Die Vorwürfe sind heftig. Im deutschen Magazin «Der Spiegel» beschreibt die Journalistin Anuschka Roshani, wie sie über viele Jahre im «Magazin» der Tamedia-Zeitungen vom Chefredaktor Finn Canonica gemobbt, herabgesetzt und belästigt worden sei, wie die «Limmattaler Zeitung» berichtet.
Sie schildert verbale Entgleisungen des Redaktionsleiters und Beispiele von Herabsetzungen. Als Frau und aufgrund ihrer Herkunft als deutsche Staatsbürgerin mit persischen Wurzeln sei sie verunglimpft worden. So habe er ein Hakenkreuz gezeichnet, als sie von «Keksen» und nicht von dem in der Schweiz gebräuchlichen Wort «Gutzi» schrieb.
Unternehmen weist Vorwürfe zurück
Mindestens so schwerwiegend sind die Vorwürfe an das Unternehmen Tamedia und den Verleger Pietro Supino, dessen persönliche Nähe zu Canonica seit langem ein Branchenthema gewesen ist. Die Führung sei schon längst über die Entgleisungen informiert, habe jedoch nichts unternommen. Auch nach dem Frauenbrief, in dem sich im März 2021 Mitarbeiterinnen in einem offenen Brief über ein frauendiskriminierendes Betriebsklima beklagten, habe sich ausser schönen Worten nichts getan.
In einer Stellungnahme gegenüber dem «Spiegel» weisen Canonica und das Unternehmen die Vorwürfe zurück und drohen rechtliche Schritte an. Der «Spiegel» hält sie nach eigenen Recherchen für glaubhaft. Canonica hatte sich im Juni vergangenen Jahres stillschweigend von der Leitungsfunktion zurückgezogen. Der Journalistin Roshani wurde im September vom «Magazin» gekündet.
(Christian Mensch/Limmattaler Zeitung)