Buchhändlerin mit Legasthenie? Für Corina Friderich kein Widerspruch

Corina Friderich ist Inhaberin der Buchhandlung «Leserei» in Zofingen und hat eine Lese- und Rechtschreibstörung. Dass Legasthenie kein Hindernis sein muss, beweist die Buchhändlerin immer wieder, nicht zuletzt durch die Nomination zur Schweizer Buchhandlung des Jahres 2022. Mit ArgoviaToday sprach die 28-Jährige über ihren Weg in den Buchhandel.

Die Sprachheilschule war ein Privileg

«Ich konnte einen Text lesen und habe danach nicht gewusst, um was es ging», sagt die Buchhändlerin. In der Mittelstufe wurde bei ihr Legasthenie festgestellt. Es folgte ein Wechsel in die Aargauische Sprachheilschule «ASS» in Lenzburg. Der plötzliche Schulwechsel war einschneidend für sie, doch es sei auch ein Privileg gewesen. «Ohne diese Schule wäre ich heute nicht an dem Punkt, an dem ich jetzt bin», so Friderich.

Den Sprung in den Buchhandel

Durch die Sprachheilschule und vor allem durch das viele Lesen konnte sie sich mit den Worten und Büchern versöhnen und zwar so sehr, dass sie sich für eine Ausbildung zur Buchhändlerin entschied. Diese absolvierte sie in der Leserei, die damals noch «Buchhandlung Mattmann» hiess. Nach einigen weiteren beruflichen Erfahrungen konnte Corina Friderich mit 22 Jahren die Buchhandlung ihres ehemaligen Lehrbetriebs übernehmen. Für sie war es aber kein grosser, sondern logischer Schritt, sagt sie.

Den Mut nicht verlieren und mit sich selbst geduldig sein, das rät die Buchhändlerin allen, die ebenfalls mit Legasthenie kämpfen. «Herausforderungen immer wieder annehmen und positiv denken, dann kommt es gut!», sagt die Buchhändlerin ermutigend. Sie selbst habe ihre anfängliche Schwäche zu ihrer Stärke gemacht. «Legasthenie gehört zu mir, aber ich reduziere mich nicht darauf», erklärt die Zofingerin.

«Bücherhüslerei» zur Leseförderung 

Mit ihren Ideen begeistert Friderich ihre Kunden immer wieder. So auch mit der Aktion «Bücherhüslerei», die sie gemeinsam mit der Stadtbibliothek Zofingen ins Leben rief. Für diese Aktion wurden kleine Holzhäuschen in Zofingen aufgestellt. Gratis und zu jeder Tageszeit kann ein Buch genommen oder hineingelegt werden. Für die 28-Jährige ist diese Aktion eine Herzenssache. «Mein Ziel ist es, dass möglichst viele Leute wieder anfangen zu lesen», erklärt die Geschäftsführerin. Ihr sei egal, ob sie finanziell davon profitiert oder nicht, es ist ihr wichtig, dass gelesen wird.