Nach 3-jähriger Reise

Fällt heute glühender Weltraumschrott auf uns herunter?

· Online seit 08.03.2024, 16:13 Uhr
Eine 2,6 Tonnen schwere Plattform der Nasa rast derzeit mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit auf die Erde zu. Deutsche Medien berichten von möglichem «Batterieregen» – auch die Schweiz liegt in der Gefahrenzone. Müssen wir heute Abend in Deckung gehen?
Linda Hans
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Vor gut drei Jahren stiess die Nasa einen tonnenschweren Batterieblock von der Internationalen Raumstation ISS ab. Nun rast der vier mal zwei Meter grosse Block auf unseren Planeten zu und verursacht damit ein mulmiges Gefühl. Laut Angaben des deutschen Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BKK) handelt es sich dabei um den Wiedereintritt eines der grössten Weltraumobjekte.

Weltraumexperten geben Entwarnung

In der Gefahrenzone befindet sich unter anderem der Norden der Schweiz sowie Vorarlberg und Teile Deutschlands – aber wie gefährlich ist die Situation wirklich? Aufgrund der hohen Geschwindigkeit, mit der das Batteriepaket auf uns zu rast, wird es vermutlich beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre verglühen und in kleinere Teile zerfallen.

Warnstellen und Weltraumexperten schätzen die Gefahr für die Bevölkerung als sehr gering ein. Trotzdem könnte sich das Geschehen bei der hiesigen Bevölkerung bemerkbar machen, und zwar in Form von Leuchterscheinungen am Himmel oder durch das Hören eines Überschallknalls.

Wie das Schweizer Bundesamt für Bevölkerungsschutz (Babs) auf Anfrage der Today-Redaktion mitteilt, wird ein Niedergang von Trümmerteilen auf die Schweiz als unwahrscheinlich eingestuft. Seine Informationen beziehe das Babs von der European Space Agency ESA, diese erwarte den Wiedereintritt am Freitag zwischen circa 15.35 und 22.25 Uhr.

«Die Chance für einen 6er im Lotto ist 10-mal so hoch»

Auch Raumfahrtexperte Men J. Schmidt sieht das Phänomen als ungefährlich, aber durchaus als sehenswert an. «Täglich treten Teile von ausgedienten Satelliten oder Raumstationen oder Raketenüberbleibsel in die Erdatmosphäre ein. Beim allergrössten Teil ist dies überhaupt kein Problem», sagt Schmidt. Dies, da die Teile in der Hochatmosphäre verglühen und es nur noch ganz kleine Fragmente bis an die Erdoberfläche schaffen.

Probleme gebe es erst, wenn ein schwereres Objekt ab fünf Tonnen aufwärts eintrete. Ein Objekt der Grösse und des Gewichts des aktuellen Batterieblocks stelle eigentlich keine Gefahr dar. Ausserdem sei die Wahrscheinlichkeit sehr klein, dass die Teile dann noch irgendwo herunterfallen, wo Menschen wohnen. «Die Chance für einen 6er im Lotto ist 10-Mal so hoch, wie die Wahrscheinlichkeit, dass ein solches Teil einen Schaden anrichtet», meint Schmidt weiter.

Wenn möglich unbedingt zusehen

Der Experte ergänzt, dass wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist und das Phänomen sehen kann, man dies unbedingt tun solle. Wenn es nach Eintritt der Dunkelheit passiert, dann sehe man eine starke Leuchtspur, die sich auch in der Helligkeit verändert, begleitet von einem Donnergeräusch. Das Auflösungsprodukt erscheine dann in verschiedenen Farben wie eine Feuerwerksrakete: «Also von dem her ist es auch etwas Schönes.»

Das Spektakel dauert gemäss Schmidt etwa eine bis zwei Minuten. Es beginne in etwa 110 Kilometern Höhe mit dem Eintauchen des Objekts, auf etwa 60 bis 70 Kilometern erreiche es dann seine Höchstgeschwindigkeit, bis es in 40 Kilometern Höhe dann stark abbremse und vorbei sei. «Schliesslicht taucht das Objekt mit 26'000 km/h in die Atmosphäre ein – das geht sehr schnell und verglüht im Minutenbereich», so Schmidt.

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veröffentlicht: 8. März 2024 16:13
aktualisiert: 8. März 2024 16:13
Quelle: FM1Today

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