baustellenkontrollen. «Wir stellen fest, dass viele beteiligte Menschen die Gefahren unterschätzen», sagt Vonlanthen.

Wo findest du Asbest?

Asbest kann überall sein: ob im Badezimmer oder in der Küche als Fliesenkleber, im Fensterkitt, als Kleber unter Parkettboden oder auch in Faserzementplatten, auch bekannt als Eternit. Es ist durchaus möglich, dass Häuser, die vor dem Verbot im Jahr 1990 gebaut wurden, asbesthaltige Materialien beinhalten. «Solange man nichts am asbesthaltigen Material verändert, wie bohren, sägen oder brechen, ist Asbest in der Regel ungefährlich», erklärt Jutta Ansorg von der Koordinationsstelle für Asbestfragen des Kantons Aargau.

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Asbest kann jedoch beim Einatmen gefährlich werden. «Dünne Asbestfasern können bis in die Lungenbläschen gelangen. Das kann für den Körper gefährlich werden. Von Entzündungen und Vernarbungen bis hin zu bösartigen Tumoren kann das schwere Krankheiten auslösen», so Ansorg. Deshalb gilt, jeglicher Kontakt mit Asbestfasern sollte unbedingt vermieden werden.

Asbestkontrollen im Aargau

Die Suva führt jährlich rund 20'000 Kontrollen durch, davon sind etwa 3000 auf Asbest ausgerichtet. Stellt die Suva bei den Kontrollen Verstösse fest, kann sie einen Baustopp verhängen. Weil man im inneren Bereich eines Hauses jedoch keine Bewilligung braucht, hat die Unfallversicherung nur von Baustellen Kenntnis, die mit einem Baubewilligungsgesuch laufen.

Asbest zu Hause 

Peter Götsch, Mitinhaber der A&A Baudienstleistungen GmbH in Hausen und Zürich, erzählt gegenüber ArgoviaToday, dass sein Telefon täglich wegen Asbestsanierungen klingeln würde. «Im Moment haben wir viele Einfamilienhäuser im Aargau, die von Asbest betroffen sind», so Götsch. Das Unternehmen ist eine von der Suva anerkannte Asbestsanierungsfirma. Nur solche Firmen haben das nötige Wissen über Asbest. Zudem verfügen sie über die notwendige Ausrüstung, um Asbest zu entfernen. «Gefährlich ist es nicht, solange man das macht, was die Suva vorschreibt», bemerkt Götsch.

Wo kann ich mich melden?

Sanierst du gerade ein altes Wohnhaus oder willst du es demnächst tun? Wer als Bauherr oder Bauherrin unsicher ist, findet in jedem Kanton eine kantonale Anlaufstelle für Asbestfragen. Diverse Labore, Bauschadstoffspezialisten oder auch Ratgeber für Bauherrinnen und Architekten findest du unter Forum Asbest Schweiz.

veröffentlicht: 25. Mai 2024 10:59
aktualisiert: 27. Mai 2024 09:12
Quelle: ArgoviaToday

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