Tipps gegen Furcht

Du hast nachts auf dem dunklen Heimweg Angst? Das kannst du dagegen tun

· Online seit 04.11.2023, 17:21 Uhr
Die Tage werden jetzt im Herbst wieder kürzer und die Nächte dunkler. Für viele ist die Angst vor einem Verfolger ständiger Begleiter auf dem Heimweg. Eine Expertin gibt Tipps.
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«In einer Nacht von Samstag auf Sonntag, es war kurz nach Mitternacht, ich war auf dem Nachhauseweg. Plötzlich spürte ich, wie mich jemand verfolgte. Doch dies war sicher nur Einbildung. Oder etwa doch nicht? Angst stieg in mir hoch, ich lief schneller, irgendwann rannte ich, den Schlüsselbund in der geballten Faust, die Musik auf den Kopfhörern lief schon lange nicht mehr. Ich wartete nur noch darauf, bis mich plötzlich jemand von hinten packen würde. Endlich zu Hause angekommen, schloss ich die Tür hinter mir ab, kontrollierte aber noch zweimal, ob auch wirklich alles zu war. War mein Verfolger nur eine Einbildung oder war der wirklich da?»

Der Unbekannte im Gebüsch

Diese fiktive Geschichte basierend auf realen Erzählungen ist ein Beispiel dafür, wie sich vor allem Frauen fühlen, wenn sie in der Dunkelheit, alleine unterwegs sind. In vielen Fällen ist diese Angst unbegründet. Man wird nicht verfolgt und auch nicht beobachtet. Es wird nicht gleich jemand aus dem Busch springen und einen vergewaltigen. «Meistens», sagt Daniel Wächter von der Kantonspolizei Aargau. Wirklich eine Statistik darüber, wie viele Frauen auf offener Strasse angegriffen werden, gibt es nicht. «Auf die Schnelle fällt mir jetzt auch kein Fall in diesem Jahr ein. Aber es gibt sie, wenn auch selten», so der Polizeisprecher.

«Leute, die ihren Körper und ihre Gefühle wahrnehmen können, dürfen stolz darauf sein», erklärt Michelle Meier, Bildungsverantwortliche und Kursleiterin bei Amnesty International. Angst auf dem dunklen Nachhauseweg zu haben, sei – unabhängig vom Geschlecht – völlig normal. «Meine Erfahrung zeigt, diese Urinstinkte sind wichtig, die sind berechtigt, wir müssen ihnen Platz geben. Lieber einmal mehr um sich schauen, als dass man in eine blöde Situation kommt.»

Um sich im Dunkeln sicherer zu fühlen, sollte man sich vorbereiten, erklärt Meier. «Dies beginnt bereits im Vorhinein. Vielleicht schaut man, dass man nicht alleine ist oder mit jemandem telefoniert.» Ebenfalls ein Tipp der Expertin ist, den Live-Standort bei Whatsapp einzuschalten und zu teilen. «Wenn man trotzdem noch Angst hat, sollte man eine bewusste und sichere Körpersprache haben.»

Ebenfalls spricht Michelle Meier von den drei «L»: «Licht, Lärm, Leute. In eine Richtung gehen, wo es Licht hat, selbst Lärm machen oder wohin gehen, wo es Leute hat.» In diesem Fall ist der Nachhauseweg vorbei an Restaurants, Bahnhöfen oder dicht bewohnten Quartieren eine gute Idee.

«Es gibt unzählige Tipps und Tricks. Nicht alle funktionieren für alle Menschen gleich gut», erklärt Meier. Dabei spricht sie zum Beispiel vom Schlüsselbund in der geballten Hand. «Er kann einigen Sicherheit geben. Andere verunsichert er, weil man daran erinnert wird, dass man sich allenfalls verteidigen müsste.» Michelle Meier ist überzeugt, dass diese Hilfen individuell sind. «Man sollte sich wirklich einmal Zeit nehmen und überlegen, was einem helfen könnte. Vielleicht dies sogar üben.»

Du bist der Schatten auf dem Heimweg

Ob die Angst berechtigt ist oder nicht – sobald jemand hinter einem läuft, wird sie schlimmer. «Es ist auch wichtig zu merken, wenn man selbst jemand anderem Angst macht», erklärt Meier. «In diesem Fall kann man ganz simpel die Strassenseite wechseln, eine deeskalierende Körperhaltung einnehmen, genügend Abstand halten und falls sich die vordere Person aus Angst umdreht, sollte man sich entschuldigen und die guten Absichten erklären.» Ebenso kann es helfen, bereits proaktiv zu sagen: «Sorry, ich will dir nichts Böses. Ich habe nur denselben Heimweg.»

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Die Angst im Dunkeln ist ein sehr wichtiges Thema und man sollte es ernst nehmen, erklärt Meier. «Man sollte versuchen, so gut wie möglich diese Situationen zu verhindern. Die Tipps im Vorhinein schon zurechtzulegen und sich mit dem Thema zu befassen.»

veröffentlicht: 4. November 2023 17:21
aktualisiert: 4. November 2023 17:21
Quelle: ArgoviaToday

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