Kanton liefert Zahlen nicht

Wie viele Lehrpersonen unterrichten im Aargau ohne Diplom?

· Online seit 17.04.2024, 14:31 Uhr
Seit Jahren fordert die Aargauer Politik genaue Zahlen über Lehrpersonen ohne Diplome. Und seit Jahren blockt der Kanton. Dabei hat der Bund schon längst die Daten. Was läuft hier also schief?
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Der Lehrpersonenmangel führte zu vielen Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen. Doch wie viel ist eigentlich «viel»? So genau scheint das im Aargau niemand zu wissen. Denn genaue Daten fehlten bislang im Aargau und das, obwohl die Politik diese Zahlen seit Jahren fordert. Zahlen, die der Bund hingegen bereits hat, wie die «Aargauer Zeitung» schreibt.

Das sagen die Zahlen des Bundes

Die neuesten verfügbaren Daten des Bundesamts für Statistik (BFS) sind vom Schuljahr 2021/2022. Diese zeigen, dass fast 305 Lehrpersonenstellen im Aargau von Leuten ohne vollständige Qualifikation besetzt waren. Im Vergleich dazu stehen 2557 Stellen mit ausgebildeten Lehrkräften. Konkret heisst das, dass 10,7 Prozent aller Lehrpersonen in Aargauer Primarschulen Lehrkräfte ohne entsprechendes Diplom sind.

Ausserdem zeigen die Zahlen des BFS auch, dass der Anteil an Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger in den vergangenen Jahren auf allen Stufen zunahm. Bei Kindergartenlehrpersonen lag der Anteil im Schuljahr 2018/2019 noch bei 6,3 Prozent aller Stellen, während es im Jahr 2021/2022 bereits 9,8 Prozent sind. Ähnlich sieht das es auch bei der Sekundarstufe aus. Von 18,9 Prozent im Jahr 2018/2019 sind es im Schuljahr 2021/2022 bereits 20,9 Prozent.

Warum weiss es der Bund aber der Kanton nicht?

Ursprünglich hat der Aargau dem Bund diese Daten geliefert, aber mittlerweile geschieht das nicht mehr. Der Austausch mit anderen Kantonen habe gezeigt, dass die Definitionen von «vollqualifiziert» und «nicht vollqualifiziert» von Kanton zu Kanton stark variieren. Dadurch sei die Vergleichbarkeit der Zahlen beeinträchtigt, wie das Departement Bildung, Kultur und Sport (BKS) mitteilt.

Das BKS führt zudem aus, es habe nur beschränkt die Möglichkeit, diese Daten auszuwerten. Grund: Im Aargau ist nicht der Kanton, sondern die Gemeinde, für die Einstellung einzelner Lehrpersonen zuständig. Dadurch fehlt es dem Kanton an Informationen darüber, ob eine Lehrperson das richtige Diplom für die Stufe hat, auf der sie unterrichtet. Sprich: Ob ein Kantilehrer auf der Sekundarschule unterrichtet oder ob eine ehemalige Schreinerin in der Primarschule lehrt.

Lehrerinnen- und Lehrerverband wünscht sich bessere Kommunikation

Die Präsidentin des Aargauischen Lehrerinnen und Lehrerverbandes, Kathrin Scholl, ist über diese Situation frustriert. Sie wünschte sich eine proaktivere Kommunikation des Kantons. Sie ist erstaunt, dass es die Zahlen offensichtlich doch gibt und diese aber dennoch nicht aktiv kommuniziert wurden.

Die verfügbaren Daten bestätigen aber ihre langjährigen Vermutungen. Für sie ist besonders der Anstieg von nicht voll qualifizierter Lehrkräfte in der Sekundarstufe im Vergleich zu anderen Stufen besorgniserregend.

(red.)

veröffentlicht: 17. April 2024 14:31
aktualisiert: 17. April 2024 14:31
Quelle: ArgoviaToday

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