Hunzenschwil

Gemeinde will sanierungsbedürftiges Haus verkaufen – noch leben aber Asylsuchende drin

· Online seit 08.11.2023, 07:10 Uhr
Einen Mindestpreis von 800’000 Franken hat die Gemeinde festgelegt. Ob sie das Haus am Rain 8 in Hunzenschwil tatsächlich verkaufen darf, bestimmt der Souverän an der Gemeindeversammlung.
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800’000 Franken. Das ist der Mindestpreis, den die Gemeinde für die Parzelle verlangen möchte. Auf den 615 Quadratmetern Land nahe dem Friedhof befindet sich auch ein 5,5-Zimmer-Haus, das sich allerdings «ganzheitlich gesehen in einem erneuerungsbedürftigen Zustand befindet», wie es in den Unterlagen zur Gmeind vom 17. November heisst. Denn die Veräusserung von Grundstücken im Betrag von über 20’000 Franken obliegt der Beschlussfassung der Gemeindeversammlung.

Das Haus am Rain 8 ist seit 2016 im Besitz der Gemeinde. Und zwar, so sagt Gemeindeammann Urs Wiederkehr auf Anfrage der «AargauerZeitung», stammte es aus einer Erbschaft und wurde «unter anderem mit ausstehenden Forderungen verrechnet». Wiederkehr sagt weiter: «Das Gebäude wurde seit dem Tod des Besitzers und Wegzug des Erben als Asylunterkunft genutzt.»

Dass es verkauft werden könnte, wurde schon früh kommuniziert. Damals, als es um den Kauf des ehemaligen Restaurants Frohsinn ging, wo seit Sommer 2022 eine Kindertagesstätte untergebracht ist, und die ehemaligen Hotelzimmer für die Unterbringung von Asylsuchenden genutzt werden.

Verkauf hängt von Flüchtlingssituation ab

«Selbstverständlich sind wir froh, dass wir die Liegenschaft weiterhin als Asylunterkunft nutzen konnten», sagt Wiederkehr. Insbesondere als Flüchtende aus der Ukraine ins Land kamen, wurde der Platz benötigt. Deshalb sei das Grundstück auch noch nicht verkauft. Dennoch soll nun die Verkaufsbewilligung vom Volk eingeholt werden. Der Prozess dauere so oder so einige Zeit, ein Verkauf wäre gemäss dem Gemeindeammann schätzungsweise gegen Ende 2024 möglich. «Falls sich bis dahin die Flüchtlingssituation noch nicht entschärft haben sollte, ist auch ein Verkaufsaufschub denkbar», sagt Wiederkehr.

Das Haus zu sanieren und es zu behalten, sei nie ein Thema gewesen. Die Bausubstanz sei schlecht, die Energiekosten hoch. Noch habe die Gemeinde keine Kaufinteressenten – man habe aber auch nicht aktiv gesucht, weil noch keine Zustimmung des Souveräns vorliege.

Fokus auf den Schuldenabbau

Der Hausverkauf würde Geld in die Kasse spülen – was der Gemeinde gelegen käme. An der Gemeindeversammlung vom 17. November geht es nämlich auch um die Erhöhung des Steuerfusses von 99 auf 102 Prozent.

Die Finanzkommission der Gemeinde unterstützt zwar die Steuerfusserhöhung und das Budget, sie macht in ihrer Stellungnahme aber auch deutlich, dass der Fokus auf dem Schuldenabbau liegen müsse. 2023 hatte die Gemeinde Schulden von 13,9 Millionen, was einer Nettoschuld pro Einwohner von 3208 Franken entspricht, und ist damit auf Platz 10 der höchsten Schuldenstände im Kanton. Würde die Liegenschaft am Rain 8 verkauft, wäre das ein Schritt in Richtung Schuldenabbau.

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Weiter befinden die Einwohnerinnen und Einwohner von Hunzenschwil über einen Kredit von 190’000 Franken für die Erneuerung der Skating-Anlage bei der neuen Turnhalle. Die Anlage, so heisst es in den Erläuterungen zu den Gemeindeversammlungstraktanden, sei 2000 installiert worden. Der Zahn der Zeit hat daran genagt; es kämen scharfe Kanten zum Vorschein und der Untergrund sei rutschig. Die Anlage soll abgebrochen und durch eine aus Beton ersetzt werden. Die verschiedenen Elemente seien für Skateboards, Roller und Trottis geeignet.

Kosten würde das alles eben 190’000 Franken – wobei das kantonale Departement Bildung, Kultur und Sport (BKS) einen Beitrag aus dem Swisslos-Sportfonds von 35’500 Franken in Aussicht gestellt und die Ortsbürgergemeinde einem Beitrag von 49’900 Franken zugestimmt habe.

veröffentlicht: 8. November 2023 07:10
aktualisiert: 8. November 2023 07:10
Quelle: Aargauer Zeitung

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