Aargau/Solothurn

Warum das Jubiläum eigentlich kein Grund zum Feiern ist

40 Jahre Frauenhaus

Warum das Jubiläum eigentlich kein Grund zum Feiern ist

· Online seit 01.09.2023, 16:18 Uhr
Seit 40 Jahren finden weibliche Opfer von häuslicher Gewalt Zuflucht im Frauenhaus Aargau/Solothurn. Ganz normal Geburtstag feiern gibt es allerdings nicht. Die Mitarbeitenden nutzen den Tag, um auf das Problem aufmerksam zu machen.
Anzeige

Verzweifelt suchen Frauen irgendwo Zuflucht. Irgendwo, wo sie ihr Mann oder ihr Partner nicht erreichen kann. Einen solchen Ort gibt es im Aargau seit 40 Jahren. Das Frauenhaus Aargau/Solothurn setzt sich seit 1983 für die Rechte von Mädchen und Frauen ein. «Es ist gut, etwas zu feiern, es ist gut, sich auf die Schultern zu klopfen. Doch bei diesem Thema kann man sich nicht ausruhen», sagt Rosmarie Hubschmied, Leiterin des Frauenhaus Aargau/Solothurn. Deshalb macht das Frauenhaus im Zuge des Jubiläums auf die Problematik «Häusliche Gewalt» aufmerksam und dankt den Frauen, die in den letzten Jahren im Frauenhaus gearbeitet haben. «Hier haben ja viele Menschen, vor allem Frauen, geholfen, dass das Frauenhaus vor 40 Jahren entstand. Das war auch viel ehrenamtliche Arbeit», so Hubschmid weiter.

Frauenhaus braucht Unterstützung

Die Kantone Aargau und Solothurn teilen sich zehn Plätze, wo Frauen unterkommen können. «In diesen beiden Kantonen zusammen hat es fast eine Million Einwohner. Für eine Million sind zehn Plätze zu wenig.» Rosmarie Hubschmid erwartet von den beiden Kantonen, dass sie das Frauenhaus bei der Suche nach mehr Plätzen unter anderem finanziell unterstützen. «Dies hat für mich auch etwas mit hinschauen zu tun und als wie dringend man ein Problem empfindet. Und häusliche Gewalt verursacht auch Kosten.» Dies sei zum einen auf der Seite des Opfers, zum anderen aber auch für die Betreuung des Täters.

Unterkünfte seien allerdings nicht das Einzige, woran es dem Frauenhaus fehlt, so Hubschmid. «Auch Frauenhäuser sind vom Fachkräftemangel betroffen. Es ist nicht einfach, Mitarbeiterinnen zu finden. Wir können auch nicht die Löhne bezahlen, die an anderen Orten bezahlt werden.» Fachkräfte zu finden ist laut der Leiterin des Frauenhauses auch deshalb nicht einfach, da das Personal sehr hoch belastbar sein und die entsprechende Ausbildung mitbringen muss. «Mit helfen wollen ist es nicht gemacht. Es braucht Wissen, es braucht Erfahrung. Es ist sehr schnelllebig, es ist temporeich bei uns.»

Auf weitere 40 Jahre

Das Frauenhaus brauche die Hilfe der Kantone, um auch in Zukunft für die Frauen und Mädchen da sein zu können. «Ich glaube, es würde den Kantonen guttun, auch zu schauen, welche Projekte es an anderen Orten gibt und was davon man übertragen könnte.» Hubschmids Wunsch wäre es, keine Frauen mehr in andere Kantone verlegen zu müssen. «Ich würde mir natürlich wünschen, es bräuchte kein Frauenhaus mehr. Aber ich bin Realistin. Ich denke, es braucht ein gut finanziertes Frauenhaus Aargau/Solothurn, indem auch Anschlusslösungen für Frauen finanziert werden.» Hubschmid wünscht sich ausserdem, mehr für die Kinder der Betroffenen da sein zu können. Vor allem wünscht sie sich aber, dass es mit der Zeit immer weniger Frauen werden, die ihre Hilfe benötigen.

veröffentlicht: 1. September 2023 16:18
aktualisiert: 1. September 2023 16:18
Quelle: ArgoviaToday

Anzeige
Anzeige
argoviatoday@chmedia.ch