Niederlenz/Holderbank

Effingerhort hat einen Bio-Eier-Überschuss – Aargauer Firma hilft

· Online seit 28.10.2023, 17:08 Uhr
In der Ostschweiz hat ist eine Firma, die Bio-Eier liefert und abnimmt, zahlungsunfähig geworden. Davon betroffen ist auch die Institution Effingerhort aus Holderbank. Dank der Mahler und Co. AG aus Niederlenz hat sie nun Zeit, einen neuen Abnehmer zu suchen.
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Die Rüegg-Gallipor AG ist insolvent, sprich: zahlungsunfähig. Die Firma aus Märstetten (SG) war als Lieferant von Bio-Eiern bekannt. Ihr Marktanteil hat offenbar gegen 50 Prozent betragen. Die Gründe sind «Nachwirkungen von Corona sowie ein namhafter uneinbringlicher Debitor», wie die Firma in einem Schreiben verlauten liess. Recherchen unserer Zeitung zeigen: Rüegg-Gallipor hat die Bilanz deponiert, also eine Überschuldungsanzeige eingereicht.  

Der Situation hat auch Auswirkungen bis in den Aargau, genauer gesagt auf eine hier ansässige Stiftung. Der Effingerhort ist eine spezialisierte Einrichtung für einen stationären Aufenthalt zur Stabilisierung der Lebenslage aufgrund einer Suchterkrankung. Sie ist in Holderbank beheimatet und hat von der Ostschweizer Firma die Hühner bezogen, im Gegenzug dann die Bio-Eier wieder nach Märstetten geliefert.

Beim Effingerhort leben rund 450 Legehennen. Bis Anfang Oktober hat die Stiftung pro Woche 700 bis 1000 Eier in die Ostschweiz geliefert, wie es auf Anfrage heisst. Das ist eine stattliche Anzahl für einen «kleinen Betrieb», wie sich die Stiftung selbst bezeichnet. Die Situation sei «ungünstig», nicht zuletzt deshalb, weil der Effingerhort noch offene Gutschriften bei der insolventen Firma hat. Weitere schlechte Nachricht: Im Falle einer Konkurseröffnung würde man als Drittklassgläubiger behandelt.

Niederlenzer Firma hilft – die Aktion stösst auf Anklang

Nun springt dem Effingerhort aber ein Unternehmen aus Niederlenz zur Seite. Die Mahler und Co. AG übernimmt bis auf weiteres die Bio-Eier und verkauft sie im Onlineshop unter der Kategorie «Rette mich». Damit soll vor allem Food Waste verhindert, aber auch eine soziale Institution unterstützt werden, schriebt die Mahler und Co. AG in einer Mitteilung.

Vor einer Woche hat die Mahler und Co. AG ihre Kundinnen und Kunden per Newsletter über das neue Angebot informiert. 14’000 Personen sind dadurch benachrichtigt worden. Über Social Media hat das Niederlenzer Unternehmen weitere 4000 Personen erreicht.

Die Aktion, und kann schon nach wenigen Tagen festgehalten werden, ist ein Erfolg: «Unsere Kundschaft unterstützt uns tatkräftig bei dieser Rettungsaktion», sagt Stefan Jost, Leitung Einkauf und Sortimente bei Mahler & Co. Und auch in der zweiten Woche der neuen Zusammenarbeit hat der Effingerhort noch einmal 700 Eier liefern können.

Die Freude bei der Stiftung ist gross, dass man einen zwischenzeitlichen Abnehmer für die stattliche Menge an Eiern gefunden hat. Stefan Hermanek, Bereichsleiter Arbeit, ergänzt: «Neben dem finanziellen Aspekt hat die Zusammenarbeit auch für die Bewohnenden einen grossen Einfluss. Vielen liegt die Arbeit mit den Hühnern und der Verkauf der Eier sehr am Herzen. Dass die Eier nun in der Region verkauft werden, motiviert sie sehr.»

Zusammenarbeit ist für Effingerhort Gold wert

Warum nimmt die Mahler und Co. AG die Eier des Effingerhorts nicht fix in ihr Sortiment auf, wenn die Kundschaft darauf anspringt? Stefan Jost sagt: «Unsere Bio-Eier beziehen wir seit vielen Jahren beim Gutsbetrieb Eichberg und wir werden auch weiterhin an dieser langjährigen Partnerschaft festhalten. Trotzdem ist es uns wichtig, den Effingerhort in dieser schwierigen Situation zu unterstützen. Deshalb führen wir die Bio-Eier so lange im Sortiment, bis ein oder mehrere neue Abnehmer gefunden werden können.»

Für den Effingerhort ist genau diese Übergangsphase nun Gold wert. Stefan Hermanek ergänzt: «Bereits heute beliefern wir viele Bio-Läden und Gastronomiebetriebe im Aargau. Nun gilt es, so rasch wie möglich neue Kunden zu akquirieren, damit wir nach der Übergangszeit neue Kunden mit unseren Bio-Eiern begeistern können.»

veröffentlicht: 28. Oktober 2023 17:08
aktualisiert: 28. Oktober 2023 17:08
Quelle: Aargauer Zeitung, Alessandro Crippa

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