Quelle: Tele M1
Die Antwort ist «jein». Grundsätzlich hat es in der Schweiz nämlich alles andere als zu wenig Zahnärzte. Laut Zahnarzt Kurt Jäger, Vorstandsmitglied der Zahnärztegesellschaft des Kantons Aargau, mangelt es der Schweiz nicht an zahnärztlichem Fachpersonal: «Wenn man die Universitäten in der Schweiz anschaut, die Zahnmedizin als Studiengang anbieten, dann sind immer noch gleich viele Studienplätze vorhanden wie früher. Diese Studienplätze sind alle belegt. Das heisst, in der Schweiz und somit auch im Kanton Aargau sollte es an sich eigentlich keinen Zahnarztmangel geben.»
Junge Zahnärzte wollen keine eigene Praxis
Die Problematik rührt eher daher, dass es heutzutage schwierig ist, jemanden zu finden, der eine Praxis übernehmen will. Die Karrierevorstellung von Zahnärztinnen und Zahnärzten hätten sich im Laufe der Zeit stark verändert, so Jäger: «Der Wunsch nach einer eigenen Praxis hat in den letzten Jahren deutlich abgenommen. Zahnärztinnen und Zahnärzte von heute wissen natürlich, was es bedeutet, wenn man eine Praxis übernimmt, die voll ausgelastet ist. Das bringt auf der einen Seite Investitionen mit sich, auf der anderen Seite verlangt es auch 100 Prozent Arbeit. Dies entspricht für die meisten nicht der gewünschten Work-Life-Balance.»
Praxis in Meisterschwanden vor dem Aus
Genau mit dieser Schwierigkeit kämpft nun auch Peter Zurkinden. Der Zahnarzt aus Meisterschwanden hatte bereits einen Nachfolger gefunden. «Per Handschlag war bereits alles ok. Dann zögerte der Nachfolger die Vertragsunterzeichung immer mehr hinaus», so Zurkinden gegenüber TeleM1. Dass sich heutzutage nur noch wenige an eine eigene Praxis binden wollen, ist nicht nur in der Zahnarztbranche, sondern beispielsweise auch in der Hausarztbranche ein weitverbreitetes Phänomen. Jäger ist aber überzeugt, dass sich die Lage diesbezüglich künftig wieder etwas entspannen wird. Dies, weil es mittlerweile auch immer häufiger vorkommt, dass sich zwei oder sogar drei Personen die Leitung einer Praxis teilen. So liesse sich der Wunsch nach einer eigenen Praxis relativ gut mit dem Wunsch nach einem Teilzeitpensum vereinen.
Modell «Einzelpraxis» hat ausgedient
Dieser Wandel sei auch im Interesse der Patientinnen und Patienten, erklärt Jäger: «Die Einzelpraxis, wie man sie früher gekannt hat, ist nicht mehr so gefragt. Heute schliesst man sich eher zusammen, macht beispielsweise Gruppenpraxen. Dies entspricht aber auch dem Bedürfnis des Patienten, der heute mehr will, als einfach in irgendeiner Blockwohnung zum Zahnarzt zu gehen.» Als Zahnarztpraxis müsse man heutzutage einen ganz anderen Auftritt haben, als noch vor zehn oder zwanzig Jahren. Der Meisterschwander Zahnarzt Peter Zurkinden hat noch bis Ende Jahr Zeit, einen Nachfolger zu suchen. Dann steht die Früh-Pension an.
(umt / web)