Schicksal

«Schläft im Auto»: Der FC Wohlen bangt um ehemaligen Mitspieler aus der Ukraine

07.03.2022, 15:27 Uhr
· Online seit 04.03.2022, 07:05 Uhr
Anatoliy Kozlenko spielte in der Vorrunde der laufenden Saison beim FC Wohlen. Nach Ablauf seiner Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz ging er zurück in seine Heimatstadt Kiew, wo er nun feststeckt. Wohlens Sportchef steht im täglichen Kontakt zu Kozlenko und berichtet.
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«Wir kommunizieren über Whatsapp, sofern er sein Natel überhaupt irgendwo aufladen kann», erzählt Alessio Passerini, Sportchef beim FC Wohlen, gegenüber ArgoviaToday und kämpft mit den Tränen. Er stehe mit Anatoliy Kozlenko im täglichen Kontakt und der FC Wohlen versuche zu helfen, so gut es gehe.

Gefangen in der Heimat

Nach seiner Rückkehr vom FC Wohlen in seine Heimatstadt Kiew spielte Anatolyi Kozlenko weiter Fussball. «Er ging seinem Hobby nach. Von einem Tag auf den anderen wirst du dann unter Beschuss genommen und er hat momentan keine Zukunft in diesem Land», berichtet Alessio Passerini. «Wir telefonierten letzten Freitag und er hält uns auch per Whatsapp stets auf dem Laufenden.» Gesundheitlich ginge es Kozlenko gut, so Passerini. «Am Telefon klingt er immer aufgestellt, aber ich merke, dass es ihm nicht gut geht. Er lebt in den Tag hinein, schläft im Auto, hat keine Möglichkeit in einem Hotel oder sonst irgendwo Unterschlupf zu finden. Es ist sehr dramatisch, was der Junge erlebt. Man darf nicht vergessen, dass er erst 19 Jahre alt ist.»

Aus seiner Heimatstadt Kiew musste Kozlenko mit seiner Familie flüchten. Kozlenkos Mutter und sein jüngerer Bruder konnten nach Moldawien flüchten. Weil 18- bis 60-jährige Männer die Ukraine momentan nicht verlassen dürfen, ist Anatoliy gefangen in seiner Heimat. «Er versucht nun, so gut es geht seinen Weg zu machen. Ich hoffe, dass er das Land bald verlassen und eine bessere Zukunft haben kann. Momentan sieht es aber nicht danach aus.»

FC Wohlen sammelt Geld

Auch die ehemaligen Teamkollegen von Kozlenko beim FCW leiden mit und zeigen sich solidarisch, so der Sportchef. «Die Mannschaft hatte regelmässigen Kontakt zu Anatoliy – schon vor dem Krieg. Das Team spendete nun die ganze Mannschaftskasse, in der sich einige Batzen befinden.»

Am Samstag startet der FC Wohlen wieder in die Meisterschaft. Beim Heimspiel gegen den FC Schötz will der FCW in Zusammenarbeit mit einer Fangruppierung Geld für Anatoliy Kozlenko und seine Familie sammeln. «Sei es Bargeld, per Twint oder Banküberweisung: Jeder Rappen zählt», so FCW-Vorstandsmitglied Mike von Wyl. «Wichtig ist, dass wir einen guten Betrag zusammenbekommen, um Anatoliy und seine Familie direkt zu unterstützen.»

Auch andere Aargauer Clubs sind solidarisch

Der FC Aarau spendet am Heimspiel gegen den FC Schaffhausen diesen Freitag ebenfalls einen Franken pro verkauftem Ticket via Glückskette an die ukrainische Bevölkerung und wird die LED-Banden und -Screens im Stadion in den ukrainischen Farben aufleuchten lassen.

Auch der FC Baden fordert seine Fans zum Spenden auf. «Unser Speaker wird am Samstag ein paar Worte an die Zuschauer richten», sagt Heinz Gassmann, Präsident des FC Baden, gegenüber ArgoviaToday. «Grundsätzlich werden wir uns sicher nicht gross politisch äussern», so Gassmann. Der FC Baden werde aber darauf hinweisen, dass man via Glückskette für die Ukrainerinnen und Ukrainer spenden kann.

veröffentlicht: 4. März 2022 07:05
aktualisiert: 7. März 2022 15:27
Quelle: ArgoviaToday

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