Aargau/Solothurn

Wie Ostern im Aargau seine Form fand: Traditionen und Wandel

Kultur

So hat sich Ostern im Aargau über die Jahrzehnte gewandelt

· Online seit 29.03.2024, 17:51 Uhr
Für viele heisst Ostern heutzutage Eier suchen und Stau am Gotthard. Obwohl Ostern ohne Eier und Schoko-Hasen wie Baden ohne Wasser wäre, gibt es im Aargau einige Bräuche, welche die Tage, an denen man ursprünglich die Auferstehung von Jesus feierte, prägen.
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Beim Stichwort «Ostern» denkt man automatisch auch an Eier. Diese gehören seit eh und je dazu. Die Konsumentenpreise für einzelne Artikel des Landesindexes seit 1914 geben Aufschluss darüber, wie viel Herr und Frau Schweizer im 20. Jahrhundert dafür hinblättern mussten. 1914 kosteten sechs inländische Eier durchschnittlich 72 Rappen. Pro Ei sind das 12 Rappen. Aus heutiger Sicht fast gratis. In Anbetracht der damaligen Lohnverhältnisse, welche im Bericht über die Lohnstatistik des Schweizerischen Gewerkschaftbundes 1914/15 ersichtlich sind, erscheint das Angebot jedoch doch nicht ganz so günstig. Demnach verdienten ein Schreiner und ein Tischler im Schnitt 76,6, respektive 68,8 Rappen pro Stunde.

Für dieselbe Menge Eier bezahlte man im Jahr 1950 im Schnitt 1.80 Franken. Aktuelle Zahlen des Bundesamts für Landwirtschaft (BWL) aus dem Dezember 2023 zeigen, dass der Stückpreis mittlerweile bei 38 Rappen liegen. Sechs Stück kosten folglich im Schnitt rund 2.30 Franken. Genug Eier im Haus zu haben war und ist besonders wichtig für folgenden Brauch.

«Eierläset» im Kanton Aargau

Der «Eierläset» ist ein alter Frühlings- und Fruchtbarkeitsbrauch zum Vertreiben des Winters, den örtliche Turnvereine in zahlreichen Gemeinden der Kantone Aargau, Solothurn und Basel-Landschaft pflegen. Zeugnisse über diesen Brauch sind gemäss «lebendige Traditionen» bereits aus dem 16. Jahrhundert überliefert. Traditionell finde der Anlass am Sonntag nach Ostern statt. Zwei Bahnen mit je 80 bis 100 Sägemehlhaufen werden ausgelegt und in jeden Haufen ein Ei gebettet. Zwei Gruppen stehen sich gegenüber, von denen eine den Winter und die andere den Frühling repräsentiert. Jede Gruppe besteht aus mehreren Läufern und einem oder zwei Fängern. Der Wettlauf zwischen Frühling und Winter beginnt. Die Läufer rennen zum entferntesten Ei der Bahn, heben dieses auf und eilen zurück und werfen es dem Fänger und seinem Korb voller Spreu zu.

Fällt ein Ei auf den Boden, muss die Strecke nochmals abgelaufen werden, ohne dass ein weiteres Ei dem Fänger zugeworfen werden darf. Die gleiche Aufgabe gilt es für die anderen Läufer zu erfüllen. Bei jedem zehnten Ei muss zusätzlich eine Spezialaufgabe gelöst werden. Die Gruppe, welche als erste alle Eier beim Fänger deponiert hat, gewinnt. Gelegentlich wird auch eingegriffen, um sicherzustellen, dass der Frühling siegt.

In einigen Aargauer Gemeinden gibt es Varianten mit Figuren wie beispielsweise der «Schnäggehüsler», der «Stächpälmler» oder dem Pfarrer. Sie sind dem Winter oder dem Frühling zugeordnet. Während die Läufer unterwegs sind, kommt es zwischen den beiden Gruppen zu symbolhaften Kämpfen.

Ein Bericht, aus dem Jahr 1964 zeigt, wie es damals in der Gemeinde Effingen im Fricktal zu- und herging.

Osterspiel von Muri

Das Osterspiel von Muri ist in wenigen Fragmenten erhalten und unvollständig. Es wurde 1840 als Verstärkung der lederüberzogenen Holzdeckel einer zweibändigen Vulgata-Ausgabe entdeckt. Gemäss «swiss collections» entstand es in der Mitte des 13. Jahrhunderts. Damit sei es das älteste Drama der Schweiz.

Das Thema des Stücks ist die Auferstehung. Seit der Wiederentdeckung im 19. Jahrhundert wurde es in unregelmässigen Abständen wieder aufgeführt, zuletzt 2014. Bei der Aufführung in den 200ern wurden zusätzlich aktuelle Themen wie «Erinnerung» oder «Leben und Tod» miteinbezogen.

Schokoladen-Osterhasen

Wann und wo die Osterhasen aus Schokolade genau erfunden wurden, ist schwer zu sagen. Was man aber weiss, ist, dass die Firma Lindt&Sprüngli im Jahr 1952 erstmals die schweizweit bekannten «Goldhasen» produzierte. Der Überlieferung zufolge entstand diese Kreation, weil sich die Tochter des Chocolatiers in ein kleines Häschen im Garten vernarrt hatte. Die Hasen, welche es heutzutage überall zu kaufen gibt, werden oftmals unter einem Sujet präsentiert. Die Jahre von Corona bildeten keine Ausnahmen.

So trugen nicht nur die Menschen im öffentlichen Verkehr und in den Innenräumen eine Maske, sondern auch gewisse Schoko-Hasen in den Regalen. Ein Glück, dass diese Zeit bereits hinter uns liegt und sich auch die Hasen wieder in einem anderen Design präsentieren.

veröffentlicht: 29. März 2024 17:51
aktualisiert: 29. März 2024 17:51
Quelle: ArgoviaToday

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