Aargau

Schulden wegen mangelnder Buchhaltung – kein Einzelfall

· Online seit 25.03.2022, 06:16 Uhr
Die Budget- und Schuldenberatung Aargau-Solothurn stellt zur Schuldenprävention das Mobile Büro vor. Damit sollen persönliche Unterlagen an einem Ort abgelegt und so Ordnung in die administrative und finanzielle Angelegenheit geschaffen werden. Ob jemand Schulden macht, hängt vermehrt von Denk- und Verhaltensweisen ab.
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Knapp 16 Prozent der Klientinnen und Klienten der Budget und Schuldenberatung Aargau-Solothurn geben verwaltungstechnische und kognitive Überforderung als Ursache ihrer Überschuldung an. Aus diesem Grund bietet die Einrichtung nun das Mobile Büro an, um Schuldnerinnen und Schuldnern dabei zu unterstützen, Ordnung in die administrativen und finanziellen Angelegenheiten zu bringen. Damit sollen neue Schulden verhütet werden.

«Wir spüren, dass die Leute mit ihrer Buchhaltung überfordert sind», sagt Nadine Kaufmann, Präventionsbeauftragte der Budget- und Schuldenberatung Aargau-Solothurn, gegenüber ArgoviaToday. «Teilweise kommen die Menschen mit Papiersäcken voller Unterlagen zu uns. Das ist unser Alltag.»

Vielen macht das Briefe öffnen Angst

Vielen dürfte auch das kommende Szenario bekannt vorkommen: Oft werden Briefe und Unterlagen einfach auf einen Haufen geworfen und nach einer Weile geht der Überblick verloren, was schon bezahlt wurde und was nicht. «Dann kommt meist noch die Angst dazu, bestimmte Briefe zu öffnen – wie Betreibungen oder Bussen. Oft werden ab einem bestimmten Punkt auch gar keine Briefe mehr geöffnet.» Und hier soll das Mobile Büro in Zukunft unterstützen.

«Das mobile Büro ist eine Mappe, in der alle persönlichen Unterlagen ganz einfach abgelegt werden können», so Kaufmann «So hat man alle Unterlagen beisammen, wenn man sie sucht.» Ausserdem sei eine Mappe auch übersichtlicher als ein Ordner. «Wir wollen damit Leute unterstützen, die Mühe mit ihrer Administration oder ihren Finanzen haben.» Mit der Mappe sollen Hürden gesenkt werden. «Die jeweiligen Register werden individuell an die Lebenssituation angepasst. Dazu kommen noch Merkblätter zu Krankenkassenverbilligungen, was bei einer Busse zu tun ist und viele weitere nützliche Informationen zur Schuldenverhütung», erklärt sie weiter.

Am häufigsten seien es aber Steuerschulden. «78,1 Prozent unserer Klientinnen und Klienten im Kanton Aargau haben Steuerschulden», teilt die Beauftragte weiter mit. Ob jemand Schulden macht, hänge neben der Denkweise auch von angelernten Mustern und Strukturen ab. «Einige haben eine Wut auf ihre Eltern. Oft ist es nämlich so, dass zu Hause nie über Geld gesprochen wurde und damit auch keine Finanzkompetenzen erworben werden konnten.»

Neben erlernten Verhaltensweisen und kritischen Lebensereignissen wie Arbeitslosigkeit, Trennung oder Unfall ist auch oft budgetüberzogener Konsum ein Schritt in die Schuldenfalle. «Beispielsweise der geleaste Wagen, der nicht ins Budget passt.»

(sib)

veröffentlicht: 25. März 2022 06:16
aktualisiert: 25. März 2022 06:16
Quelle: ArgoviaToday

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