Jahrzehntelang wurde in offiziellen und internen Texten des Bundes das generische Maskulinum verwendet. Heisst: Wenn von «Stimmbürgern» die Rede war, waren implizit auch die nicht-männlichen Menschen in der Schweiz gemeint. Dass sich damit viele nicht angesprochen fühlen, nahm man in Kauf.
Gegen das generische Maskulinum hat sich in den vergangenen Jahren Widerstand erhoben. Dieser kam schliesslich auch in Bern an. In einem neuen Sprachleitfaden weist die Bundeskanzlei die Angestellten darauf hin, eine möglichst inklusive Sprache zu verwenden. Es soll also konsequent von «Stimmbürgerinnen und Stimmbürger» die Rede sein.
Romands bleiben beim Alten
Was auf Deutsch gilt, muss nicht für die anderen Landessprachen gelten, wie der «Blick» schreibt. Die französische und italienische Variante des Leitfadens empfehlen nämlich genau das Gegenteil. Dort wird das generische Maskulinum vorgeschrieben. Diese Form stehe repräsentativ für alle Menschen.
Diese Inkonsequenz erstaunt. «Ich habe das Gefühl, dass wir gerade 20 Jahre der Entwicklung hin zu mehr Gleichheit verloren haben», wird etwa SP-Nationalrat Emmanuel Amoos zitiert. Es sei abwegig, die Gleichheit verteidigen und die Diskriminierung bekämpfen zu wollen, indem man die Verwendung des generischen Maskulinums in offiziellen Texten empfiehlt, so der Walliser.
Bundesrat will nicht nachbessern
Amoos wollte deshalb vom Bundesrat wissen, ob dieser bereit sei, die neuen Leitfäden zurückzuziehen und mithilfe von Expertinnen und Experten neue Empfehlungen vorzuschlagen. Doch die Regierung sieht keine Dringlichkeit darin, wie sie im März mitteilte.
Das Argument der Landesregierung: Die überwiegende Mehrheit der französisch- und italienischsprachigen Sprecherinnen und Sprecher verwende und verstehe das generische Maskulinum in seinem inklusiven Wert. Nationalrat Amoos will das nicht gelten lassen. Er bereitet einen Vorstoss zum Thema vor.
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(osc)