Birrhard

Siebenköpfige Familie weigert sich, in Asylunterkunft einzuziehen

21.08.2023, 10:13 Uhr
· Online seit 18.08.2023, 12:12 Uhr
Seit Mai mietet die Gemeinde Birrhard eine Wohnung, die sie als Asylunterkunft verwenden wollen. Jedoch ist es alles andere als leicht, die Räumlichkeiten zum Bezug freizugeben. Das hat der Vizeammann schon dreimal erfahren müssen.
Anzeige

Knapp 800 Einwohnerinnen und Einwohner zählt die Gemeinde Birrhard. Um die kantonalen Vorgaben im Asylwesen zu meistern, spannte die Gemeinde vor einiger Zeit mit Hausen zusammen, wie Vizeammann Gaudenz Lüchinger gegenüber der «Aargauer Zeitung» erwähnt.  «Im Mai dieses Jahres hat sich der Gemeinde die Möglichkeit geboten, an einer Nebenstrasse eine Wohnung im Obergeschoss eines Vierparteienhauses zu mieten und als Asylunterkunft einzurichten», so Lüchinger.

Die ersten beiden Zuweisungen von Familien klappten jedoch nicht. Im ersten Fall machte der Kanton einen Rückzieher. In der zweiten zugewiesenen Familie befand sich eine Seniorin, die aufgrund einer Operation nicht mehr Treppensteigen konnte.

Zu wenig Schlafzimmer und schlechter ÖV-Anschluss

Am 16. August wurde die Wohnung an eine dritte Familie zugewiesen. Die siebenköpfige kurdische Familie ursprünglich aus dem Irak und hätte von der Asylunterkunft in Aarau nach Birrhard verlegt werden sollen. Als sie jedoch die Unterkunft sahen, weigerten sie sich, dort einzuziehen. Dies begründeten sie laut Lüchinger damit, dass die Wohnung über zu wenig Schlafzimmer verfügte und der Anschluss zum öffentlichen Verkehr nicht gut genug sei.

Als der Vizeammann die Begründung hörte, holte er sich Unterstützung von seinem Parteikollegen und SVP-Grossrat Miro Barp aus Brugg. Sofort wollte sich der Psychiatriepfleger ein Bild vor Ort machen. Barp stellte dabei fest, dass es sich um eine wunderschöne Wohnung handeln würde. Weil die Familie nicht einziehen wollte und im Schatten des Hauses im Freien nach Schutz suchte, liessen Lüchinger und Barp die Wohnung offen und gingen. Als der Vizeammann nach 17 Uhr nochmals nachschaute, waren die Asylsuchenden daran, ins Haus zu gehen.

Kanton entschuldigte sich bei Vizeammann

Noch am selben Abend habe sich der Kanton beim Vizeammann entschuldigt. Auch brachte der SVP-Politiker in Erfahrung, dass es regelmässig zu Widerstand komme, wenn die Unterkunft nicht den Vorstellungen der Asylsuchenden entspreche. Das bestätigt auch Michel Hassler vom Departement Gesundheit und Soziales gegenüber der Zeitung: «Dem Kantonalen Sozialdienst ist bekannt, dass es im Rahmen einer Verlegung zu Unzufriedenheit bei der von der Verlegung betroffenen Familie gekommen ist.» So sollen Verlegungen häufig mit Emotionen verbunden sein, die verarbeitet werden müssen, was auch Zeit in Anspruch nehmen könne. Der KSD führe dazu keine Statistik.

Weiter erzählt Hassler, dass die siebenköpfige Familie mittlerweile in Birrhard eingezogen sei. Der KSD sei am Mittwoch vor Ort gewesen und stehe der Gemeinde weiterhin beratend zur Seite.

(red.)

veröffentlicht: 18. August 2023 12:12
aktualisiert: 21. August 2023 10:13
Quelle: ArgoviaToday

Anzeige
Anzeige
argoviatoday@chmedia.ch