In römischer Zeit wurden in den Arenen Spiele wie Gladiatorenkämpfe und Tierhetzen dargeboten, die sich damals grosser Beliebtheit erfreuten. Heute ist der Fund solcher Monumente einerseits beliebt, andererseits auch äusserst selten. Bis vor kurzem war im Kanton Aargau lediglich ein Amphitheater, dasjenige von Vindonissa (Windisch), bekannt. Dass letzten Dezember bei Bauarbeiten zum neuen Bootshaus des Basler Ruderclubs in Kaiseraugst ein weiteres Amphitheater entdeckt wurde, hätte die Kantonsarchäologie nicht erwartet.
Überraschung und Freude zugleich
«Dass wir das nicht früher gemerkt haben und auch Bauarbeiter nie darauf gestossen sind, hat mich sehr überrascht», sagt Kantonsarchäologe Jakob Bärlocher im Interview mit Radio Argovia. In Kaiseraugst sei lediglich bekannt gewesen, dass es einen Steinbruch gebe. «Als während den Bauarbeiten mit dem Bagger dann Mauern zum Vorschein kamen, dachte ich zuerst, dass sei wohl von einem Bauernhaus aus der Neuzeit. Doch die Mauern waren runder». Schnell sei klar gewesen, dass es sich beim Monument um ein Amphitheater handeln könnte. «Der Fund war für mich ein sehr spezieller Moment. Ich hatte natürlich Freude», schliesst der Kantonsarchäologe.
«Kein Kolosseum»
Das Amphitheater sei mit einer Grösse von 40 auf 50 Meter zwar keine kleine, aber eine einfache Anlage gewesen. «Die Tribüne bestand aus Holzkonstruktionen und nicht aus Steinen oder Sitzbänken», erklärt Bärlocher. Die Innenseite hatte einen Verputz, was sehr aussergewöhnlich sei. Die Eingänge seien jedoch typisch platziert gewesen. «Dies war ein klares Indiz, dass es sich hierbei wirklich um ein Amphitheater handelt, jedoch ein einfaches, nicht zu vergleichen mit einem Kolosseum», so der Kantonsarchäologe.
Das jüngste bekannte Amphitheater
Die meisten Amphitheater wurden im ersten oder zweiten Jahrhundert gebaut. Dieses sei aber wahrscheinlich im 4. Jahrhundert nach Christus errichtet worden. «In der Spätantike war der Bau von Amphitheatern eigentlich schon aus der Mode. Man hat höchstens alte renoviert», so der Kantonsarchäologe weiter. Somit sei es das jüngste bekannte Amphitheater des Imperium Romanum.
Infotafel könnte bald auf Amphitheater hinweisen
Eine Aufschüttung schütze die archäologische Substanz. Darüber werde der Neubau errichtet. Das Monument bleibe so an seinem originalen Platz und sei optimal geschützt. «Wir – und auch das Bootshaus – haben grosses Interesse daran, dass man das Amphitheater vor Ort mit einer Infotafel kenntlich macht», sagt Jakob Bärlocher. Ob tatsächlich bald eine Infotafel auf den seltenen Fund hinweist, sei aber noch nicht abschliessend geklärt.
(jas)