Zu wenig Wasserflächen: Aargauer Schulen müssen sich organisieren
Ins Becken springen, schwimmen und tauchen: «Bewegen im Wasser» ist ein Bestandteil des Sportunterrichts. So jedenfalls sieht es der aktuelle Aargauer Lehrplan vor, der ab Schuljahr 2020/21 gestaffelt eingeführt wurde. Nur: Der geforderte Schwimmunterricht kann diejenigen Gemeinden vor Probleme stellen, die weder über ein Hallenbad noch ein beheiztes Freibad verfügen.
Viel Aufwand, viele Kosten und dennoch sehr wichtig
Die Schulen in diesen Gemeinden mussten sich deshalb organisieren und dieser Herausforderung stellen; benötigt wird Transportgefährt inklusive Chauffeur, eine ausgebildete Fachperson sowie die Wassermiete in einem freien Becken.
Eines von vielen Beispielen ist die Gemeinde Bettwil. Das 680-Seelen-Dorf auf der Hochebene am westlichen Hang des Lindenbergs im Freiamt verfügt über kein eigenes Schwimmbad und dennoch sollen die Kinder der Primarschule das Schwimmen sowie das Verhalten im Wasser erlernen. Schulleiterin Nadia Fischer ist sich der Wichtigkeit des Unterrichtes im Wasser bewusst und hat deshalb auch eine Miete der Wasserfläche im Seoner Hallenbad bewerkstelligt.
Die Organisation sei nicht leicht gewesen, erzählt sie: «Den kleinen Gemeinden wurde ein ziemlich grosser Rucksack aufgebürdet. Der Aufwand zieht auch hohe Kosten für die Gemeinden mit sich. Trotzdem erachten wir den Schwimmunterricht als sehr wichtig und sind froh über die Alternative, die wir jetzt gefunden haben.»
Jede Menge Fachkräfte für «attraktiven Nebenerwerb» gesucht
Da die Anforderungen im regulären Schulschwimmunterricht eher tief sind, setzen viele Eltern grundsätzlich bereits in jungem Alter auf private Schwimmschulen. «Je früher ein Kind die koordinativen Fähigkeiten entwickelt, desto schneller verliert es die Angst vor dem Wasser, kann sich im Notfall selbst retten und entdeckt die wunderbaren Möglichkeiten des Schwimmens», erklärt Sölen Eichhorn, Geschäftsführerin der «Schwimmschule Wellebrecher» in Bremgarten. Mit der Einführung des Lehrplans 21 rechnete die erfahrene Schwimminstrukteurin mit einer deutlichen Abnahme an Kunden. Doch: «Der Ansturm auf Schwimmschulen wird immer grösser. Die Menschen in der Schweiz werden sich immer wie mehr bewusst, wie wichtig es ist, schwimmen zu können.» Während in Privatschulen die Klassen eher klein gehalten werden, könnte beim Schulschwimmen nur schlecht auf einzelne Kinder eingegangen werden.
Aufgrund des grossen Ansturmes kämpft Eichhorn seit geraumer Zeit mit Personalmangel: «Es ist sehr schwierig, an qualifizierte Schwimmlehrer und Schwimmlehrerinnen zu kommen. Die Schwimmschulen spüren einen riesigen Mangel an Personal.» Dem Ganzen hauptberuflich nachzugehen, sei schwierig umsetzbar. Doch als Nebenjob, so für Studierende, würden sich solche Stellen optimal anbieten, erklärt Eichhorn: «Die Lektionen sind abends, an Wochenenden oder in der Ferienzeit und der Stundenlohn verhältnismässig hoch angesetzt.»
Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir jetzt die Today-App: