«Wir wollten vergangene Woche unser TV- und Internet-Abo kündigen und zur massiv günstigeren Konkurrenz wechseln», schreibt ein ArgoviaToday-Leser. Weiter sagt er, dass sie nun trotzdem beim Anbieter bleiben, da sie neu 60 Prozent Rabatt auf ihr Abo haben, nachdem sie zuvor bereits 40 Prozent Rabatt hatten. Die Frage, wie sich das für die Anbieter noch lohnen kann, stellt sich fast schon von selber.
Der Neukunde ist König
Solche Preisreduktionen sind bei Kündigungsandrohungen im Telecom-Bereich nicht unüblich, wie Jean-Claude Frick, Digitalexperte von Comparis, gegenüber Radio Argovia erklärt. Das liege daran, dass Neukundinnen und -kunden immer extrem attraktive Rabatte bekämen. «Egal, ob das TV-Abo dabei ist oder man mehr Leistung für den gleichen Preis erhält, als Neukunde wird man sozusagen auf Händen getragen. Ganz anders sieht es für diejenigen aus, welche seit Jahren brav ihre Rechnungen zahlen. Sie bezahlen sicher viel zu viel für ihr Abo, vor allem viel mehr als jemand, der neu zu einem Telecom-Anbieter hinzukommt», so Frick. Ihm zufolge macht der Versuch daher Sinn, für sich selbst etwas herauszuholen.
Wird man mit dem Normalpreis abgezockt?
Laut dem Experten stellen die Anbieter immer neue Dienstleistungs- und Rabattpakete zusammen. Als bestehender Kunde bekommt man das laut Frick oft gar nicht mit. Wer von sich aus nicht nachfragt, riskiert, auf einer Abostufe sitzen zu bleiben, die gar nicht mehr angeboten wird. Von Abzocke könne man aber noch nicht reden. Als langjähriger Kunde müsse man sich folglich selber darum kümmern. «Man muss die Preise vergleichen. Einerseits zwischen den Abos, die man bereits hat, und den anderen Abos, welche der Provider anbietet. Natürlich muss man auch die Konkurrenz vergleichen. So kann man ziemlich schnell recht viel Geld sparen.», sagt Digitalexperte Frick.
Verhandeln geht immer
Im Vorfeld sollte man sich gemäss Frick genau informieren. Konkret heisst das, dass man ein genaues Auge auf die Abo-Aktionen für Neukunden wirft. Ein Versuch, sich diese Konditionen als bestehender Kunde herauszuholen, lohne sich allemal, so Frick. Für einen Anbieter sei es nämlich unattraktiver, wenn man den Vertrag kündigt. Deshalb könne es für den Provider attraktiver sein, dem Kunden preislich etwas entgegenzukommen oder beispielsweise mehr Datenvolumen zur Verfügung zu stellen, damit man als Kunde bleibt. «Wenn man mit einer Kündigung droht, gut verglichen hat und nichts bekommt, dann sollte man fairerweise auch sagen, dass man wirklich kündigt. Denn wenn man bei der Konkurrenz günstiger wegkommt, spricht eigentlich nichts dagegen», so Frick.
Dasselbe gilt insbesondere bei Mobilfunk-Abos. Auch hier gibt es für Neukunden speziell anziehende Rabatte. Laut dem Experten ist hierbei wichtig, dass man sich nicht auf eine zeitliche Beschränkung einlässt. Als Beispiel nennt er ein Abo, bei dem man sich zwei Jahre lang verpflichtet, einen Spezialpreis zu haben und nicht wechseln kann. «Das ist es meistens nicht wert. Gerade im Mobilfunk sollte man darauf achten, dass man eine zweimonatige Kündigungsfrist behalten kann, damit man zu einem günstigeren Anbieter wechseln kann», sagt Frick weiter. Sonst könne der Rabatt, für den man sich 24 Monate verpflichtet hat, ein Minusgeschäft werden.
Verdrängungswettbewerb unter Anbietern
Laut Frick gibt es kaum noch neue Kunden. Wenn Sunrise, Swisscom und Co. wachsen wollen, sei das nur möglich, indem sie ihren Konkurrenten Kundschaft abgewinnen. Das gehe am besten durch Rabattaktionen.