Namensänderung

«Ich habe mich geschämt» – Chantal heisst jetzt Melissa

22.11.2023, 11:28 Uhr
· Online seit 14.11.2023, 08:19 Uhr
Wer unter dem eigenen Namen leidet, kann beim Kanton ein Gesuch einreichen und mit beweisbaren Gründen seinen Namen ändern lassen. Das hat Melissa aus dem Freiamt gemacht. Die 25-Jährige hielt es nicht mehr aus, «Chantal, heul leise» zu hören.
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Melissa ist 25 Jahre alt, wohnt im Aargau und arbeitet als Pflegefachfrau. Sie hiess aber nicht immer Melissa. Ihre Eltern tauften sie nämlich Chantal. Der Name gefiel der 25-Jährigen zwar nie besonders gut, aber genervt war sie dann als Jugendliche, als viele ihr «Chontal» oder «Schantalll» sagten. «Der Name ist nicht selten und im Französischen auch echt schön. Er wird aber so oft nicht richtig ausgesprochen!», erzählt sie.

Dann kam der Film Fack ju Göhte ins Kino, in dem die Schülerin Chantal in der Rolle durch einen Sprachfehler und in der Überzeichnung mit geringerem Intellekt auffällt. Der bekannte Satz der Komödie: «Chantal, heul leise.» Ab diesem Zeitpunkt wurde Melissas früherer Name zur Qual. «Am Anfang war es witzig, denn überall, wo ich mich vorstellte, bekam ich als erstes diesen Spruch zu hören. Dann hat es mich sehr gestört. Ich habe mich nur noch geschämt, meinen Namen auszusprechen.» Ihr Name wurde zu einer Belastung.

Künftig stellte sie sich nur noch als Melissa vor und im Oktober dieses Jahres liess sie ihren Namen dann amtlich ändern. Ihren zweiten Namen Melissa tauschte sie gegen Chantal ein.

Wer seinen Namen ändern lassen will, muss dies begründen

Da Melissa in Aristau wohnt, hat sie ihr Gesuch im Aargau dort eingereicht. Die Abteilung Register und Personenstand des Departements Volkswirtschaft und Inneres schreibt auf Anfrage der Today-Redaktion: «Die Gründe dürfen nicht rechtswidrig, missbräuchlich oder sittenwidrig sein. Es muss sich um einsichtige Gründe handeln. Ein behaupteter Sachverhalt ist nachzuweisen und nicht nur glaubhaft zu machen.»

Melissa hat Krankenkassenbelege, ihren Mietvertrag sowie Mails und Dienstpläne ausgedruckt, um zu beweisen, dass sie überall unter diesem Vornamen bekannt ist. «Zudem habe ich beschrieben, dass mich mein Name auch psychisch mitgenommen hat.»

250 Franken für den Tausch des Vornamens

Für die Namensänderung hat Melissa 250 Franken bezahlt. «Es wurde recht schnell genehmigt und der Kostenbeitrag war für mich okay», sagt die 25-Jährige. Im Kanton Aargau sind die Gebühren für verschiedene Arten von Namensänderungen festgelegt. So fallen für den Ersatz des Vornamens 350 Franken, für die Streichung eines Vornamens 250 und für die Umkehr der Vornamen – wie bei Melissa – 250 Franken an. Maximal kostet eine Namensänderung 900 Franken.

Hunderte Gesuche pro Jahr

Melissa fühlt sich jetzt wohler und hat Freude an ihrem Vornamen. Die Hemmungen, sich vorzustellen, sind verschwunden. «Für meine Familie war es aber eine grosse Umstellung», so die Pflegefachfrau. Ihre Mutter und der Bruder nehmen es gut auf. Für die Schwester und den Vater ist es schwieriger, ebenso für die Grosseltern. «Manchmal ist es witzig, wenn Arbeitskolleginnen auf Kindheitsfreunde treffen. Dann sorgen zwei Namen für etwas Verwirrung», erzählt Melissa mit einem Schmunzeln.

Mit ihrer Namensänderung zählt Melissa zu einer von 400 bis 550 Personen, die pro Jahr beim Kanton Aargau ein Gesuch stellen. Mit vereinzelten Ausnahmen werden alle bewilligt. «Die wenigen nicht bewilligbaren Gesuche werden nach einem Austausch mit den Gesuchstellenden meist zurückgezogen», heisst es vonseiten Kanton.

veröffentlicht: 14. November 2023 08:19
aktualisiert: 22. November 2023 11:28
Quelle: ZüriToday

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